Die
Erfindung von Bleimennige wird von dem griechischen Arzt Dioskerides in
der Schrift De Materia Medica im Jahr 75 beschrieben. Durch einen Brand
im Athener Hafen Piräus sollen im alten Griechenland Fässer mit
Bleiweiß verbrannt sein. Dabei entstand
ein roter Stoff. Dioskerides beschreibt auch die exakte Herstellung von
Bleimennige aus Bleiweiß. Das giftige, weiße Bleipigment diente
damals zur Herstellung von Kosmetika. Bleimennige wird auch von Plinius
erwähnt. Er beschreibt die Verwendung als Wandfarbe und zählt
verschiedene Qualitäten auf. Dass das Pigment nachschwärzt, war
Plinius schon bekannt. Er nennt den Maler Nicias, der das Pigment bereits
im Jahr 320 v.Chr. eingesetzt haben soll. Die Römer mischten bei ihren
Gladiatorenkämpfen den Sand mit Bleimennige. So wurden die blutigen
Spuren der Kämpfe kaschiert. Beim Triumphzug war das Gesicht des siegreichen
Feldherrns mit Bleimennige gefärbt. Bleimennige diente auch zum Färben
von Götterstatuen.
Albertus Magnus bezeichnet
das Pigment als lat. minium, in der deutschen Sprache wurde daraus
Mennige (das Wort wird übrigens so gesprochen, wie man es schreibt).
Minium wurde oft als Fälschung für den hochwertigeren Zinnober
eingesetzt. Die erstmalige, fabrikmäßige Herstellung von Mennige
fand ab dem 16. Jahrhundert in Venedig statt. In der Buchmalerei war das
Pigment seit der Renaissance verbreitet. Man setzte es vor allem für
Miniaturen und zum Malen von Schriften ein. Einen Mönch, der als Buchmaler
tätig war, bezeichnete man damals als Miniator oder als Mennigmaler.
Bei allen nachfolgenden Kunstmalern war Bleimennige als Saturnrot bekannt,
wenn es in Ölfarben mit Leinöl angerührt
wurde. Dort zeigte das Pigment deutlich weniger Schwärzungserscheinungen.
Bräunungseffekte kamen jedoch noch vor. Als Eitemperafarbe eignete
es sich nicht, da Schwefel mit Bleimennige reagiert
und schwarzes Bleisulfid entsteht. In älteren Büchern wird
Bleimennige auch als Pariserrot bezeichnet.
Die giftige Bleimennige
wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Cadmiumfarben
weitgehend abgelöst. Da auch die Cadmiumpigmente nicht ganz unproblematisch
sind, werden heute in Industrieprodukten organische Pigmente wie das Irgazingelb
(Pigmentgelb 110) bevorzugt. Allerdings zeigt Bleimennige bei der Verwendung
als Rostschutzfarbe die besten Eigenschaften. Die Golden Gate Bridge in
San Francisco erhielt ihre ursprüngliche, rotorange Farbe durch einen
Rostschutzanstrich mit Bleimennige. In Rostschutzmitteln für Stahl
oder im Heizungsbau ist das Pigment innerhalb der EU noch erlaubt, allerdings
gibt es auch Einschränkungen, so darf es nicht in Alltagsprodukten
für den Verbraucher enthalten sein. In der Schweiz ist es ganz verboten.
Als Ersatz dient heute „Eisenmennige“, ein auf den Eisenoxidpigmenten
basierender Rostschutz.
In der Natur findet man
Bleimennige auf Abraumhalden alter Bleiminen. Sie entsteht dort als pulvrige
Unterlage des Bleierzes Cerussit PbCO3. Mennige oder Minium ist ein anerkanntes Mineral. Ein
bei Sammlern bekanntes, deutsches Vorkommen findet man in der Grube Churfürst
Ernst in Bönkhausen im Sauerland.
Minium, Broken Hill/Australien
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Minium ist ein anerkanntes
Mineral.
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