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Freskomalerei
 
Die Technik der Freskomalerei kam bereits in der Antike vor, man findet sie schon in Pompeji. Sie wurde durch die großen italienischen Meister aus Florenz Giotto di Bondone (1267–1337) und Masaccio (1401–1428) angewandt und erneuert. Die Freskotechnik benutzt den noch feuchten Verputz zum Binden von Pigmenten. Dabei gehen die Pigmente mit dem Verputz eine chemische Reaktion ein und verbinden sich mit dem Untergrund dauerhaft und stabil.  
  
Abbildung: Raffael, Die Schule von Athen
  
 
Technik Giotto Masaccio Michelangelo Raffael
   
Technik
Die Freskotechnik a fresco („in den frischen Putz“) benutzt zum Binden von Pigmenten den noch feuchten Putz, der das Pigment durch eine chemische Reaktion dauerhaft und stabil verbindet. Auf eine gut befeuchtete Mauer wird zuerst eine Mörtelschicht aus Weißkalk, Kies und Sand aufgetragen, die mit einem feuchten Verputz aus den gleichen Materialien versehen wird. Man nennt diese Schicht Arriccio. Der feuchte Putz wird schon vorher zubereitet, er kann mehrere Jahre aufbewahrt werden. Je länger er aufbewahrt wird, umso cremiger wird er. Ganz frisch zubereitet ist er nicht brauchbar. Die Freskenmaler der Renaissance fertigten eine Vorzeichnung auf einem Karton an und pausten diese mit einem spitzen Griffel auf diese zweite Schicht, so dass sie eine grobe Vorzeichnung auf dem Putz erhielten. Da hierfür meistens das rötliche Erdpigment Sinopia verwendet wurde, werden die Vorzeichnungen Sinopien genannt. Derartige Sinopien im Riesenformat können beispielsweise im Museo delle Sinopie in Pisa bewundert werden:  
   
 
Sinopia eines unbekannten Meisters (Ausschnitt)
  

 
 
Sinopia nennt man bei der Freskomalerei die Vorzeichnung auf dem Putz.
  
 
Über die Vorzeichnung kommt nochmals eine dünne Schicht aus Sand oder Marmorstaub und feinem Kalk, diese Schicht wird als Intonaco bezeichnet. Die Pigmente werden mit Wasser verrührt und direkt auf die oberste Schicht aufgetragen. Der Maler muss schnell arbeiten, denn sobald die oberste Verputzschicht trocken ist, besteht die Gefahr, dass die Pigmente nachdunkeln. Beim Trocknen und Verkieseln des Verputzes entstehen Kristalle, die mit den Pigmenten eine dauerhafte, chemische Bindung eingehen. Dabei ist zu beachten, dass die Farben beim Trocknen des Verputzes aufhellen.  
  
 
Schichten bei der Freskomalerei
   Fresko  
Die Pigmente werden mit Wasser vermischt und als Malfarbe aufgetragen.
 
 
Als Pigment darf der Freskomaler nur kalkbeständige Farben benutzen. Pigmente wie Berliner Blau oder Bleichromat verfärben sich durch die Vermischung mit Kalk, sie kommen für die Freskomalerei nicht in Frage. Aber auch Pigmente mit einem Salzanteil oder mit Verschnitt-Anteilen aus Gips, Kreide oder Tonerde sind nicht geeignet. Der Farbauftrag kann lasierend oder deckend erfolgen. Pro Tag muss ein Einzelmotiv komplett fertiggestellt werden, da sonst das Problem entsteht, dass beim Auftragen des neuen Putzes am nächsten Tag andere Malbedingungen herrschen und das Einzelmotiv Farbschwankungen aufweist. Die Freskenmaler verbrachten oft viele Stunden und Tage in liegender Haltung auf einem unbequemen Gerüst bei ungünstigen Lichtbedingungen. 
   
Bei der Seccomalerei wird Farbe a secco („aufs Trockene“), also auf die getrockenete Wand aufgebracht. Hierfür eignen sich Casein und Temperafarben. Ein berühmtes Beispiel ist Leonardo da Vincis Abendmahl. Dieses etwa neun Meter breite Seccobild findet sich in der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie in Mailand. Im Laufe der Jahrhunderte zeigte sich, dass dieses Bild schneller alterte als die Werke der Freskomalerei.
   
Meisterwerke
Eines der berühmtesten Kunstwerke zur Freskotechnik findet sich in der Arenakapelle in Padua. Dort kann man über 100 Szenen aus der biblischen Geschichte und dem Leben Jesus bestaunen. Es entstand in den Jahren 1304 bis 1306. Giotto hatte mehrere Gehilfen angestellt, die die Pigmente in Schalen mit Wasser nach genauen Mengenangaben mischten. Dadurch war gewährleistet, dass die folgenden Farbtöne nach dem Trocknen einer Schicht mit den vorhergehenden identisch waren. Die Figuren auf dem Wandgemälde wurden vorwiegend mit Erdfarben gemalt, wie sie in der Toskana noch heute vorkommen. Bemerkenswert ist auch der intensive Einsatz des blauen Pigments Lapislazuli. 
  
 
Giotto: Die Beweinung Christi
 


Motiv aus dem Freskenzyklus in der Capella degli Scrovegni all' Arena in Padua
  
  
Weitere Fresken von Giotto findet man beispielsweise in den Kirchen von Assisi oder in der Franziskanerkirche Santa Croce in Florenz. Eines der bedeutendsten Fresken in der frühen Renaissance findet man in der Kirche Santa Maria del Carmine in Florenz. Dort begann Masolino da Panicale (1383–1440) um 1424 mit einem Zyklus zum Apostel Petrus. Sein Schüler Tommaso di Ser Cassai, genannt Masaccio, (1401–1428) erweiterte 1427 den Zyklus, bis er schließlich durch Filippio Lippi (1457–1504) im Jahr 1485 beendet wurde.  
  
Dieses ausdrucksstarke Werk beeinflusste nachfolgende Künstlergeneration, so reiste Michelangelo (1475–1564) mehrfach nach Florenz, um das Kunstwerk zu studieren. Einen Höhepunkt in Michelangelos Schaffen stellen die Fresken in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan dar.  

 
Raffael: Die Schule von Athen



Dieses Fresko findet man in der Stanza della Segnatura im Vatikan.
 
  
Im Vatikan findet man auch Raffaels (1483–1520) Fresko Die Schule von Athen. Das 7,70 Meter breite Fresko wurde 1512 vollendet und diente ursprünglich zur Ausschmückung der Gemächer des Papstes. Der Künstler verwendete eine Großzahl der damals verfügbaren Pigmente. Im Zentrum des Bildes befinden sich die beiden griechischen Philosophen Aristoteles und Platon, die im Mittelalter als die wichtigsten Vertreter der antiken Philosophie galten. Links im Profil ist Sokrates zu erkennen. Auf den Treppen, zu Füßen der Philosophen sitzt Diogenes, ein griechischer Naturphilosoph. 
   
Weitere Infos
Farbenprojekt: Höhlenmalerei und Caseinmalerei 
Pigmente aus Erdfarben 
Fra Angelico Blau

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