Toxische und reizende Stoffe Vorführungen nur für Lehrkräfte geeignet
Unterrichtsablauf
Grundlage der
Unterrichtseinheit
ist ein Arbeitsblatt mit den GHS-Piktogrammen. Bei der vorliegenden
Wordversion
kann man bei einer computerunterstützten Präsentation die
über
den Lösungen angelegten, weißen Textfelder anklicken und
löschen.
Im Unterricht wird zunächst Teil 2 des Arbeitsblattes besprochen.
Bei den toxischen Stoffen beschränken sich die Demonstrationen auf
das Zeigen von Proben und Beispielen.
Arbeitsblatt doc pdf Lösungen Zum Einstieg wird den Schülerinnen und Schülern das Totenkopf-Piktogramm gezeigt. Gleichzeitig
kann man drei Chemikalienflaschen mit den drei oben abgebildeten Stoffen
auf den Tisch stellen. Es werden Fragen gestellt:
Aus den Fragen ergibt
sich eine Diskussion, wobei die Probleme beim Umgang mit Gefahrstoffen
verdeutlicht werden. Ein Gift, das unmittelbar tödlich wirken kann,
wirkt "akut toxisch". Dass sich Gifte in Bezug auf Ihre tödliche Dosis
aber auch stark unterscheiden können, verdeutlicht die Tabelle "Minimale
tödliche Dosis durch Verschlucken" (Berechnung der aktuellen Werte
und Quellenangaben siehe Letale Dosis).
Natriumchlorid ist Ausgangspunkt in der Tabelle. Das gewöhnliche Kochsalz kann in zu hoher Dosis tödlich wirken. Allerdings erzeugt es beim Essen einen starken Brechreiz. Kaliumcyanid
ist auch unter dem Namen "Cyankali" bekannt. Es wirkt akut toxisch. Die
Aufnahme in den Körper erfolgt vor allem über Schleimhäute
und Wunden, aber auch die Berührung mit der Haut ist sehr gefährlich,
da die Säure auf der Haut sofort Blausäure
bildet. Die Schüler kennen den Stoff vielleicht aus Agentenfilmen.
Der Agent wird enttarnt und zerbeißt eine Kapsel mit Cyankali.
Arsen(III)-oxid
(Arsenik) wurde in der Vergangenheit als Mäusegift und als Mordgift
verwendet. Erst nachdem James Marsh die Marsh-Probe zum Nachweis von Arsenverbindungen
im Blut entwickelt hatte (siehe unter Arsen),
ging der Einsatz für Giftmorde zurück. Bekannt ist das Gift aus
dem Film "Arsen und Spitzenhäubchen". Dort bringen zwei angeblich
liebenswerte, alte Damen ältere Männer mit einem Arsenikcocktail
um.
Nicotin wirkt in kleineren Dosen anregend, und es unterdrückt den Hunger. In höheren Dosen kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Durchfall und Atemnot. Es treten Sehstörungen und Halluzinationen auf, Atemlähmungen können zum Tod führen. Die minimale tödliche Dosis von 40 Milligramm ist bereits in fünf Zigaretten enthalten. Bei langfristigem Gebrauch können schwere Gesundheitsschäden auftreten, beispielsweise Lungenkrebs, Kehlkopfprobleme oder Raucherbeine. Ricin
ist ein extrem toxisches Eiweiß, das im menschlichen Körper
die Eiweiß-Synthese blockiert. Die Rizinusstaude Ricinus communis
ist eine wertvolle Ölpflanze. Das aus den Samen durch Kaltpressen
gewonnene Rizinusöl ist ein wichtiger Rohstoff für die Kosmetik-
und Farbenindustrie. In der Medizin dient es als Abführmittel. Die
Rückstände vom Pressen sind sehr toxisch, da sie das Ricin enthalten.
Das Essen von 6 Samen der Rizinuspflanze kann tödlich wirken. Eine
Vergiftung beginnt mit Brennen im Mund, Übelkeit, Durchfällen
und Schwindel. Es folgen Darmkrämpfe, Nieren- und Leberentzündung.
Der Tod tritt erst nach einigen Tagen durch Kreislaufkollaps und eine Harnvergiftung
ein. Mit Ricin wurden schon Mordanschläge verübt. Beim sogenannten
Regenschirmattentat auf den bulgarischen Schriftsteller und Dissidenten
Georgi Markow wurde ein kleines 1mm großes Platinkügelchen,
das mit einer winzigen Menge Ricin präpariert war, mit Hilfe eines
Regenschirmes in den Unterschenkel injiziert. Markow starb drei Tage danach.
Ricin fällt unter die internationale Chemie-
und Biowaffenkonvention.
Aconitin findet sich als Wirkstoff in einer der giftigsten Pflanzen Europas. Der Blaue Eisenhut Aconitum napellus diente zwar lange Zeit auch als Heilpflanze, aber das giftige Alkaloid ist in der ganzen Pflanze und besonders konzentriert in der Wurzel enthalten. Die Vergiftungssymptome beginnen bereits bei der Aufnahme der Pflanze oder des Wirkstoffes im Rachen. Nach einem anfänglichen Brennen und Prickeln wird der ganze Mund taub, und es tritt eine Lähmung der Zunge auf. Das Sprechen fällt schwer und das Kribbeln tritt dann an den Händen und an den Füßen auf. Der Vergiftete verspürt ein unerträgliches Kältegefühl und glaubt zu erfrieren. Es können auch Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und vermehrter Harndrang auftreten. Bei schweren Vergiftungen erfolgt der Tod durch Atemstillstand oder Herzversagen innerhalb der ersten Stunde. Zwei bis fünf Blätter des Blauen Eisenhuts wirken bei einem Erwachsenen tödlich. Dioxin
(genauer 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin oder TCDD) ist eine der giftigsten,
künstlich hergestellten Substanzen. Sie entsteht auch bei der Müllverbrennung
und führt zu einer langfristigen Verseuchung der Umwelt, da sie sich
nur sehr langsam abbaut. Bei der Chemiekatastrophe am 10. Juli 1976 im
italienischen Seveso gelangten 2kg des Giftes in die Umwelt. Eine ganze
Stadt wurde evakuiert und das Gebiet auf Jahrzehnte geschlossen. Die gesamte
obere Erdschicht der Stadt und ihrer Umgebung wurde abgetragen und in aufwendigen
Verfahren verbrannt. Der 2009 amtierende Präsident der Ukraine, Wiktor
Juschtschenko, überlebte im Jahr 2004 einen Mordanschlag mit Dioxin.
Als äußerlich sichtbares Symptom zeigte sein Gesicht die Symptome
einer Chlorakne, im ganzen Verdauungsbereich traten Entzündungen auf.
In einer langwierigen Prozedur wurde sein Körper danach entgiftet.
TCDD war auch als Verunreinigung des im Vietnam-Krieges versprühten
Entlaubungsmittel "Agent Orange" enthalten. Einheimische, aber auch US-Soldaten
erkrankten daran.
Von Tieren produzierte
Gifte wie das Gift von Giftschlangen, Giftfröschen, Skorpionen, Giftspinnen,
Giftfischen oder Giftquallen sind noch giftiger als die Pflanzen- oder
die Pilzgifte (vgl. Gifte in Natur und Umwelt).
Die mit Abstand toxischsten Verbindungen stellen aber die von Bakterien
gebildeten Eiweiße dar.
Botulinustoxin bildet sich aus Bakterien, die auf verdorbenen Lebensmitteln vorkommen. Eine tödliche Dosis für den Menschen ist nur schwer abzuschätzen, in der Literatur schwanken die Werte stark. Der angegebene Wert bezieht sich auf den niedrigsten bisher ermittelten Wert in einem Tierversuch. In sehr stark verdünnter Form ist der Wirkstoff als Arzneimittel zugelassen. Er wird bei einer bestimmten Form von Bewegungsstörungen, beim Schielen oder bei Lidkrämpfen eingesetzt. In der kosmetischen Medizin kann man mit dem Medikament "Botox" Falten glätten. Stoffe mit Gesundheitsgefahr und Umweltgefahr Zur Erarbeitung der wichtigsten Begriffe der Toxikologie dient das Arbeitsblatt "Toxische Stoffe für Mensch und Umwelt. Der Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) löst den früheren MAK-Wert ab. Bei der letalen Dosis kann diskutiert werden, ob es gerechtfertigt ist, dafür Daten aus Tierversuchen heranzuziehen. Beispiele für Stoffe mit Gesundheitsgefahr und Umweltgefahr finden sich im Beitrag Gifte in Natur und Umwelt. Vom Duftstoff zum Reizstoff
Zur Demonstration wie man an Stoffen riecht, kann man die Schülerinnen und Schüler vorsichtig an einem leicht ranzigen Pflanzenöl oder einem Parfüm riechen lassen. Die Geruchsprobe erfolgt so: Die Testperson darf ihre Nase nicht über die Flaschenöffnung halten. Sie fächelt sich den Duft mit der breiten Hand vorsichtig von der Flaschenöffnung an die Nase. Als Alternative wird ein Duftstäbchen (Filterpapier 1x10cm) mit einem Tropfen Parfüm beträufeln. Das Demonstrieren der Vorsichtsmaßnahmen
besitzt einen didaktischen Wert. Die
Lehrkraft zeigt dabei, wie ein Stoff vorsichtig auf seinen Geruch getestet wird: Man fächelt sich
den Duft von der Flasche mit der breiten Hand zu und hält niemals seine
Nase direkt über eine Flasche. Bevor man dies aber tut, sollte man
über die Toxizität Bescheid wissen, bei einem unbekannten und
toxischen Stoff könnte das ein großes Risiko darstellen. Bei diesem Versuch
zeigt sich, dass manche Menschen empfindlich auf den Geruch reagieren,
während andere kaum eine Reaktion zeigen.
Rettungs-Sanitäter benützen zum Aufwecken
aus einer Ohnmacht Riechstäbchen mit einer verdünnten Ammoniaklösung. Der
Reiz des Geruches auf die Atemwege
führt zum Aufwachen aus der Ohnmacht. Wie stark ein Geruch den
Körper
beeinflusst, hängt von seiner Konzentration, von der individuellen
Geruchs-Schwelle und
von der minimalen, schädlichen Dosis ab. Stark verdünnte
Ammoniaklösung setzt zwar nur wenig Ammoniak frei. Das aus
der Ammoniaklösung freigesetzte Ammoniak riecht
man aber bereits ab 0,1ppm bis 3ppm, während Reizungen an den
Augen und den
Schleimhäuten erst beim einmaligen Einatmen von 100ppm bis 200ppm
auftreten. Beim längeren Einatmen wirken schon 20ppm Ammoniak oder
mehr in der Atemluft schädlich, daher wurde der
Arbeitsplatzgrenzwert auf diesen Wert festgelegt. Ab 1700 ppm besteht
akute Lebensgefahr beim kurzzeitigen Einatmen. Beim Ammoniak liegen die
Geruchs-Schwelle und
die Schadens-Schwelle relativ weit auseinander. Der menschliche
Körper reagiert extrem empfindlich auf den Geruch des Ammoniaks.
Bei anderen Gasen,
beispielsweise beim Arsenwasserstoff oder beim Ethylenoxid, liegt die
Geruchs-Schwelle über der Schwelle, ab wann das Gas tödlich wirkt. Solche Gase sind besonders heimtückisch.
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