Nur für Lehrkräfte empfohlen
Didaktische Bemerkungen Demonstration 1: Kaliumpermanganat in Wasser lösen Demonstration 2: Kaliumpermanganat-Lösung entfärben Demonstration 3: Berliner Blau herstellen Demonstration 4: Blue-Bottle-Demonstration mit Methylenblau Literatur
Bei chemischen
Reaktionen treten unter Energieabgabe oder -aufnahme Änderungen
innerhalb der beteiligten Stoffsysteme auf, die einem Zeitfaktor unterliegen.
Dass dieser Zeitfaktor variabel ist, zeigen die folgenden Demonstrationen.
Zunächst steht nicht eine Berechnung der Reaktionsgeschwindigkeit
im Vordergrund, sondern die Beobachtung des Phänomens an sich. Dabei
wird wieder auf die bewährte Petrischalen-Technik zurückgegriffen
(„Stoff a und Stoff b“), diesmal als Projektion
mit Hilfe eines Overheadprojektors.
Die Demonstration 1 zeigt, dass der Lösungsvorgang von der Temperatur abhängt. Die Entfärbung der Lösung in Demonstration 2 verdeutlicht die temperaturabhängige Reaktionsgeschwindigkeit bei einer homogenen Reaktion. Die Demonstration 3 – die Bildung von Berliner Blau als Projektionsversuch – stellt eine weitere Variante dar. Bei der Demonstration 4 spielen dann quantitative Messungen eine Rolle. Bei der Schülerübung "Reaktion von Salzsäure mit Zink" messen die Schülerinnen und Schüler die Reaktionsgeschwindigkeit bei einer heterogenen Reaktion.
Vorbereitende
Arbeiten: Der
Versuch, insbesondere das koordinierte Hineinwerfen des Kaliumpermanganats
in die Lösungen mit zwei Spateln, sollte vor der Demonstration öfters
geübt werden. In zwei Bechergläsern 600 ml bereitet man kaltes
und heißes Wasser zu: Im kalten Wasser (10 °C) schwimmen Eiswürfel,
das Becherglas mit dem heißen, dampfenden Wasser (70 °C) steht
auf einer Herdplatte. 2 Gramm Kaliumpermanganat werden in einer
Reibschale pulverisiert und in eine kleine Porzellanschale (d=4cm) abgefüllt.
Durchführung: 1.) Zwei Petrischalen-Hälften (d = 12cm) werden auf einen Overheadprojektor gestellt. Zwei beschriftete, transparente Folienstücke („heißes Wasser“ und „kaltes Wasser“) zeigen an, wo sich nachher das kalte und das heiße Wasser befinden. Ein scharfes Abbild auf der Leinwand wird eingestellt. 2.) Die folgenden Arbeiten müssen zügig erfolgen (vorher ausprobieren!): Die eine Petrischale wird mit kaltem Wasser, die andere mit warmem Wasser bis zur Hälfte gefüllt. Das Dampfen des warmen Wassers ist durch den Lichtstrahl am Overheadprojektor gut sichtbar. Man wartet bis sich die Wasserbewegungen beruhigt haben. Anmerkung: Schon hier kann man feststellen, dass das warme Wasser sich nicht so schnell beruhigt. 3.) Dann nimmt man einen Spatel in die linke Hand und den zweiten in die rechte. Gleichzeitig entnimmt man aus der vorbereiteten Porzellanschale jeweils eine Spatelspitze Kaliumpermanganat und wirft mit gleichartigen und gleichgerichteten Bewegungen den Stoff aus geringer Höhe genau in die Mitte der Petrischalen in das Wasser. Nun vergleicht man den Lösungsvorgang in beiden Schalen.
Beobachtungen:
Die lila Farbe breitet sich zunächst
im warmen Wasser viel schneller aus. Bei dieser Art der Versuchsdurchführung
lässt sich die Geschwindigkeit des Lösungsvorganges unmittelbar
beobachten. Im warmen Wasser sind schnellere und chaotischere Bewegungen
zu sehen, während sich der Lösungsvorgang im kalten Wasser nur
langsam abzeichnet. Faszinierend sind die unterschiedlichen Strukturen,
die entstehen:
Nach 5 Minuten im Durchlicht, die Seiten sind vertauscht!
Theorie:
Eine phänomenologisch orientierte Chemiedidaktik
wird hier gerade keine Teilchenbewegungen als (überzogene)
Erklärungsversuche anführen. Entscheidender sind die beobachtbaren
Strukturen. Sie geben Auskunft über die Rolle der Temperatur bei Lösungsvorgängen:
Mit zunehmender Temperatur steigt auch die Unordnung, die Entropie
der Stoffe an. Die Zunahme begünstigt den Lösungsvorgang. Dies
kann bei diesem Versuch direkt beobachtet werden.
Vorbereitende
Arbeiten: Zunächst
stellt man eine 0,05%ige Kaliumpermanganat-Lösung her: 0,5 g Kaliumpermanganat
werden in 1 Liter Wasser gelöst. 50 ml der Lösung werden in einem
600ml-Becherglas um den Faktor 10 nochmals verdünnt: es werden
450 ml Wasser hinzugegeben. Diese Lösung wird in einen Kühlschrank
gestellt und auf bis +10 °C abgekühlt. Eine zweite Lösung,
die ebenfalls um den Faktor 10 verdünnt wurde, wird auf der Herdplatte
auf etwa 80 °C erhitzt.
Durchführung (zügig arbeiten): 1.) Zwei Petrischalen-Hälften (d = 12 cm) werden auf einen Overheadprojektor gestellt. Zwei beschriftete, transparente Folienstücke („heiße Lösung“ und „kalte Lösung“) zeigen an, wo sich nachher die kalte und die heiße Lösung befinden. Ein scharfes Abbild auf der Leinwand wird eingestellt. 2.) Eine Petrischale wird zur Hälfte mit der kalten Lösung, die andere Petrischale mit der heißen Lösung gefüllt. 3.) In beide Lösungen gibt man je 4 Tropfen 10%ige Schwefelsäure und rührt gut um. Man wartet ab, bis sich die Bewegungen in den Lösungen einigermaßen beruhigt haben. 4.) Mit zwei Pipetten werden gleichzeitig (linke und rechte Hand) 5 Tropfen 30%ige Wasserstoffperoxid-Lösung in die Mitte der Petrischalen getropft. Nun vergleicht man den Entfärbungsvorgang.
Beobachtungen:
Die Entfärbung der Kaliumpermanganat-Lösung
beginnt sofort. Dabei färbt sich die Lösung zunächst von
lila nach gelb und wird dann farblos. Am Boden bilden sich kleine Gasbläschen.
Der Vorgang im heißen Wasser findet viel schneller statt. Auch hier
entstehen im warmen Wasser deutlich chaotischere Figuren als im kalten.
Im kalten Wasser entsteht oft vorübergehend eine typische, spiralförmige
Figur:
Theorie:
Im Gegensatz zum vorangegangenen Versuch haben
wir es diesmal mit einer echten Stoffumsetzung zu tun: Die zunehmende Temperatur
erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit.
Die Entfärbung des Kaliumpermanganats
beruht auf der Reduktion der Mn(VII)-Ionen zu Mn(II)-Ionen durch das Wasserstoffperoxid.
Letztere liegen am Ende der Reaktion in Lösung vor, die Lösung
erscheint dadurch farblos:
2 MnO4− + 5 H2O2 + 6 H+ 2 Mn2+ + 8 H2O + 5 O2 Die Mn(II)-Ionen Mn2+ wirken als Autokatalysatoren. Das Auftreten einer gelben Färbung deutet auf die Bildung einer Zwischenstufe der Mangan-Ionen hin, beispielsweise Mangan(IV)-Ionen. Das ist typisch für eine katalytisch angeregte Reaktion.
Vorbereitende
Arbeiten: Eisen(III)-chlorid-Hexahydrat
wird in einem Mörser zu einem groben Pulver zerrieben, sofern man
nur Stücke des Stoffes verfügbar hat. Die Zubereitung von kaltem
und warmem Wasser erfolgt wie bei der Demonstration 1. Für diesen
Versuch wählt man sich am besten einen geeigneten Assistenten.
Durchführung: 1.) Zwei Petrischalen-Hälften (d = 12 cm) werden auf einen Overheadprojektor gestellt. Zwei beschriftete, transparente Folienstücke („heißes Wasser“ und „kaltes Wasser“) zeigen an, wo sich das kalte und das heiße Wasser befinden. Ein scharfes Abbild auf der Leinwand wird eingestellt. 2.) Eine Petrischalen-Hälfte wird mit warmem, die andere (vom Assistenten) mit kaltem Wasser zur Hälfte gefüllt (alles weitere vgl. mit Demonstration 1). 3.) In jede Petrischale lässt man am Rand gleichzeitig eine Spatelspitze Kaliumhexacyanoferrat(II) fallen. 4.) Auf die gegenüberliegende Seite lässt man in jede Petrischale eine Spatelspitze Eisen(III)-chlorid-Hexahydrat fallen.
Beobachtungen:
Das Lösen und das Ausbreiten der Salze
finden im warmen Wasser viel schneller statt. Dies gilt mit fortschreitender
Reaktion auch für die Bildung von Berliner Blau. Dort wo die beiden
Lösungen aufeinander treffen, bildet sich eine blaue „Düne“.
Beim kalten Wasser tritt die blaue Düne deutlich später auf,
sie findet sich eher im zentralen Bereich. Die Strukturen erscheinen geordneter
als im warmen Wasser.
Strukturen nach 10 Minuten im heißen Wasser
Theorie:
Die genaue Reaktionsgleichung ist beim
Chemikalienportrait zum Kaliumhexacyanoferrat(II) zu finden.
Bei der beschriebenen Demonstration lösen sich zunächst die Salze,
dann findet eine chemische Reaktion statt, sobald die Lösungen aufeinandertreffen.
Beide Vorgänge sind temperaturabhängig.
Vorbereitende Arbeiten: 0,2 g Methylenblau werden in 100 ml destilliertem Wasser gelöst. Die benötigten Stoffmengen werden auf einer Waage abgewogen. Durchführung: Ein 500ml-Erlenmeyerkolben wird mit 300 ml destilliertem Wasser gefüllt. Nach dem Lösen von 4 g Natriumhydroxid (Plätzchen) fügt man noch 15 g Glucose hinzu und versetzt mit 4 ml einer 0,2%igen Methylenblau-Lösung. Dann wird der Erlenmeyerkolben mit einem Stopfen verschlossen. Die anfangs blaue Lösung verliert plötzlich ihre Farbe. Schüttelt man nun den Kolben, so wird die Lösung wieder tiefblau. Beim Stehen-Lassen klingt die Färbung wieder ab, und man erhält erneut eine farblose Lösung.
Es kann gezeigt
werden,
Theorie:
Die d-Glucose
ist gegenüber dem Luftsauerstoff beständig. Der blaue Farbstoff
Methylenblau kann d-Glucose zu d-Gluconsäure oxidieren
und wird dabei zu farblosem Leukomethylenblau reduziert. Die d-Gluconsäure
geht in der vorliegenden alkalischen Natriumhydroxid-Lösung zu Natriumgluconat
über. Beim Schütteln der Flüssigkeit gelangt Sauerstoff
aus der Luft in die Lösung, der das Leukomethylenblau wieder zu Methylenblau
oxidiert. Beim Stehen-Lassen beginnt die Reduktion des Methylenblaus erneut:
Stehen-Lassen:
Reduktion: Methylenblau (blau) + OH− Leukomethylenblau (farblos) + Sauerstoff Oxidation: d-Glucose + Sauerstoff d-Gluconsäure Schütteln: Oxidation: Leukomethylenblau (farblos) + Sauerstoff Methylenblau (blau) + OH−
Bei diesem Versuch kann
gezeigt werden, dass eine Erhöhung der Temperatur um 10 Kelvin (10 °C)
die Reaktionsgeschwindigkeit mindestens
verdoppelt.
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