Calcit
und Aragonit aus Afrika
Namibia / DR Kongo / Südafrika / Marokko
|
|
|
Bild
1: Calcit-Rhomboeder,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 10 cm
|
Bild
2: Calcit, verwachsene Skalenoeder,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 7 cm
|
Bild
3: Calcit Rosette,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 5 cm
|
Schon im 19. Jahrhundert
bauten Buschmänner im Otavibergland, heute Namibia, das Kupfererz
Malachit ab. Das Vorkommen bestand aus einem 12 Meter hohen und 180 Meter
breiten Hügel, der durch das Kupfererz grün gefärbt war
und daher den Namen Sumeb („Platz der grünen Frösche“) erhielt.
Aus Sumeb wurde später Tsumeb. 1900 wurde eine Minen- und
Eisenbahngesellschaft
gegründet, die ab 1907 mit der Produktion von Kupfererzen
begann. 1957 entdeckte man in 800 Meter Tiefe eine zweite
Oxidationszone. 1990 fand man in 1440 Meter Tiefe den „Kristallpalast“,
der acht mal fünf mal drei Meter groß war. Er war fast
vollständig mit Calcit-Kristallen ausgekleidet. Mit über
200 dokumentierten Mineralarten zählt Tsumeb zu den mineralreichsten Vorkommen der Erde.
|
|
|
Bild
4: Calcit durch Zinnober rot gefärbt,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 7 cm
|
Bild
5: Malachit sitzt auf Calcit,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 6 cm
|
Bild 6: Dioptas im Calcit,
Tsumeb Mine, Namibia, Ausschnitt 4 cm |
Die Calcite in Tsumeb kommen
hauptsächlich als Rhomboeder, seltener auch als Skalenoeder und
Prisma vor (Bilder 1 bis 8). Oft sind sie farblos klar, aber auch
rötlich oder gelblich. Die Calcite enthalten häufig
Einschlüsse oder sind durch Fremd-Ionen gefärbt. Zinnober, Malachit, Dioptas, Duftit
und weitere Minerale vergesellschaften sich mit dem Calcit. Gute
Calcite und schöne Mineralienstufen von Tsumeb erzielen hohe Preise
und sind sehr begehrt auf dem Sammlermarkt.
|
|
|
Bild
7: Calcit mit Mottramit,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 3 cm
|
Bild
8: Aragonit: Tarnowitzit,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 2 cm
|
Bild 9: Aragonit: Nicholsonit,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 4 cm |
Der Calcit auf Bild 7 zeigt Einschlüsse mit gelbem Mottramit. Das Vorkommen des gelblichen bis grünen Blei-Kupfer-Vanadats ist ebenfalls typisch für Tsumeb. Auch Aragonit
kommt in Tsumeb vor. Enthält er Blei-Ionen oder Cerussit als
Fremdbeimengung, handelt es sich um die Varietät Tarnowitzit (Bild
8). Dieser bildet weiße Garben. Gedrungener erscheint der
Nicholsonit. Hierbei liegt eine zinkhaltige Varietät des Aragonits
vor (Bild 9). Der Tarnowitzit ist nach der Typlokalität Tarnowskie
Góry (Tarnowitz) in Polen benannt. Der Nicholsonit erhielt seinen
Namen nach dem Bergmann und US-Senator Danford Nicholson (1859–1923).
|
|
|
Bild
10: Nadeliger Duftit auf Calcit,
Tsumeb Mine, Namibia, Ausschnitt 1 cm
|
Bild
11: Kugeliger Duftit auf Calcit,
Tsumeb Mine, Namibia, Ausschnitt 6 cm
|
Bild
12: Gelbe Calcit-Rhomboeder,
Tsumeb Mine, Namibia, 4 cm
|
Der Duftit in Tsumeb kann nadelig oder traubig auf dem Calcit sitzen oder ihn durchdringen (Bilder 10 und 11). Duftit
ist ein toxisches Arsemineral, das gerne krustige Überzüge
über andere Mineralen bildet. Der Duftit wurde erstmals in Tsumeb
gefunden, die Mine ist daher die Typlokalität für dieses
Mineral. Aus Tsumeb stammen auch knallgelbe und gleichzeitig fast klare
Calcite. Die Färbung wird durch Eisenerze verursacht (Bild 12).
|
|
|
Bild
13: Calcit auf Dolomit,
Tsumeb Mine, Namibia, Breite 4 cm
|
Bild
14: Flächenreicher Calcit,
Rössingberge, Erongo, Namibia, Breite 2 cm
|
Bild
15: Calcit-Skalenoeder,
Karibib, Erongo, Namibia, Breite 9 cm
|
Eine
ungewöhnliche Kombination ist es, wenn rhomboedrischer Calcit auf
dem Dolomit als sekundäre Generation wächst (Bild 13). Die
Rössingberge liegen bei Arandis in der Region Erongo. In der Namib
Lead Mine und an weiteren Fundstellen in den Rössingbergen wird
ebenfalls schöner Calcit gefunden (Bild 14). Weitere schöne
Calcit-Stufen aus Erongo stammen aus dem Kreis Karibib in der Region
Erongo, etwa 150 Kilometer südöstlich von Windhoek (Bild 15).
|
|
|
Bild 16: Pinkfarbener Cobalto-Calcit,
Kamoya Mine, Kambowe, DR Kongo, Breite 7 cm |
Bild
17: Speer-Calcit mit 2. Generation,
Wessels Mine, Nordkap, Südafrika, Höhe 5 cm |
Bild
18: Calcit-Aggregat,
Wessels Mine, Nordkap, Südafrika, Höhe 8 cm |
Der oben links abgebildete, pinkfarbene Cobalto-Calcit (Bild 16) stammt aus der Kamoya Mine im Revier Kambowe in der Demokratischen Republik Kongo.
Der Cobalto-Calcit ist kein eigenständiges Mineral, sondern eine
Calcit-Varietät. Die Färbung erfolgt durch Cobalt-Ionen. In Südafrika
förderte die Wessels-Mine in der Region Nordkap ebenfalls
schöne Calcite, zum Beispiel speerartige Gebilde mit einer zweiten
Generation Kristalle (Bild 17) oder honigfarbene und verwachsene
Aggregate (Bild 18). Die Wessels Mine liegt bei Hotazel im Kalahari
Manganese Field in der Provinz Nordkap.
|
|
|
Bild 19: Calcit auf Pyrit, N'Chwaning Mine,
Nordkap, Südafrika, Breite 3 cm |
Bild
20: Calcit im langwelligen UV-Licht,
Nordkap, Südafrika, Breite 3 cm |
Bild
21: Calcit mit Oyelith, N'Chwaning II,
Nordkap, Südafrika, Breite 3 cm |
Das Kalahari
Manganese Field ist eine manganerzreiche Gegend in der Nähe des
Kuruman Rivers. Es werden dort auch Manganerze wie Rhodochrosit oder
Pyrolusit gefördert. Drei Kilometer südlich der Wessels Mine
liegt die N'Chwaning Mine, die nach der zeitlichen Reihenfolge des
Abbaus in die Sektoren I, II und III unterteilt wird. Der Calcit
erreicht eine ähnliche Vielfalt der Ausprägung wie in Tsumeb.
Er ist oft mit Manganerzen vergesellschaftet, manche Stücke zeigen
im UV-Licht Fluoreszenz (Bilder 19 und 20). Calcit kommt in allen
Varianten und vor allem in unglaublich vielen Paragenesen mit anderen
Mineralen vor. Bild 21 zeigt einen klaren Calcit, zusammen mit dem
seltenen Calcium-Bismut-Mineral Oyelith.
|
|
|
Bild 22: Calcit auf Pyrit, N'Chwaning Mine II,
Nordkap, Südafrika, Breite 4 cm |
Bild
23: Calcit mit Pyrit, N'Chwaning Mine II,
Nordkap, Südafrika, Breite 2 cm |
Bild
24: Calcit mit Pyrochroit, N'Chwaning II,
Nordkap, Südafrika, Breite 3 cm |
Besonders schön
sind die Kombinationen des Calcits mit dem Pyrit (Bilder 22 und 23). Die
beiden Fotos sind an einem einzigen Stück aufgenommen. Dieses
stammt aus einem älteren Fund bei der Neuerschließung des
zweiten Sektors. Auch mit Andradit, Ettringit, Inesit, Kutnohorit
und mit vielen anderen seltenen Mineralen kann der Calcit aus der
N'Chwaning Mine kombiniert sein. Bei dem Stück auf Bild 24 tritt
der Calcit in Paragenese mit dem Manganhydroxid Pyrochroit auf.
|
|
|
Bild
25: Calcitdruse in Kalkstein,
Al Haouz, Marokko, Breite 18 cm |
Bild
26: Stalaktitischer Calcit,
Irhoud, Safi, Marokko, Breite 23 cm |
Bild
27: Aragonit-Drilling mit Hämatit,
Qued Amahmaje, Tazouta, Marokko, Breite 6 cm |
Die Calcite und Aragonite aus Marokko in Nordafrika
sind wohl jedem Sammler bekannt. Es existiert viel Massenware, aber
wirklich schöne Exemplare sind ausgesprochen selten, und meistens
wird der Wert von solchen Stücken kaum erkannt (Bild 25). Die
hellen Drusen mit Calcit im Kalkstein kommen im Marokko an mehreren
Stellen vor. Am bekanntesten sind die Calcitdrusen aus der Provinz Al
Haouz in der Region Marrakesch-Safi. Bei den roten Aggregaten aus dem
Steinbruch beim Ort Souk El Tetla Ighoud (auch Irhoud) handelt es sich
um stalaktitischen Calcit, der teilweise auch Aragonit enthalten kann.
Die riesige Stufe auf Bild 26 ist eine der schönsten jemals
geborgenen. Im Trockenfluss Qued Amahmaje zwischen den Ortschaften
Tafraout und Tazouta in der Provinz Sefrou haben sich Aragonit-Drillinge
im roten, eisenoxidhaltigen Ton gebildet (Bild 27). Nach jedem Regen
werden die Stücke freigewaschen. Es gibt igel- oder
kugelförmige Aggregate.