Stoff a + Stoff b
Die hier beschriebenen
Petrischalen-Versuche wurden von Wobbe de Vos entwickelt [1].
Sein Anliegen war es, die Entwicklungsprozesse bei chemischen Reaktionen
in besonderem Maße zu verdeutlichen. Er wandte sich von den üblichen
Reagenzglasversuchen ab, da sie nicht die nötige Aufmerksamkeit auf
den Reaktionsprozess richteten. Die Reagenzglasversuche finden nach Wobbe
de Vos hinter Glas statt und besitzen nur wenig ästhetische Wirkung.
Die Petrischalen-Versuche eignen sich hervorragend für den Anfangsunterricht Chemie, da sie wesentliche Einblicke in die faszinierende Welt der Stoffe und ihre Prozesse ermöglichen. Die Versuche dürfen jedoch nicht überstrapaziert werden, in dem man eine Palette an chemischen Begriffen einführt und damit das anfängliche Staunen zunichte macht. Peter Buck hat die Petrischalen-Versuche weiter entwickelt und an ihnen gezeigt, dass Begriffe im Unterrichtsprozess durch Lehrende und Lernende gemeinsam entwickelt werden können [2]. Die in der Literatur beschriebene Reaktion zwischen Bleinitrat und Kaliumiodid ist insofern problematisch, da Bleinitrat und auch das entstehende Produkt Bleiiodid gefährliche Arbeitsstoffe sind (vgl. Datenblatt). Als Ersatz eignet sich die Reaktion zwischen Kaliumhexacyanoferrat(II) und einem dreiwertigen Eisensalz, zum Beispiel Eisen(III)-nitrat oder Eisen(III)-chlorid. In beiden Fällen entsteht Berliner Blau, ein bekanntes und relativ harmloses, blaues Farbpigment:
Initiation
Die Schülerinnen
und Schüler sehen
gut auf den Tisch, auf dem die Lehrkraft „einen Tisch gedeckt“ hat. Auf
einer weißen Unterlage steht eine Petrischale, auf beiden Seiten
liegt je ein kleiner Spatel. Die Lehrkraft erklärt die
Versuchsdurchführung:
Die Petrischale wird zur Hälfte mit destilliertem Wasser
gefüllt.
Von "Stoff a" lässt man ein kleines Spatel-Eck (ungefähr
100 mg) am Rand
der Petrischale in das Wasser fallen. Das gleiche geschieht mit
„Stoff b“ (mit Hilfe des zweiten Spatels) auf der
gegenüberliegenden Seite.
Nun darf die Petrischale nicht mehr bewegt werden. Die nachfolgenden
Vorgänge
sollen genau beobachtet werden.
Mögliche
Variationsexperimente
Entsorgung: Geringe
Reste Berlinerblau können mit viel Wasser verdünnt im Abfluss
entsorgt werden. Sammelt man Berlinerblau oder Reste der
Kaliumhexacyanoferrat-Lösung im Behälter für
Schwermetallsalzlösungen, ist unbedingt darauf zu achten, dass der
pH-Wert alkalisch (pH=8) gehalten wird. In saurer Lösung besteht die Gefahr der Bildung von Cyanwasserstoff.
Problematische
Variante mit Kaliumiodid und Blei(II)-nitrat
Literatur [1] Wobbe de Vos: Vernachlässigte Aspekte des Reaktionsbegriffs im Anfangsunterricht des Faches Chemie; in: Mins Minssen (Hrsg.): Strukturbildende Prozesse bei chemischen Reaktionen und natürlichen Vorgängen, IPN-Institut Kiel [2] Peter Buck: Verstehen lehren statt Begriffe einprägen, in ZS Chemie in der Schule 40 (1993), S. 134 |