Fra Angelico Blau | ||
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Geschichte | Gewinnung | Toxikologie | Portraits |
Geschichte und Verwendung | ||||||
Den
blauen Stein Lapislazuli benutzten
bereits die Ägypter und Sumerer. Er findet sich in den Grabbeigaben
der Pharaonengräber, beispielsweise in der Schatzkammer des Pharao
Ramses. Die Farbe Blau galt als Symbol für
das Leben und das Göttliche. Ein 5500 Jahre altes Mosaik aus Lapislazuli
wurde in einem Königsgrab in Ur (Irak) gefunden. Marco Polo besuchte
auf seinen Reisen Lapislazuli-Gruben in Afghanistan, die heute noch betrieben
werden. Den Namen Ultramarin hatte die Malfarbe damals erhalten, weil der
Rohstoff aus Afghanistan, von „jenseits des Meeres“ kam.
Die
Gewinnung eines Pigments aus Lapislazuli ist erst ab dem frühen Mittelalter
dokumentiert. Fra Angelico Blau wurde neben Smalte
als blaues Pigment für die Freskomalerei
verwendet. Die Farbe Blau auf dem Mantel der Maria
galt als Schutz- und Reinheitssymbol.Berühmt
geworden sind die Buchmalereien der Gebrüder Limburg. Die „Stundenbücher“ (Les Très Riches Heures) wurden im Jahr 1413 begonnen und enthielten
farbige Abbildungen wie die zwölf berühmten Monatsbilder oder biblische
Darstellungen. Das Fra Angelico Blau wurde mit Wasser und Leim als Bindemittel
vermischt. Diese Farbe stellte eine Vorstufe der Aquarellfarben
dar. Die Brüder malten die Stundenbücher für den Herzog
von Berry, der auf dem Monatsbild Januar am Tisch sitzend abgebildet ist.
Zum Ausmalen der Details auf den etwa nur 30 Zentimeter hohen Bildern verwendeten
die Maler sehr feine Pinsel und Vergrößerungsgläser. Auch
der niederländische Maler Jan Vermeer (1632–1675) verwendete das wertvolle
Blaupigment.
Albrecht Dürer wog
das wertvolle Pigment mit Gold auf. Noch heute ist der Wert in etwa gleich
geblieben. Dies erklärt sich durch die hohen Herstellungskosten, verbunden
mit einem aufwändigen Reinigungsprozess, der nur von Hand durchgeführt
werden kann.
Das Pigment Fra Angelico
Blau wird heute noch zur Restauration von alten Gemälden verwendet.
Die Farbmühle Kremer-Pigmente ist weltweit ein der wenigen Firmen, die das reine, echte Pigment nach altem Rezept herstellt
und verkauft. Die Zusammensetzung des ursprünglichen Farbpigments
muss dabei genau erreicht werden.
Lapislazuli ist geschliffen
ein beliebter Schmuckstein für Ringe und wird auch zu Kugeln, Eiern
und Scheiben verarbeitet. Besonders begehrt sind Schmuckstücke, auf
denen der goldene Pyrit noch sichtbar ist. Lapislazuli gilt als Stein der
Freundschaft und der Liebe. Es wird ihm auch nachgesagt, dass er geistige
Kräfte stärken soll und positiv auf das Gedächtnis wirkt.
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Gewinnung | |||||||||||||||||||||||
Lapislazuli
ist ein lichtechtes Mineralgemisch von tiefblauer Farbe, das meistens mit
Kalkstein verunreinigt oder von goldglänzenden Pyritadern durchzogen
ist. Auf dem Foto ist ein Lapislazuli aus Afghanistan zu sehen. Er stammt
aus der Mine in Sar-e-Sang:
Die Rohsteine werden
zunächst in einem Mörser zerkleinert und in elektrischen
Mühlen gemahlen. Dabei erhält man ein grobes Pulver, aus dem
durch Sieben die feineren Teilchen herausgesiebt werden. Das so
erhaltene, feine Pulver ist schon blau, es ist aber noch erheblich
mit Kalk und Pyrit verunreinigt. Nach einem alten Rezept könnte man
das Rohmaterial
erhitzen und mit Essig behandeln. Dieser greift die Kalkverunreinigungen
an, leider aber auch das Pigment.
Das Pulver
wird mit Wachsen und Harzen verkittet, welche die restlichen Verunreinigungen
an sich binden. Zur Herstellung des Kittes werden Terpentin, Kolophonium,
weißes Pech, gelbes Bienenwachs und Leinöl
in einer speziellen Zusammensetzung und unter Zugabe weitere Zusätze
verschmolzen und dann dem gemahlenen Lapislazuli unter ständigem Quetschen und Rühren im Mörser
zugesetzt.
Die Masse bleibt zwei Wochen
lang stehen. Danach füllt man sie in ein Leinen- oder Baumwollsäckchen. Das Säckchen wird zugebunden.
Durch mehrmaliges Auswaschen und Durchkneten im Wasser gelangen nur die allerfeinsten
Pigmentteilchen durch das Leinen in das Wasser. Der Kalk und die restlichen Verunreinigungen werden vom Kitt festgehalten.
Nach
dem klassischen Rezept werden die Säckchen in 16 Eimer
nacheinander ausgewaschen. Die Qualität ist dann in den Eimern
unterschiedlich. Das Produkt findet sich
als Bodensatz im Wasser. Die Flüssigkeit wird abgegossen, und am Boden
bleibt das reine Pigment zurück. Nach
jeder Auswaschung nimmt die Tiefe der Farbe ab.
Der im Leinensäckchen
zurückgebliebene Rückstand und auch der zum Schluss graue Rückstand
im Wasser wird als Ultramarinasche bezeichnet und erzielt nur etwa ein
Zehntel des Preises. Ein Arbeiter benötigt etwa ein halbes Jahr, um
ein Pfund des reinen Pigments herzustellen. Die hier beschriebenen Arbeitsschritte
geben nur das Prinzip – basierend auf einer alten Vorschrift – wieder.
Die exakte Durchführung ist immer noch ein wohlgehütetes Geheimnis.
Insgesamt sind 49 Arbeitsgänge notwendig.
Diashow
des Herstellungsprozesses
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Toxikologie |
Pigmentstäube
sollten grundsätzlich nicht eingeatmet werden. Eine Kennzeichnung
als Gefahrstoff ist aber nicht erforderlich. |