Caesium 55Cs | ||||||
engl. Caesium; lat. caesius („blaugrau“) | ||||||
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Physikalisch-chemische Eigenschaften | ||||||
Das
goldgelbe Caesium ist das weichste aller Elemente. Es lässt sich in
einer Ampulle mit der Handwärme schmelzen und hat nach Quecksilber den niedrigsten Schmelzpunkt aller Metalle. Durch UV-Strahlung lässt
es sich leicht ionisieren. Es eignet sich daher zur Herstellung von
lichtempfindlichen Photozellen in der Elektronik. Caesium kann an der Luft
spontan verbrennen oder explodieren, daher wird es in Ampullen unter einem Schutzgas aufbewahrt.
Mit den meisten anderen
Elementen reagiert Caesium unter Entflammen oder Explosion. Mit Wasser
reagiert es ebenfalls explosionsartig, wobei Caesiumhydroxid und Wasserstoff
entstehen:
2 Cs + 2 H2O 2 CsOH + H2 Caesiumhydroxid ist eine
sehr starke Base. Caesiumsalze ergeben bei der Flammprobe ähnlich
wie beim Kalium und Rubidium eine blauviolette Flammenfarbe.
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Physiologie – Toxikologie |
Das
natürlich vorkommende Isotop Caesium-133 ist nicht radioaktiv, es
besitzt nur das in der GHS-Kennzeichnung genannte Gefahrenpotenzial. Es
reagiert explosiv mit Wasser und verätzt Haut und Augen. Bei Kernwaffentests
oder in Kernkraftwerken entsteht das radioaktive und natürlich nicht vorkommende Caesiumisotop 137. In der Strahlentherapie wird dieses zur Behandlungen von Krebserkrankungen eingesetzt. Nach dem Supergau in Tschernobyl 1986 wurde das radioaktive Caesiumisotop 137 von vielen Menschen in Europa aufgenommen. Es speicherte sich im Muskelgewebe und erhöhte die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken. Bei der Nuklearkatastrophe 2011 im Atomkraftwerk Fukushima/Japan wurden ebenfalls erhebliche Mengen des radioaktiven Caesiumisotops an die Umwelt abgegeben. Ein geringerer Anteil in den Böden stammt aus dem weltweit verteilten Fallout von Kernwaffentests. Die Halbwertszeit von Caesium-137 beträgt etwa 30 Jahre. Dies bedeutet, dass nach 30 Jahren die Hälfte der Caesiumatome zerfallen sind und nach weiteren 30 Jahren Dreiviertel. Nach insgesamt 90 Jahren ist immer noch ein Achtel der ursprünglichen Substanz erhalten. Aufgrund der besonderen Eigenschaft, dass das Caesiumisotop von Tonmineralien fixiert wird, verbleibt es für lange Zeit in den oberen Schichten der Waldböden und wandert nicht in tiefere Schichten. [Lit 68] Da die Pflanzen ihre Nährstoffe überwiegend aus den oberen Schichten beziehen, besteht auch langfristig die Gefahr von Kontaminierungen. Konkret bedeutet dies, dass auch heute noch Pilze oder das Fleisch von Wildtieren – beispielsweise im Bayerischen Wald – aufgrund der Tschernobyl-Katastrophe stark radioaktiv belastet sind. Nach Ansicht von Ärzten sind Kinder besonders anfällig für Zellschäden, die durch Radioaktivität verursacht werden. Offenbar traten nach Tschernobyl nicht nur Krebsarten wie Schilddrüsenkrebs auf, sondern auch zahlreiche andere Erkrankungen wie „diffuse Störungen am Gehirn“ im Entwicklungsstadium von Kindern. Ein Grund könnte darin liegen, dass sich die Zellen direkt nach der Geburt besonders in diesem Organ häufig oft teilen. [Quelle Siedentopf, Lit 69] Auch von einer Zunahme von Augenkrankheiten, von Störungen am Immunsystem oder von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird berichtet. Bei einer Nuklearkatastrophe werden weitere Spaltprodukte des Urans und im schlimmsten Fall sogar Plutonium freigesetzt. |
Vorkommen | |||
Häufigkeit selten
Caesium kommt in der Natur nicht elementar vor. Der Pollucit ist das bedeutendste Caesiummineral. Das Mineral findet sich auf der Insel Elba, in den USA, in Namibia, in Kanada, Russland und Schweden. Auch aus Cs2O-haltigem Lepidolith kann Caesium gewonnen werden. Spuren von Caesiumverbindungen finden sich im Meerwasser und in Mineralwässern.
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Geschichte | |||
Das
Element wurde zusammen mit Rubidium im Jahre
1861 von dem deutschen Chemiker Robert Wilhelm Bunsen (1811–1899) und dem
deutschen Physiker Gustav Robert Kirchhoff (1824–1887) entdeckt. Sie fanden
es bei spektralanalytischen Untersuchungen von Mineralwasser aus Bad Dürkheim.
Die Herstellung von 7,5 Gramm Caesiumchlorid gelang ihnen durch die Aufarbeitung
von 44200 Liter Bad Dürkheimer Mineralwasser. Als zweites Produkt
erhielten sie neun Gramm Rubidiumchlorid. Aufgrund der typischen blauen Farbe der
Spektrallinien, erhielt das Element seinen Namen in Anlehnung an das lateinische
Wort caesius („blaugrau“). Reines Caesium konnte Carl Setterberg
dann im Jahre 1882 durch eine Schmelzflusselektrolyse von Caesiumcyanid
herstellen.
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Herstellung |
Die
Gewinnung erfolgt zusammen mit Rubidium. Bei
der Verarbeitung des Minerals Lepidolith erhält man ein Gemisch aus
Kaliumcarbonat, Rubidiumcarbonat und Caesiumcarbonat. Die Trennung der Salze
erfolgt durch eine fraktionierte Kristallisation. Dabei macht man sich
die unterschiedliche Wasserlöslichkeit der Salze zunutze. Beim Verdunsten
der Lösung kristallisieren die Salze mit den schlechtesten Löslichkeiten
zuerst aus. Durch eine nachfolgende Reduktion mit Calcium oder mit Magnesium im Wasserstoffstrom erhält
man dann das reine Metall. |
Verwendung |
Im
Gegensatz zum Rubidium wird das Caesium in der
Technik häufiger verwendet. Es dient in der Elektronik und in der
Elektrotechnik zur Herstellung von Photozellen, Gleichrichtern, Caesiumdampflampen
und Vakuumröhren. In den exakten Atomuhren wird die Schwingungsfrequenz
des Caesiumisotops Cs-133 ausgenutzt. Derartige Uhren gehen in 10000 Jahren
nur 0,3 Sekunden nach. In der Raumfahrt wird es als Treibstoff in Ionentriebwerken
verwendet. In thermoionischen Batterien ermöglicht das Caesium die
Umwandlung von Wärmeenergie in elektrische Energie. Das radioaktive
Isotop Cs-137 wird in der Medizin zur Bestrahlung von Tumoren eingesetzt. |
Experimente – Medien | |
Demonstrationen
mit Alkalimetallen Digitale Folien zu den Alkalimetallen |
Caesiumverbindungen | ||||
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Caesiumminerale | |||||
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