46,006 g/mol
0,5 ml/m3 oder 950 µg/m3 (TRGS 900)
3,663 g/l (Gas, 0 °C, 1013 hPa) (Stickstoffdioxid zu Luft = 2,84)
−9,3 °C
+21,15 °C
Bildung von Salpetersäure
Braunrotes Gas mit brenzligem Geruch (an Chlor erinnernd)
Aufgrund der stark toxischen Wirkung wird von Experimenten zur Herstellung des Gases an Schulen abgeraten. Für Experimente, bei denen die Gefahr besteht, dass geringe Mengen Stickstoffdioxid frei werden, ist ein Abzug notwendig. Werdende oder stillende Mütter dürfen mit diesem Stoff nicht arbeiten. Gasflaschen mit Stickstoffdioxid an Schulen nicht aufbewahren!
Wirkung auf den menschlichen Körper
Stickstoffdioxid ist ein stark toxisches Gas. Der Arbeitsplatzgrenzwert liegt bei 950 µg/m³ oder bei 0,5 ml/m³ (=0,5 ppm Volumenanteile). Je nach Person treten ab einer Konzentration von 1 bis 13 ppm Reizungen an den Schleimhäuten der Atemwege auf. Die Augen werden ab 10 ppm gereizt. 100 ppm in der Atemluft wirken nach einer Stunde tödlich. Die akute Vergiftung durch Inhalation beginnt mit Schwindel und Kopfschmerzen, ein auftretendes Lungenödem kann auch noch nach Tagen zum Tod führen. Als Gegenmaßnahmen sind absolute Körperruhe, ärztliche Behandlung und Sauerstoff-Beatmung notwendig. Eine ärztliche Beobachtung ist mindestens zwei Tage lang erforderlich. Chronische Wirkungen auf die Atemwege sind ab 1 ppm dokumentiert. Stickstoffdioxid ist im Zigarettenrauch enthalten. Es entsteht bei der Verfeuerung fossiler Brennstoffen wie Benzin oder Diesel und befindet sich in den Abgasen.
Rauchende Salpetersäure
setzt Stickstoffdioxid frei.
Chemisch-physikalische Eigenschaften
Stickstoffdioxid ist ein braunrotes Gas, das bei +21,2 °C zu einer braunen Flüssigkeit kondensiert. Bei weiterem Abkühlen verschwindet die braune Farbe allmählich, bei −11,2 °C erstarrt die Flüssigkeit zu farblosen Kristallen. Unterhalb von 0 °C wandeln sich alle Stickstoffdioxid-Moleküle in Distickstofftetroxid-Moleküle um, es entsteht das farblose Dimer N
2O
4:
2 NO
2 N
2O
4 ΔHR = −57 kJ/mol
Das
chemische Gleichgewicht dieser Reaktion ist temperaturabhängig. Bei steigender Temperatur verschiebt sich das Gleichgewicht nach links. Bei +64 °C ist es etwa ausgeglichen. Daher kommen bei Zimmertemperatur die beiden Gase immer in einem Gemisch vor. Erst bei +150 °C liegt reines Stickstoffdioxid vor.
Im mit Eiswasser gekühlten Rundkolben (Bild links) liegt hauptsächlich das Dimer N
2O
4 vor;
in dem mit heißem Wasser erwärmten Rundkolben (Bild rechts) findet sich überwiegend NO
2.
Film
Oberhalb von 150 °C beginnt ein Zerfall in Stickstoffmonooxid und Sauerstoff:
2 NO
2 2 NO + O
2 ΔHR = +114 kJ/mol
Bei 620° C liegt das
chemische Gleichgewicht dieser Reaktion ganz auf der rechten Seite, und das Gas ist vollständig zerfallen. Aufgrund der Bereitschaft,
Sauerstoff-Atome abgeben zu können, wirkt Stickstoffdioxid als starkes Oxidationsmittel.
Kohle,
Phosphor und
Schwefel verbrennen,
Kohlenstoffmonooxid oxidiert zu
Kohlenstoffdioxid, Schwefelwasserstoff zu Schwefel und Wasser. Mit
Schwefelwasserstoff und halogenierten Kohlenwasserstoffen entstehen explosionsgefährliche Gemische. Bei der Reaktion mit Wasser bildet sich
Salpetersäure. Diese Reaktion dient im
Ostwald-Verfahren zur Herstellung von Salpetersäure:
3 NO
2 + H
2O
2 HNO
3 + NO
Im Labor kann man Stickstoffdioxid durch vorsichtiges Erhitzen von
Blei(II)-nitrat erhalten:
2 Pb(NO
3)
2 2 PbO + 4 NO
2 + O
2
Das Gas entsteht auch, wenn man Metalle in konzentrierter
Salpetersäure auflöst, beispielsweise bei der Reaktion von Salpetersäure mit
Kupfer. Das dabei gebildete Stickstoffmonooxid NO reagiert sofort mit der Luft weiter zu Stickstoffdioxid.
3 Cu + 8 HNO
3 3 Cu(NO
3)
2 + 4 H
2O + 2 NO
Kupfer reagiert mit konzentrierter Salpetersäure.
Film
Stickstoffdioxid kann auch durch einen Lichtbogen an einer Hochspannung hergestellt werden. Nach dem 1903 entwickelten
Verfahren von Birkeland und Eyde wird Salpetersäure gewonnen, wenn das hierbei entstehende Stickstoffdioxid in Wasser geleitet wird.
Im Lichtbogen entsteht aus der Luft Stickstoffdioxid.
Film
Die industrielle Gewinnung durch die
Oxidation von
Ammoniak wurde von Wilhelm Ostwald entwickelt. Die Produktion des Ammoniaks erfolgt nach dem
Haber-Bosch-Verfahren. Das so gewonnene Ammoniak wird mit Luft vermischt und in einem Reaktor bei 800 °C und einem Platin-Rhodium-Katalysator zu Stickstoffmonooxid und Wasser oxidiert:
4 NH
3 + 5 O
2 4 NO + 6 H
2O
ΔHR = −908 kJ
In einem nachgeschalteten Reaktor reagiert das Stickstoffmonooxid mit
Sauerstoff in einer weiteren Oxidation zu Stickstoffdioxid. Diese Reaktion ist erst bei Temperaturen unterhalb 50 °C durchführbar:
2 NO + O
2 2 NO
2 ΔHR = −114 kJ/mol
Stickstoffdioxid dient vor allem zur Herstellung von
Salpetersäure. Es kann als Oxidationsmittel verwendet werden, daher eignet es sich als Komponente für Raketentreibstoffe. Im Gemisch mit Nitrobenzol erhält man den brisanten Sprengstoff Panclastit.
Weitere Infos und Medien
Das
Auto und seine Abgase
Das
Ostwald-Verfahren zur Herstellung von Salpetersäure