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Ultramarinblau
 
Bild vergrößern! Bild vergrößern Ultramarinblau dunkel ist das kräftigste aller blau leuchtenden Ultramarinpigmente. Es zählt zur Gruppe der schwefelhaltigen Natrium-Aluminium-Silicate. Es ähnelt in seiner Grundstruktur dem Mineral Sodalith. Der Aufbau kann etwa mit Na6,9Al5,6Si6,4O24S4,2 angegeben werden. Das radikalische Trisulfid-Anion S3 verursacht die blaue Farbe. Ultramarinblau hat ein hervorragendes Färbevermögen, eine sehr hohe Deckkraft und ist lichtecht und hitzebeständig. In alkalischer Umgebung ist es stabil, von Säuren wird es angegriffen, mit Salzsäure reagiert es zu Schwefelwasserstoff. Insgesamt ist das Ultramarinblau aber eines der beständigsten Pigmente überhaupt.

 
Geschichte Gewinnung Toxikologie Portraits
   
Geschichte und Verwendung
Eines der wertvollsten und farbintensivsten Blaupigmente war vor der Entdeckung des Ultramarinblaus das Fra Angelico Blau, das aus dem Edelstein Lapislazuli gewonnen wurde. Der Name hat sich erhalten, weil der blaue Halbedelstein damals von jenseits des Meeres kam (ultra mare). Da die Beschaffung des Lapispigments außerordentlich zeit- und kostenaufwändig war, setzte ein französischer Ausschuss im Jahre 1824 einen Preis von 6000 Francs für denjenigen aus, der ein Verfahren zur künstlichen Herstellung entwickeln konnte. Seit 1806 war die natürliche Zusammensetzung bekannt. Die synthetische Herstellung gelang 1828 den drei Chemikern Giumet, Gmelin und Köttig unabhängig voneinander. Die erste Ultramarinfabrik wurde in Deutschland im Jahre 1834 von Leverkus gegründet. Heute beträgt die jährliche Weltproduktion über 20000 Tonnen. Früher verkaufte die Ultramarinfabrik Schindlers Werk bei Chemnitz ihr Ultramarinblau als „Wäscheblau“.
  
 
Thomas Seilnacht: Niesen in Blau
Caseinfarbe auf Holz, 80 x 80 cm (2006 Nr. 37)


 
Der Niesen ist ein pyramidenförmiger Berg am Thuner See.
 
  
Ultramarin ist heute eines der wichtigsten mineralischen Blaupigmente für Öl- und Aquarellfarben, für Druckfarben, für Dispersionsfarben, für Lacke und zum Färben von Kunststoffen. Die Werbung setzt das Blau gerne ein, um den Käufer positiv zu stimmen. Die Textilindustrie verwendet es als Waschblau schon seit längerer Zeit, da das Blau als Komplementärfarbe zu Gelb den gelben Farbton aufhebt und die Textilien rein weiß erscheinen lässt.  
   
Das reine Blau des Ultramarinblaus war auch die Lieblingsfarbe des 1928 in Nizza geborenen und 1962 gestorbenen französischen Künstlers Yves Klein. Dieser schockierte in den 1950er-Jahren die Öffentlichkeit mit seinen blaumonochromen Bildern und Objekten. Klein schuf blaumonochrome Bilder, bei denen die Oberflächenstruktur der Farbe, aufgetragen mit Farbrolle und Spachtel, eine eigene Landschaft bildet. Klein entdeckte das reine Ultramarinblau als Pigment bei einem Londoner Rahmenhändler. Doch es stellte sich heraus, dass alle Versuche mit herkömmlichen Bindemitteln die Intensität und Wirkung der Farbe verblassen ließen. Nach einjährigen Experimenten mit dem Pariser Chemiker und Apotheker Adam fand er schließlich eine Rezeptur, die das Ergebnis verbesserte: Ultramarin wurde mit „Rhodopas“ als Bindemittel angerührt. Verwendet wurden dazu Kunstharze wie Polyvinylacetat, das in einem Lösemittel gelöst wird. Die auf diese Art und Weise hergestellte Malfarbe wurde unter der Bezeichnung „International Klein Blue“ patentiert. Das Pigment und dessen Farbton sind dagegen nicht patentierbar.

Das monochrome Blau der Bilder und Objekte von Klein soll den Betrachter aufgrund seiner Tiefenwirkung in das Bild oder Objekt hineinziehen. Gercke sieht bei Klein eine „Doppelnatur der Farbe“, das Pigment als greifbares Material einerseits und die geistigen Prozesse, die beim Betrachten in die Tiefen des Blaus andererseits ausgelöst werden.
[Lit Gercke 1990, S. 426] 
   
Vom Ultramarinblau gibt es verschiedene Sorten, manche erscheinen heller oder dunkler, andere wiederum gehen mehr in Richtung Grün oder Rot. Reduziert man den Anteil an Natriumatomen, lässt sich ein Farbton erzeugen, der Richtung Altrosa oder Violett geht. Unterbricht man den Brennprozess vorzeitig, erhält man grünstichige Sorten. 
 
 
Ultramarinviolett
   
Wenn Ultramarinblau bei der Herstellung mit Chlor oder Chlorwasserstoff behandelt wird, dann werden Natrium-Atome entzogen. Man erhält das rotstichige Ultramarinviolett. Das lichtechte und beständige Pigment erscheint im Gegensatz zum Manganviolett heller, es hat aber mehr Färbevermögen, es ist deckkräftiger und eignet sich zum Beimischen von Ultramarinpigmenten im Blau-Violett-Bereich. Das Pigment ist besonders für wasserlösliche Farben wie Caseinfarben geeignet. Zur Herstellung von Ölfarben wird es mit Mohnöl angerieben.
   
 
  
 
Ultramarinrot
  
Ultramarinrot ist ein Altrosa, man erhält es, wenn der Natriumanteil noch mehr reduziert wird. Bei Mischung mit Ultramarinblau lassen sich zahlreiche Violetttöne erzeugen. Das Pigment ist genauso lichtecht und beständig wie Ultramarinblau. Von Säuren wird es zersetzt. Deckkraft und Färbevermögen sind erheblich höher als die des Cobaltvioletts, allerdings erscheint es nicht ganz so brillant. Ultramarinrot eignet sich für Ölfarben, die mit Mohnöl angerührt werden. Dann kommt die Wirkung besonders  gut zur Geltung.
   
 
  
 
Ultramaringrün
   
Ultramaringrün ist ein Ultramarinblau mit Grünstich. Es bildet sich während der Herstellung von Ultramarinblau als frühes Produkt. Je nach Herstellungsprozess lassen sich so alle Zwischentöne erzeugen. Das schwierig herzustellende Pigment wurde bis etwa 1960 produziert und war als Pigment für Künstler und in der Fassadengestaltung von Bedeutung. Es kam auch als Pigment für Lidschatten zum Einsatz. Die heute erhältlichen Sorten sind mit dem organischen Pigment  Phthalocyaningrün geschönt.
   
 
  

Die zahlreichen verfügbaren Ultramarinpigmente ermöglichen Feinabstufungen im Bereich Blau-Violett. Bei dem abgebildeten Gemälde ist das Ultramarinrot im Himmel zur Darstellung von Wolken verwendet worden: 
  
   
Thomas Seilnacht: Berner Alpen - Triptychon
Casein/Pigmente auf Holz, 60 x 163 cm (2008 Nr. 84)
  




 Ultramarinblau, Ultramarinrot und Cobaltblau dominieren dieses Gemälde.
   
   
Gewinnung
Vom Ultramarinblau gibt es verschiedene Sorten, manche erscheinen heller oder dunkler, andere wiederum gehen mehr in Richtung Grün oder Rot. Reduziert man den Natrium-Anteil, lässt sich ein Farbton erzeugen, der Richtung Altrosa oder Violett geht. Unterbricht man den Brennprozess vorzeitig, erhält man grünstichige Sorten.

Schützenberger gibt 1868 dieses Rezept an: 39 Gewichtsteile weißer Ton werden mit 30 Teilen Soda gemischt und dann entwässert. Dann gibt man 28 Teile gemahlenen Schwefel und 3 Teile Harz oder Pech hinzu, vermischt das ganze gut und erhitzt es 20 bis 50 Stunden lang in einem Ofen bei heller Rotglut bei 700 bis 800 °C. Die Abkühlung muss langsam unter Luftabschluss innerhalb 10 bis 14 Tage erfolgen. Der entstehende Rohbrand ist noch mit Natriumsulfat verunreinigt, welches durch anschließende Wasch- und Reinigungsprozesse beseitigt wird. Je nach Mischungsverhältnis erhält man ein grün- oder violettstichiges Ultramarinblau. [Literatur Schützenberger 1868)  Bei den heutigen Verfahren wird das Sodalith-Gerüst und die Einführung des Schwefels stufenweise in einem komplizierten Prozess aufgebaut [Literatur Dittmeyer u.a. 2004]. Obwohl der Herstellungsprozess sehr aufwändig erscheint, ist das Endprodukt relativ preisgünstig.

   
Toxikologie
Pigmentstäube dürfen generell nicht eingeatmet werden. Ultramarinstäube können eine Atemnot verursachen. Für die Ultramarinpigmente ist keine Kennzeichnung als Gefahrstoff vorgesehen.

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