Die Freskotechnik a fresco
(„in den frischen Putz“) benutzt zum Binden von Pigmenten den noch
feuchten Putz, der das Pigment durch eine chemische Reaktion dauerhaft
und stabil verbindet. Auf eine gut befeuchtete Mauer wird zuerst eine
Mörtelschicht aus Weißkalk, Kies und Sand aufgetragen, die
mit einem feuchten Verputz aus den gleichen Materialien versehen wird.
Man nennt diese Schicht Arriccio. Der feuchte Putz wird schon vorher
zubereitet, er kann mehrere Jahre aufbewahrt werden. Je länger er
aufbewahrt wird, umso cremiger wird er. Ganz frisch zubereitet ist er nicht
brauchbar. Die Freskenmaler der Renaissance fertigten eine Vorzeichnung
auf einem Karton an und pausten diese mit einem spitzen Griffel auf diese
zweite Schicht, so dass sie eine grobe Vorzeichnung auf dem Putz erhielten.
Da hierfür meistens das rötliche Erdpigment Sinopia verwendet
wurde, werden die Vorzeichnungen Sinopien genannt. Derartige Sinopien im
Riesenformat können beispielsweise im Museo delle Sinopie in Pisa
bewundert werden:
Sinopia eines unbekannten Meisters (Ausschnitt)
|
|
Sinopia nennt man bei
der Freskomalerei die Vorzeichnung auf dem Putz.
|
Über die
Vorzeichnung kommt nochmals eine dünne Schicht aus Sand oder
Marmorstaub und feinem Kalk, diese Schicht wird als Intonaco bezeichnet. Die Pigmente werden mit Wasser verrührt
und direkt auf die oberste Schicht aufgetragen. Der Maler muss schnell
arbeiten, denn sobald die oberste Verputzschicht trocken ist, besteht die
Gefahr, dass die Pigmente nachdunkeln. Beim Trocknen und Verkieseln des
Verputzes entstehen Kristalle, die mit den Pigmenten eine dauerhafte, chemische
Bindung eingehen. Dabei ist zu beachten, dass die Farben beim Trocknen
des Verputzes aufhellen.
Schichten bei der Freskomalerei
|
|
Die Pigmente werden
mit Wasser vermischt und als Malfarbe aufgetragen.
|
Als Pigment darf der
Freskomaler nur kalkbeständige Farben benutzen. Pigmente wie Berliner
Blau oder Bleichromat verfärben sich durch die Vermischung mit Kalk,
sie kommen für die Freskomalerei nicht in Frage. Aber auch Pigmente
mit einem Salzanteil oder mit Verschnitt-Anteilen aus Gips, Kreide oder
Tonerde sind nicht geeignet. Der Farbauftrag kann lasierend oder deckend
erfolgen. Pro Tag muss ein Einzelmotiv komplett fertiggestellt werden,
da sonst das Problem entsteht, dass beim Auftragen des neuen Putzes am
nächsten Tag andere Malbedingungen herrschen und das Einzelmotiv Farbschwankungen
aufweist. Die Freskenmaler verbrachten oft viele Stunden und Tage in liegender
Haltung auf einem unbequemen Gerüst bei ungünstigen Lichtbedingungen.
Bei der Seccomalerei wird Farbe a secco („aufs Trockene“), also auf die getrockenete Wand aufgebracht. Hierfür eignen sich Casein
und Temperafarben. Ein berühmtes Beispiel ist Leonardo da Vincis Abendmahl.
Dieses etwa neun Meter breite Seccobild findet sich in der Dominikanerkirche
Santa Maria delle Grazie in Mailand. Im Laufe der Jahrhunderte zeigte sich,
dass dieses Bild schneller alterte als die Werke der Freskomalerei.
|