In
der Antike wurden Bleistücke oder Platten in eine Schale mit Essig
gelegt und unter einem Misthaufen vergraben. Durch Fäulnisprozesse
im Mist entstand Kohlenstoffdioxid, das zusammen mit den Essigdämpfen
auf das Blei einwirkte.
Die Qualität des
Produkts war erheblich von der Reinheit der eingesetzten Bleiplatten abhängig.
Nach dem holländischen Loogenverfahren wurden dünne Bleiplatten
spiralförmig so aufgerollt, dass Hohlräume vorhanden blieben
und sich die gerollten Platten nicht berühren. Etwa 30 Zentimeter hohe und
leicht konische Töpfe mit 20 Zentimeter oberem Durchmesser, die innen zur Hälfte
glasiert waren, wurden mit Essig und Bierhefe gefüllt, die Bleirollen
hängte man darüber auf. Die Töpfe kamen in eine „Looge“,
einem Oxidationsraum, in dem die offenen Töpfe schichtenweise aufgestellt
und mit Pferdemist umgeben wurden. Nach sechs oder sieben Wochen nahm man
das entstandene Bleiweiß aus den Töpfen heraus. Es wurde gemahlen,
gesiebt und dann zwischen Granitsteinen unter Zugabe von Wasser fein zerrieben.
Die Trocknung des feinen Pulvers erfolgte in Trockenräumen. Anstatt
des Pferdemists setzte man auch Gerberlohe ein, die von den Gerbereien
als Abfallprodukt bezogen werden konnte.
Beim österreichischen
Verfahren zur Herstellung von Kremserweiß verwendete man einen konzentrierten
Weintraubenextrakt und ließ diesen vergären. Die alkoholische
Gärung erzeugte das notwendige Kohlenstoffdioxid. Bei beiden Verfahren
waren die Arbeiter einem hohen Berufsrisiko ausgesetzt. Vor allem beim
Abklopfen des Produkts von den Bleiplatten atmeten sie die giftigen Stäube
ein.
Bei der industriellen
Fertigung nach dem Kammerverfahren wurden die Bleiplatten in einem Raum
aufgehängt und mit Wasserdampf, Essigsäuredampf und Kohlensfoffdioxid
begast. Hierbei enstand das Bleiweiß relativ schnell. Mit Schutzanzügen
bekleidete Arbeiter betraten den Raum und spritzten das entstande Bleiweiß
von den Platten ab. Es bildete sich ein Schlamm, der sich in einem Absetzbecken
sammelte. Nach dem Trocknen wurde der Schlamm fein gemahlen.
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