Plutonium 94Pu | |||
engl. Plutonium; nach dem Planeten Pluto | |||
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Physikalisch-chemische Eigenschaften | ||||||
Plutonium
in reiner Form ist ein silbrig glänzendes, radioaktives Schwermetall
mit sehr hoher Dichte. Im Vergleich zu den anderen Metallen ist es ein
sehr schlechter Strom- und Wärmeleiter. Von dem Element sind sechs
Modifikationen bekannt, die durch das Erwärmen des Metalls zugänglich
sind. Das bei Raumtemperatur vorliegende α-Plutonium
dehnt sich beim Erwärmen ungewöhnlich stark aus, während
das bei 319 °C zugängliche δ-Plutonium
wieder kontraktiert. Plutonium eignet sich zum Bau von Kernwaffen.
Plutonium als Vertreter
in der Gruppe der Actinide ähnelt
in seinen chemischen Eigenschaften dem Actinium und auch dem Uran. Es ist sehr reaktionsfähig
und läuft an der Luft infolge einer Oxidation rasch an. Das Metall
löst sich in Salzsäure, wird aber von konzentrierter Schwefelsäure
und Salpetersäure infolge einer Passivierung nicht angegriffen. Mit
Nichtmetallen wie Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff oder Kohlenstoff bilden sich die entsprechenden Hydride, Oxide, Nitride oder Carbide. Die
Kationen der Plutoniumsalze bilden mit Wasser farbige Lösungen. Reines
Plutonium eignet sich als Kernbrennstoff nicht, da die Isotope sich selbst
aufheizen und die Umhüllungsmaterialien angreifen.
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Vorkommen | ||||||||||||||||||||||||
Häufigkeit sehr selten Plutonium
gehört zu den fünf seltensten, natürlich vorkommenden
Elementen auf der Erde. Die Gewinnung erfolgt aber nicht aus den
natürlichen Vorkommen, sondern aus Kernreaktionen.
Plutonium-Isotope kommen
in Uranmineralien wie in der Pechblende, aber auch zum Beispiel im Cermineral
Monazit vor. Dort bildet sich das Element durch den Einfang von Neutronen
durch Uran-238, wobei sich zunächst Uran-239 und dann durch β-Zerfall
Neptunium-239 und schließlich Plutonium-239 bildet. Die
größte Menge des heute in der Natur vorkommenden Plutoniums
stammt jedoch aus Kernwaffenversuchen und aus verglühten Satelliten,
die mit plutoniumhaltigen Isotopenbatterien bestückt waren.
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Geschichte |
Das
Element wurde von den Amerikanern Glenn T. Seaborg, Edwin M.
McMillan,
Joseph W. Kennedy und Arthur C. Wahl im Jahre 1940 an der
Universität Berkeley in Kalifornien erstmals künstlich
hergestellt und entdeckt.
Es war damit als „Transuran“ nach Neptunium das zweite künstlich
hergestellte Element. Sie beschichteten eine Kupferplatte
mit einem Oxid des Isotops U-238 und beschossen es mit Deuterium.
Dabei entstand das Isotop Np-238, das sich durch β-Zerfall in
Pu-238 umwandelte. Durch die Bestrahlung mit schnellen Neutronen
erhielten sie gleichzeitig das Isotop Pu-239. Nach einer längeren Phase der Geheimhaltung erhielt
das Element im März 1942 seinen Namen in der Reihenfolge der Planeten
und der Entdeckung der Transurane: Uran benannte man nach dem Planeten Uranus, Neptunium nach Neptun und Plutonium nach Pluto. |
Herstellung |
Plutonium-239
lässt sich im Schnellen Brüter (oder Brutreaktor)
aus Uran-238 herstellen. Man verwendet natürliches Uran,
das zu 99,3 Prozent aus Uran-238 und zu 0,7 Prozent aus dem spaltbaren Isotop U-235
besteht. Bei der Kernspaltung des
Urans-235 entstehen schnelle Neutronen, die mit dem Uran-238 eine Kernreaktion
eingehen:
Durch β-Zerfall
bildet sich zunächst Neptunium-239 und dann Plutonium-239 mit einer
Halbwertszeit von 24100 Jahren. Flüssiges Natrium dient als Kühlmittel.
Ein Schneller Brüter kann auf diese Weise bis zu 0,6 Kilogramm Plutonium
pro Tag erbrüten.
Aus den ausgebrannten
Uran-Brennstäben der Leichtwasserreaktoren lässt sich reaktorfähiges
Plutonium herstellen. Nach zwei Jahren Betriebszeit und zwei Jahren Lagerdauer
enthalten die Uran-Brennstäbe pro Tonne bis zu zehn Kilogramm Plutonium-Isotope,
die sich durch das Purex-Verfahren abtrennen lassen (Plutonium-uranium-refining
by extraction). Dabei werden die Isotope mit dem Lösungsmittel Tributylphosphat
(TBP) extrahiert und danach von anderen Spaltprodukten gereinigt. Die so
gewonnenen Plutonium-Isotope sind durch Neutronenbeschuss wieder spaltbar.
Plutonium-239 produziert bei jeder Kernspaltung durchschnittlich 2,7 Neutronen,
so dass eine Kettenreaktion ausgelöst wird. Wie bei der Kernspaltung beim Uran entsteht Energie, die aus den Massendefekten errechnet werden
kann. Das so hergestellte Plutonium eignet sich nicht für Kernwaffen. Kernwaffenfähiges Material muss eine hohe Isotopen-Reinheit besitzen. Man erhält es durch eine mehrwöchige Bestrahlung von Uran-238 mit Neutronen in Schwerwasserreaktoren. Die Kettenreaktion bei einer Plutonium-239-Atombombe wird beim Überschreiten der kritischen Masse bei 5,4 Kilogramm ausgelöst. Eine Kugel mit etwa acht Zentimeter Durchmesser besitzt bereits diese kritische Masse! Die kritische Masse des Plutoniumoxids PuO2 liegt bei 12,8 Kilogramm. Wässrige Lösungen besitzen sogar noch wesentlich niedrigere kritische Massen, so dass dadurch der Bau von Mini-Atombomben durchaus möglich ist. |
Verwendung |
Das
spaltbare Isotop Pu-239 dient in Mischoxid-Brennelementen (MOX)
als Kernbrennstoff in Kernreaktoren, und es wird zum Bau von Atombomben
benötigt. In Kernreaktoren eignen sich Plutoniumoxid PuO2 oder die Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen des Plutoniums. Pu-238
dient in Satelliten und Herzschrittmachern als Isotopenbatterie zur Erzeugung
von elektrischem Strom. Die Verwendung in Herzschrittmachern ist jedoch
problematisch, da sich die Strahlung nicht völlig abschirmen lässt.
Mit Plutonium lassen sich auch weitere Transurane wie Americium oder Curium herstellen. |