In der Firma | |||||||||||||||
Herrn
Dr. Georg Kremer finden wir in einem Büro, in dem noch weitere Mitarbeiter
Kundenbestellungen telefonisch annehmen. Ein mehrere Kilogramm schwerer,
tiefblauer Lapislazuli dient zur Beschwerung auf seinem Schreibtisch. Herr
Kremer ist von Beginn an für alle Fragen aufgeschlossen und bringt
für unsere unerschöpfliche Neugier eine Engelsgeduld auf. In
seinem Büro zeigt er uns mehrere hundert Probendöschen mit Pigmenten,
die er selbst herstellt oder vertreibt.
Wir interessieren uns
besonders für die Pigmente, die er in seiner
Firma nach alten Rezepten herstellt und weiterverarbeitet. Dazu gehören
Erdpigmente wie Veroneser Grüne Erde oder Goldocker von der Insel
Elba und vor allem die wunderbaren Blaupigmente Fra
Angelico Blau und Smalte. Interessant ist
auch die Entstehungsgeschichte der Firma. Georg Kremer erzählt es uns
so:
"Damals kam ein Restaurator
zu mir und hatte den Wunsch nach einem Blau. Das Blau konnte er nirgends
kaufen, er kam zu mir, ich war Chemiestudent, und ich habe das Blau gemacht.
Dann kam ein Kollege, der wollte ein Grün haben, auch das habe ich
gemacht. Und damals Mitte der Siebziger, irgendwie muss der Mensch ja leben,
ich wollte eigentlich habilitieren, das ging nicht, keine Stelle frei,
da habe ich eben eine Farbenfirma gegründet"
Zum Kundenkreis der Firma
gehören vor allem Restauratoren, Künstler, Schulen und Kindergärten.
Für alle bisherigen Farbenprojekte, die
wir bisher in der Schule durchführten, verwendeten wir Pigmente, wie
sie bei Kremer erhältlich sind. Das Angebot umfasst ein komplettes
Angebot aller verfügbaren Erdpigmente, Pflanzenfarben und Farbhölzer,
synthetische Pigmente, Bindemittel und diverse Rohstoffe für die Farbenherstellung.
Soll ein Kirchengemälde restauriert werden, muss die Originalfarbe
verwendet werden, wobei die chemische Zusammensetzung genau dem Originalpigment
entsprechen sollte. Für derartige Sonderwünsche ist die Firma
ebenfalls zuständig. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass ein Kilogramm
eines Pigments, wie Fra-Angelico-Blau über 15000 Euro kostet. Die
einfachen Pigmente bietet Kremer-Pigmente auf dem Markt jedoch zu einem
günstigen Preis an.
Herr Kremer führt
uns in einen kleinen Raum mit Blick auf den Bach, in dem Sead tätig
ist. Er ist für die Herstellung der Pigmente nach alten Rezepturen
verantwortlich. In dem Raum stehen Säcke und Eimer mit verschiedenen
Mineralien, ein überdimensionaler Mörser, eine elektrische Mühle
und ein Schüttelsieb, im Vergleich zu einem chemischen Betrieb eine
eher bescheidene Ausrüstung. Doch gerade diese Atmosphäre nimmt
uns schnell gefangen. Sead öffnet die Eimer und zeigt uns verschiedene
Mineralien. Er erklärt uns, wo sie gefunden wurden, ein paar davon
hat Herr Kremer in Italien selbst gegraben, manche stammen aus Deutschland.
Auch Sead nimmt sich viel Zeit für uns, bis wir endlich die schwere
Kamera- und Filmausrüstung aufgebaut haben.
Besonders interessiert
sind wir natürlich am Lapislazuli. Die Firma Kremer ist die einzige
Firma weltweit, die nach einer alten Rezeptur noch das Pigment Fra-Angelico-Blau
aus dem Edelstein gewinnt. Wir fragen nach Einzelheiten, doch Sead weicht
aus, denn die genaue Rezeptur ist ein wohlgehütetes Geheimnis.
Sead demonstriert und
an einem kleinen Brennofen, wie das Cobaltpigment Smalte
hergestellt wird. Dazu gibt er eine vorbereitete Mischung aus Quarzsand,
Pottasche und Cobaltsalzen in einen Behälter und brennt ihn in dem
Ofen. Nach etwa einer halben Stunde glüht die Masse nach dem Herausnehmen
hellrot. Während dem Abkühlen wandelt sich die rotglühende
Schmelze zu einer blauen Masse um. Wir sind beeindruckt.
In einem oberen Stockwerk
der alten Mühle befindet sich das Lager. Wir kaufen für mehrere
hundert Mark Pigmente und vor allem Erden und Gesteine, die wir später
den Schülern im Chemie- und Kunstunterricht als Anschauungsobjekte
zeigen werden.Am Abend sind wir erschöpft
und zufrieden. Mit einer Vielzahl an Eindrücken, gelungenen Fotos
und beladen mit Steinen und Pigmenten fahren wir nach Hause. Der Besuch
wird auf unser Farbenprojekt einen nachhaltigen
Eindruck machen.
|
Weitere Infos |
Dokumentation
des Farbenprojekts
Internet: Webseite der Firma Kremer-Pigmente |