Calcit- und Aragonit-Fundstellen
Schweiz / Österreich
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1: Calcit-Skalenoeder auf Bergkristall,
Piz Beverin, Graubünden, Schweiz,
Breite 6 cm
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2: Gelber Quarz mit Calcit,
Piz Beverin, Graubünden, Breite 14 cm
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3: Calcit mit Bergkristall,
Piz Beverin, Graubünden, Breite 6 cm
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In der Schweiz warfen die alpinen Strahler
früher den Calcit immer weg, da sie nur
Bergkristall suchten.
Sie hielten den Calcit für wertlos. Heute interessieren sich aber
Sammler für die Calcite, die in den alpinen Klüften sehr
oft mit dem Bergkristall vergesellschaftet sind und sehr ungewöhnliche Paragenesen bilden können. Die Kombinationen
auf den Bildern 1 bis 4 wurden am Piz Beverin im Schweizer Kanton
Graubünden gefunden. Der lachsfarbene Calcit-Skalenoeder auf Bild 1
bildet eine prächtige Einheit mit der klaren Bergkristall-Gruppe.
Typisch für das Gebiet sind durch Eisensalze gefärbte,
knallgelbe Bergkristalle, die dann häufig mit schneeweißem
Calcit kombiniert sind (Bild 2). Bild 3 zeigt einen
Skalenoeder-Doppelender, auf dem ein einzelner Quarzkristall sitzt.
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Bild 4: Calcit mit Dolomit auf Quarzkristall,
Piz Beverin, Graubünden, Breite 3 cm
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Bild 5: Calcit mit Bergkristall aus Vrin,
Val Lumnezia, Graubünden, Breite 7 cm
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Bild 6: Rhomboedrischer Calcit, Alp Nova,
Val Lumnezia, Graubünden, Breite 13 cm
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Der Calcit auf Bild 4
ist pilzförmig um einen Bergkristall herum
gewachsen. Auf dem Calcit sitzt vermutlich noch aufgewachsener Dolomit
als krustiger Überzug. Bei dem Ort Vrin im Val Lumnezia kommen
ähnliche Calcit-Bergkristall-Paragenesen wie am Piz Beverin vor.
Die auf Bild 5 abgebildete Stufe wurde von einem Strahler bereits im
Jahr 1959 geborgen. Bild 6 zeigt eine Stufe mit prächtigen
Calcit-Rhomboedern, kombiniert mit einem Büschel Bergkristalle von
der Alp Nova.
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Bild 7: Fingernagel-Calcit mit Bergkristall,
Tschiertschen, Graubünden, Breite 7 cm
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Bild 8: Aragonit aus Bova Gronda,
Kanton Graubünden, Schweiz, Breite 5 cm
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Bild 9: Feinblättriger Papierspat aus Arvigo,
Calancatal, Graubünden, Schweiz, Breite 1 cm
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Die „Fingernagel-Form“
des Calcits findet man an zahlreichen Stellen in den Alpen (Bild 7,
Calcit aus Tschiertschen). Der Aragonit kommt in den Schweizer Alpen in
zwei Ausprägungsformen vor: Das korallenartige Wachstum nennt man „Eisenblüte“.
Die nadelig-büscheligen Aggregate bilden manchmal „Igel“, die in
der Lukmanierschlucht und ihrer Umgebung bis acht Zentimeter Durchmesser
erreichen können. Bild 8 zeigt einen schönen Aragonit auf
verwittertem Ankerit in einem nadelig-büscheligen Aggregat aus dem
natürlichen Aufschluss Bova Gronda südöstlich von Disentis. Die Aragonitkristalle zeigen die typischen Endflächen. Der Calcit aus Arvigo
im Calancatal tritt in einer ganz feinblättrigen Form auf (Bild
9). Diese Blätter erscheinen durch Verwitterungsprozesse
häufig auch wie „angefressen“.
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Bild 10: Calcit aus der Grube Lengenbach, Binntal, Kanton Wallis, Schweiz, Breite 0,5 cm
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Bild 11: Calcit aus Paltano,
Val Bedretto, Kanton Tessin, Breite 10 cm |
Bild 12: Artischockenquarz mit Calcit,
Paltano, Val Bedretto, Tessin, Breite 9 cm |
In der berühmten Grube Lengenbach
im Binntal findet sich als Hauptgestein weißer, körniger
Dolomit. Darin wachsen neben zahlreichen Mineralen auch kleine, klare
Dolomit- und Calcitkristalle. Während die Dolomitkristalle
häufig als verzwillingte Rhomboeder auftreten, sind die
Calcitkristalle sehr flächenreich (Bild 10). Bei Paltano im Val Bedretto
am Nufenenpass gibt es eine Stelle, an der klarer Nadelquarz und
milchiger Artischockenquarz gefunden werden. Von dort stammt auch
Calcit, der zu Skalenoedern ausgebildet ist (Bild 11). Diese
überwachsen teilweise auch den milchigen Quarz (Bild 12).
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Bild 13: Calcitkluft, Eisenerzbergwerk Gonzen,
Sargans, Kanton St. Gallen, Schweiz, 15 cm |
Bild 14: Calcit mit Hämatit aus Vättis,
Sargans, Kanton St. Gallen, Breite 10 cm |
Bild 15: Calcit aus Vättis,
Sargans, Kanton St. Gallen, Breite 10 cm |
Im Eisenerzbergwerk Gonzen
bei Sargans entdeckte man 1965 eine Kluft, die Abmessungen betrugen
16 × 9 × 4 Meter. Die Wände der
Kristallhöhle waren mit riesigen Kristallen besetzt, von denen
einige mehr als 80 Zentimeter Kantenlänge hatten (Bild 13). Die
Kristalle kamen nur als Rhomboeder vor. Heute ist die Kluft komplett
ausgebeutet. Bei Vättis im Taminatal südlich
von Bad Ragaz im Kanton St. Gallen wurden in einer Kluft im Gebiet
Wolfjos riesige Calcite gefunden. Diese sind dort überwiegend als
Skalenoeder ausgebildet und häufig auch mit gelben oder roten
Eisenerzen überzuckert (Bild 14) oder davon durchdrungen. Die
Skalenoeder können auch zu Doppelendern oder Zwillingen ausgebildet
sein. Skalenoedrische Kristalle mit rhomboedrischer Verflachung bilden
traubige Aggregate (Bild 15).
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Bild 16: Calcit rhomboedrisch,
Chridenloch, Schächental, Kanton Uri, Breite 5 cm
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Bild 17: Calcit als „Papierspat“,
Chridenloch, Schächental, Kanton Uri, Breite 4 cm
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Bild 18: Kanonenspat aus dem Furka-Basis-Tunnel, Kanton Uri, Breite 6 cm
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Vom Chridenloch
und vom nahegelegenen Windloch
im Schächental am Klausenpass stammt fast farbloser Calcit, der
flächenreiche, rhomboedrische Kristalle bildet (Bild 16). Der
Calcit von dort ist manchmal auch als „Papierspat“ ausgeprägt (Bild
17). Dieser Habitus kommt in den Zerrklüften der Zentralalpen
häufig vor, oft auch in Verbindung mit Quarz.
Der Calcit, der beim Bau aus dem Furka-Basis-Tunnel ans
Tageslicht gelangte, ist zum Teil als Kanonenspat ausgebildet (Bild
18). Er kann mit Pyrit oder Arsenopyrit kombiniert sein.
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Bild 19: „Fingernagel“-Calcit mit Bergkristall,
Rotlaui bei Guttannen, Kanton Bern, Breite 7 cm
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Bild 20: Calcit, Engstligenalp,
Kanton Bern, Breite 5 cm
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Bild 21: Quarz auf Calcit, Engstligenalp,
Kanton Bern, Breite 3 cm
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Beim Calcit aus Rotlaui
bei Guttannen
im Kanton Bern (Bild 19) wurden die Rhomboeder in der
„Fingernagelform“ noch durch
Verwitterungseinflüsse wie kohlensäurehaltiges Wasser
zusätzlich abgerundet. Dies ist für manche Fundorte in den
Alpen typisch. In der Nähe der Engstligenalp bei
Adelboden wird neben Calcit (Bild 20) zepterartiger Quarz gefunden, der
die Anfänge eines Fensterquarzes verdeutlicht (Bild 21). Die
einzelnen Quarzkristalle sitzen auf einem Rasen mit Calcitkristallen.
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Bild 22: Calcit aus dem Gasterntal,
Kandersteg, Kanton Bern, Breite 14 cm
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Bild 23: Calcit aus dem Gasterntal,
Kandersteg, Kanton Bern, Breite 12 cm
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Bild 24: Calcit aus dem Gasterntal,
Kandersteg, Kanton Bern, Breite 5 cm
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Die berühmtesten Calcite der Schweiz stammen aus einer natürlichen Felskluft, die sich im vorderen Gasterntal
hinter dem Hotel-Restaurant Waldhaus am alten Gemmiweg befindet (Bilder
22, 23 und 24). Heute ist die Kluft weitgehend ausgebeutet und darf aus
Naturschutzgründen nicht mehr betreten werden. Die Kluft befindet
sich unterhalb des neuen Gemmiwegs in einer 100 Meter hohen Felswand im
Valanginien-Kalk. Die Kristalle erreichen bis zu 7 cm Länge
und sind durch Eisensalze leuchtend orange gefärbt. Bild
22 zeigt eine der schönsten Exemplare: Die farbenprächtige
Stufe hat einen hohen Glanz, und sie ist perfekt erhalten.
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Bild 25: Calcit vom Gips-Bruch Leissigen,
Kanton Bern, Breite 4 cm
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Bild 26: Calcit im UV-Licht, Leissigen,
Kanton Bern, Breite 4 cm
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Bild 27: Aragonit, Rotebüel bei Leissigen,
Kanton Bern, Breite 7 cm
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Im weithin sichtbaren Gips-Bruch Leissigen
am Thunersee wird Gips abgebaut. Zu Zeiten der Pulverknappheit
förderte man zur Schwarzpulverherstellung dort auch Schwefel, der
im Gips vorkommt. Der tropfsteinartige Calcit aus Leissigen (Bild 25)
zeigt im UV-Licht eine gelbe Fluoreszenz (Bild 26). Am westlichen Rand
des Gipsbruchs bei der Gemarkung „Rotebüel“ wurde an einer
wasserführenden Stelle Aragonit gefunden (Bild 27).
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Bild 28: Calcit aus der Gemarkung Rotebüel,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 4 cm
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Bild 29: Calcit vom Rotebüel im Tageslicht,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 5 cm
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Bild 30: Calcit vom Rotebüel im UV-Licht,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 5 cm
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Die orangefarbenen
Calcite vom Rotebüel (Bild 28) stammen aus Hohlräumen
über dem Wasserspiegel, während der Aragonit unter dem
Wasserspiegel entsteht. Die Calcitkristalle zeigen unter dem
langwelligen UV-Licht ein sehr starke, gelbe Fluoreszenz (Bilder 29 und
30). In dieser Eigenschaft sind die Calcite von Leissigen einmalig. An
manchen Kristallen oder Kristallspitzen tritt keine Fluoreszenz auf.
Dieser Kontrast führt unter dem UV-Licht zu bizarren
Farbkombinationen (Bild 30).
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Bild 31: Aragonit aus dem Umfahrungstunnel,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 2 cm
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Bild 32:
Rhomboedrischer Calcit,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 2 cm |
Bild 33: Calcit vom Kreuzgraben,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 2 cm
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Beim Bau des
Umgehungstunnels für die Nationalstrasse wurden auf einer
Aushubhalde sehr klare Quarze, Calcitzwillinge und nadeliger Aragonit
gefunden (Bild 31). Ähnliche Funde stammen aus den Bachrinnen
oberhalb von Leissigen. Vor allem im Kreuzgraben (auch:
„Chrützgrabe“) zeigt der Calcit eine enorme Formenvielfalt. Er
kommt rhomboedrisch vor (Bild 32) und bildet auch vielflächige
Kristalle (Bild 33).
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Bild 34: Calcit mit Quarz vom Kreuzgraben,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 4 cm
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Bild 35: Calcit-Zwillinge vom Kreuzgraben,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 2 cm
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Bild 36: Derbyshire-Twin vom Kreuzgraben,
Leissigen, Kanton Bern, Breite 3 cm
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Manchmal sind die
Calcite aus dem Kreuzgraben bei Leissigen mit kleinen Quarzkristallen
kombiniert, so wie bei der skalenoedrischen Stufe
auf Bild 34. Sehr speziell sind die Calcitzwillinge nach dem
ersten stumpferen Rhomboeder (Bild 35). Auch der klassische
Derbyshire-Twin ist zu finden (Bild 36). Hier wird der skalenoedrische
Zwilling nach dem Basis-Pinakoid gebildet. Benannt ist
dieser Zwillingstyp nach dem historischen Fundort Derbyshire in
England.
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Bild 37: Calcit aus Weissenburg
im Simmental, Kanton Bern, Breite 7 cm |
Bild 38: Calcit-Igel aus Weissenburg
im Simmental, Kanton Bern, Breite 2 cm |
Bild 39: Zweifarbiger Calcit, Weissenburg
im Simmental, Kanton Bern, Breite 2 cm |
Bei Arbeiten an der Strasse bei Weissenburg
im Simmental wurden traumhaft schöne Calcitigel gefunden (Bild
37). Die Igel konnten von der Matrix zum Teil regelrecht
„abgepflückt“ werden (Bild 38), so dass auch einzelne Igel im
Handel erhältlich sind. Seltener war zweifarbiger Calcit mit
schön ausgebildeten Skalenoedern (Bild 39). Die Kristalle
erscheinen auf der einen Seite bräunlich, auf der anderen gelblich.
Mitten durch die Platte
verläuft eine Änderungszone der Wachstumsbedingungen.
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Bild 40: Calcit aus Münchenstein,
Kanton Basel-Landschaft, Breite 1 cm
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Bild 41: Calcit aus Tenniken,
Kanton Basel-Landschaft, Breite 12 cm
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Bild 42: Calcitzwilling vom Liesberg,
Kanton Basel-Landschaft, Schweiz,
Breite 3 cm
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Der Schweizer Jura ist
ein Gebirge, das überwiegend aus Kalkstein besteht. Im Kalk, sowie
in den vorhandenen Mergel- und Tonschichten finden sich zahlreiche
Fossilien. Der Calcit ist ein häufiges Mineral im Kalkstein.
Schön kristallisierter Calcit kam früher aus dem heute
zugeschütteten Kalksteinbruch „Neue Welt“ bei Münchenstein (Bild 40). Beim Autobahnbau der A2 wurden zum Beispiel in den 1960er-Jahren bei Tenniken riesige Calcitstufen geborgen (Bild 41). Die Zwillinge vom Liesberg ähneln stark den Calciten, die auf der Schwäbischen Alb in Deutschland bei Schelklingen gefunden wurden. Bild 42 zeigt eine Calcitstufe mit einem Schmetterlings-Zwilling.
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Bild 43: Calcit aus Cornaux,
Kanton Neuenburg, Schweiz, Breite 7 cm
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Bild 44: Calcit aus Röschenz,
Kanton Basel-Land, Schweiz, Breite 4 cm
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Bild 45: Calcit auf gelbem Fluorit,
Kanton Solothurn, Steinbruch Orismühle, Breite 4 cm
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Auf Bild 43
ist ein verzwillingter Calcit aus Cornaux im Kanton Neuenburg zu sehen.
Dort wurden im Kalksteinbruch Juracime AG neben Calcit und Fluorit auch
klare Coelestinkristalle gefunden. Der Kalkstein bei der Gemeinde Röschenz
im Laufental und auch der kristallisierte Calcit darin sind durch
Eisenoxid rot gefärbt (Bild 44). Sehr schöne Kombinationen von
klaren Calcit-Skalenoedern auf gelben Fluorit-Würfeln stammen aus
dem Steinbruch Orismühle bei Liestal (Bild 45). Der Steinbruch selbst liegt im Kanton Solothurn.
Calcit, Aragonit und Vaterit aus Österreich
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1: Aragonit „Eisenblüte“,
Erzberg, Steiermark, Österreich, Breite 18 cm
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2: Aragonit „Vogelnest“,
Erzberg, Steiermark, Österreich, 12 cm
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Bild 3: Aragonit „Eisenblüte“,
St. Johann, Salzburg, Österreich, Breite 7 cm
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Die berühmtesten Aragonite aus Österreich stammen wohl vom Erzberg
bei der Stadt Eisenerz in der Steiermark (Bilder 1 und 2). Die
mächtigen Abraumhalden sind heute noch in Betrieb. Neben Eisenerzen
wie Siderit wird auch versinterter Aragonit gefunden, der sogenannte
„Vogelnester“ bildet. Darin liegen Aragonit-Höhlenperlen wie
Vogeleier. Der Aragonit kommt dort auch als „Eisenblüte“ vor. So
bezeichnet man das lockige, korallenartige Wachstum beim Aragonit. Das
Oberflächenwasser hat in Hohlräumen das primäre Eisenerz
weggelöst, wodurch sich der Aragonit ausbilden konnte. Auch in den Bergwerken bei St. Johann im Pongau wurde früher Aragonit als Eisenblüte gefunden (Bild 3).
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4: Calcit, skalenoedrischer Doppelender,
Zillertal, Bundesland Tirol, Breite 3 cm
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5: Calcit (mit Aragonit?),
St. Gertraudi, Tirol, Breite 3 cm
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Bild 6: Calcit Skalenoeder,
St. Gertraudi, Tirol, Breite 3 cm
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In den alpinen
Klüften und in den Erzlagerstätten ist der Calcit verbreitet
anzutreffen. Klare Calcite aus den Alpen sind selten, sie sind meistens
milchig getrübt. Der skalenoedrische Doppelender stammt vom Saurüssel im Zillertal (Bild 4). Die schönsten Calcite aus dem österreichischen Bundesland Tirol kommen vielleicht aus St. Getraudi.
Im alten Bergwerk wurden früher Silber- und Kupfererze gewonnen.
Der Calcit wächst bäumchenartig, teilweise auch mit Aragonit
vermischt (Bild 5), oder er bildet prächtige Stufen mit klaren
Skalenoedern (Bild 6).
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7: Calcit vom Hopffeldboden,
Obersulzbachtal, Salzburg, Breite 3 cm
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8: Fingernagel-Calcit, Hopffeldboden,
Obersulzbachtal, Salzburg, Breite 0,4 cm
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Bild 9: Vaterit oder Calcit (?), Hopffeldboden,
Obersulzbachtal, Salzburg, Breite 0,3 cm
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Eine der bekanntesten Fundstellen in Österreich für Mineraliensammler ist der Hopffeldboden
im Obersulzbachtal. Im Geröllfeld der Felswand werden im hellen
Granit unter anderem seltene Thorium- und Yttriumminerale gefunden.
Relativ selten ist gut ausgebildeter, prismatischer Calcit (Bild 7). Die
kleinen Calcitkristalle in „Fingernagelform“ kann man aufgrund der
typischen Kristallform vom umgebenden Albit unterscheiden (Bild 8). Der
extrem seltene und hexagonal kristallisierende Vaterit ist neben
Aragonit und Calcit die dritte natürlich vorkommende Modifikation
des Calciumcarbonats. Nach neueren Untersuchungen haben sich die meisten
Vaterite vom Hopffeldboden als Calcit herausgestellt (Bild 9).
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10: Calcit auf Periklin,
Grasfelderklamm, Untersulzbachtal, Breite 3 cm
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11: Calcit Doppelender,
Grasfelderklamm, Untersulzbachtal, Breite 4 cm
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Bild 12: Calcit mit Muskovit, verwittert,
Grasfelderklamm, Untersulzbachtal, Breite 2 cm
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Das Untersulzbachtal
ist das nächste, östlich gelegene Tauerntal nach dem
Obersulzbachtal. Den schönsten Calcit von dort gibt es beim Grasfelderklamm.
Er bildet Skalenoeder, die klar sein können und gerne auf dem
Periklin sitzen (Bild 10). Typipsch sind milchige, spitz zulaufende
Doppelender (Bild 11). Manchmal ist der Calcit durch Wasser oder saure
Lösungen angeätzt oder verwittert (Bild 12). Häufig ist
der Calcit mit Muskovit
kombiniert, der blättrige Aggregate bildet.
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13: Calcit auf Quarz,
Scharntal, Hollersbachtal, Breite 2 cm |
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14: Calcit skalenoedrisch,
Scharntal, Hollersbachtal, Breite 3 cm |
Bild 15: Calcit,
Schiedergraben, Felbertal, Breite 4 cm |
Calcit wird auch in den anderen Tauerntälern gefunden. Das Scharntal
ist ein Seitental vom Hollersbachtal, das östlich neben dem
Habachtal liegt. Die leicht getrübten Calcite aus dem Felbertal
ähneln stark den Calciten aus dem Hollersbachtal (Bilder 13 bis
15). Die Kristalle sitzen gerne auf Quarz und haben Einschlüsse von
Eisenerzen. Bild 15 zeigt einen typischen Calcit aus dem
Schiedergraben.
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16: Calcit Doppelender,
Lohningbruch, Rauris, Salzburg, Breite 1 cm
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17: Calcit mit Rutil,
Kaisererbruch, Rauris, Salzburg, Breite 2 cm
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Bild 18: Hämatit, Rutil, Calcit,
Lohningbruch, Rauris, Salzburg, Breite 1 cm
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Eine besonders reichhaltige Quelle für alpinen Calcit sind der Lohningbruch und der Kaisererbruch. Diese liegen in Rauris
im Bundesland Salzburg. Die Calcitkristalle bilden zahlreiche
Paragenesen mit anderen Mineralen. Bei der Stufe auf Bild 16 ist die
Matrix mit unzähligen Doppelendern übersäht. Das Foto
zeigt einen einzigen Kristall davon. Speziell ist die Kombination auf
Bild 17: Golden glänzender Rutil befindet sich teilweise in den
Calcitkristallen. Noch exotischer ist die Paragenese auf Bild 18: Rutil,
Hämatit und Calcit sind epitaktisch miteinander verwachsen.
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19: Calcitvarietät Lublinit,
Lohningbruch, Rauris, Salzburg, Breite 0,5 cm
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20: Calcit auf Klinochlor,
Krumltal, Rauris, Salzburg, Breite 2 cm
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Bild 21: Calcit, Diabassteinbruch am Biberg,
Saalfelden, Salzburg, Breite 1 cm
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Eine sehr seltene
Calcitvarietät ist der haarfömig ausgebildete Lublinit (Bild
19). Auch diese Spezialität wird im Lohningbruch gefunden. Aus dem Krumltal
in Rauris stammt gelber Calcit, der auf schwarzgrünen
Klinochlorkristallen sitzt (Bild 20). Auch solche Paragenesen sind
typisch für alpine Calcite. Die Stufen aus dem Diabassteinbruch am Biberg
bei Saalfelden
sind mit vielen Quarzkristallen übersähnt. Begehrt sind
sanduhrförmiger Brookit und Rutil als Sagenitgitter. Dazwischen
können sich kleine Kristalle von weiteren Mineralen befinden, zum
Beispiel Albit, Calcit
oder Dolomit. Der Calcit ist an der typischen Kristallform zu erkennen
(Bild 21).
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22: Calcit auf Schalenblende,
Grube Antoni, Revier Bad Bleiberg, Breite 3 cm
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23: Calcit auf Siderit, Hüttenberg, Kärnten, Breite 1 cm
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Bild 24: Calcit auf Siderit,
Hüttenberg, Kärnten, Breite 2 cm
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Das Bundesland
Kärnten hat zwei alte Bergbaureviere, die für Calcit in vielen
Variationen bekannt sind. 15 Kilometer westlich von Villach liegt Bad Bleiberg.
In den Gruben der Umgebung gibt es Blei- und Zinkerze, die schon im
Mittelalter abgebaut wurden. Auch Silber und Gold wurde früher aus
Erzen aufbereitet. Die Einstellung der Bergbautätigkeit erfolgte
1993. Der Calcit aus der Grube Antoni sitzt auf der Schalenblende als
zweite Generation (Bild 22). Bekannt ist auch der „Kanonenspat“ aus den
Gruben im Revier. Das Revier bei Hüttenberg im
Bezirk St. Veit an der Glan ist seit der Antike bekannt. Eisenerze wie
der Siderit wurden schon vor der Römerzeit abgebaut. Das Eisenerz
ist häufig mit Calcit vergesellschaftet, der als zweite Generation
gerne Überzüge über die anderen Minerale bildet (Bilder
23 und 24).