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Impressionismus
 
Der Impressionismus in der Kunst entstand etwa ab dem Jahre 1870 in Frankreich. Claude Monets berühmtes Gemälde Impression aus dem Jahr 1872 zeigt einen Sonnenaufgang im Hafen von Le Havre. Mit wenigen Pinselstrichen gelingt es, die Reflexe der Wasserspiegelungen darzustellen. Das Bild zeigt einen flüchtigen Augenblick, der durch den lockeren Pinselstrich markiert  wird. Die Formen der dargestellten Objekte verschwimmen zur Skizzenhaftigkeit, die Lichtvibrationen und das Schillern des Wassers werden ausschließlich durch die ausgiebige Verwendung der Farben Lila, Rot und Gelb dargestellt. 
  
 
Vorgeschichte Merkmale Monet Cézanne Van Gogh
   
Vorgeschichte
Claude Monet – als einer der bedeutendsten Vertreter dieser Stilrichtung – lernte auf seiner Reise im Jahre 1870 nach London die Bilder des englischen Malers J.M.W. Turner kennen, der von 1775 bis 1851 in London lebte. Die leuchtkräftigen Naturimpressionen Turners hatten einen maßgeblichen Einfluss auf Monet. Das heute berühmteste Gemälde des Impressionismus fiel bei seiner ersten Ausstellung beim Publikum durch, für uns heute kaum vorstellbar.   Monet, Cézanne, Pissaro, Renoir, Degas und anderen „Impressionisten“ veranstalteten im Jahre 1874 auf eigene Initiative eine Kunstausstellung, nachdem ihre Bilder bei den offiziellen Kunstausstellungen durchgefallen und nicht angenommen worden waren. Die Maler ernteten beim Publikum nur Spott und Kritik. Der Kritiker Louis Leroy beschimpfte Claude Monet als „Impressionisten“ (Künstler des „flüchtigen Augenblicks“) und bezichtigte ihn der Oberflächlichkeit. Zuvor schon waren die Künstler aufgrund ihrer Maltechnik als „Intransigeants“ („Die Eigensinnigen“) bezeichnet worden. Nach dieser Ausstellung sprach jeder nur noch von den „Impressionisten“, was anfangs sehr abwertend gemeint war.  

Die Kunstauffassung in Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts wurde durch die Kunstschule École des Beaux-Arts („der Salon“) in Paris geprägt. Sie unterstand der absoluten Autorität des Malers Dominique Ingres (1780–1867). Dieser vertrat die Ansicht, dass die Linie in einem Kunstwerk wichtiger als die Form sei. Er verlangte von seinen Schülern genauste Zeichnungen und duldete die Farbe lediglich zur Kolorierung. Die Gegner dieser klassizistischen Auffassung wurden von Eugène Delacroix (1798–1863) angeführt. Für den Romantiker Delacroix war die Farbe wichtiger als die Zeichnung. Er maß dem Gefühl und dem individuellen Ausdruck große Bedeutung bei. Der Streit zwischen Ingres und Delacroix wurde in den meisten Cafés zwischen den Studenten diskutiert. Daneben gab es die sogenannten „Realisten“, die durch Gustave Courbet (1813–1877) angeführt wurden. „Seien wir echt, auch wenn wir hässlich sind“ war die Devise dieser Strömung.
  

Es war Edouard Manet (1832–1883), der den endgültigen Bruch mit den Anhängern Ingres vollzog. In leuchtenden Farben gab er der subjektiven Wahrnehmung Vorrang und malte in seinem berühmten Bild Frühstück im Grünen (1863) eine nackte Frau inmitten einer Herrengesellschaft, für die damalige Zeit ein schockierendes Motiv. Doch nach wie vor entschied „der Salon“ über die Ausstellungsrechte der Bilder und lehnte die meisten Bilder der heute berühmten Maler ab, so auch die von Paul Cézanne. Im Jahre 1863 richtete Napoleon III. eine Gegenausstellung ein, den „Salon des Refusés“ (Salon der Abgewiesenen), um den verschmähten Künstlern eine Chance zu geben.  
 
 
Edouard Manet: Das Frühstück im Grünen
   


Das im Jahr 1863 gemalte und 208 × 264 cm große Ölgemälde trägt den Titel
Le Déjeuner sur l'herbe; es kann im Musée d'Orsay in Paris besichtigt werden.
 

Der ersten Impressionisten-Ausstellung in Frankreich im Jahre 1874 folgte im April 1876 eine zweite, die wiederum aus Geldnot der Künstler veranstaltet wurde. Die Kritiker bezeichneten sie als „Catastrophe“, lediglich ein einziger Befürworter, der Zollbeamte Victor Chocquetes, fand sich ein, der die Bilder der Impressionisten kaufte und sammelte. Die Maler ließen sich trotz der Misserfolge nicht entmutigen und malten weiter. Sie fanden erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ihnen gebührende Beachtung. 
     
Merkmale und Maltechniken
Die Motive sind meistens Natureindrücke. Von nahem sind auf einem impressionistischen Gemälde relativ grobe und eher kurze Pinselstriche sichtbar. Erst aus der Entfernung verschwimmen die Farben und erzeugen mit Hilfe des Gehirns des Betrachters einen Eindruck über das Detail. Dadurch wird die Fantasie des Betrachters mit einbezogen, der Schauende nimmt aktiv an der Wirkung eines Bildes teil. Komposition, räumliche Wirkung und Linien treten zurück. Gegenstände und Licht und Schatten werden durch das Spiel von Licht und Farben auf der Oberfläche dargestellt. Der französische Lyriker Jules Laforgue (1860–1887) schrieb eine Abhandlung über den Impressionismus, die treffend ist. Er stellt das Auge der damals gängigen, akademischen Lehrmeinung dem Auge des Impressionisten gegenüber:  
 
„In einer von Licht gebadeten Landschaft bilden sich farbige Schatten heraus; wo der akademische Maler nur das weiße Licht sieht ... badet der Impressionist nicht im toten Weiß, sondern in tausenden Vibrationen, in vielfältigen Farbnuancen. Wo der akademische Maler nur den Umriss eines Objekts sieht, sieht der Impressionist nicht die geometrische Formen, sondern die Lebendigkeit der Linien, die aus tausenden unregelmäßigen Pinselstrichen aufgebaut sind, die bei der entfernten Betrachtung zum Leben erwachen. Wo der akademische Maler die Dinge auf ein Gerippe eines theoretischen Schemas reduziert, baut der Impressionist die Perspektive aus tausenden Farbklängen und Pinselstrichen auf, in dem er die atmosphärische Wirkung nicht starr, sondern lebendig gestaltet. Das Auge des Impressionisten ist in der menschlichen Evolution am meisten entwickelt, es erfasst und bildet die kompliziertesten Farbnuancen ab.“ (Jules Laforgue)

(Frei übersetzt von Thomas Seilnacht aus dem Werk des französischen Lyrikers Jules Laforgue: L'Art impressionniste, Oeuvres complètes, Mélanges posthumes. Paris, Éditions du Mercure de France, 1903; Überschrift des Abschnitts: Das akademische und das impressionistische Auge – Polyphonie der Farben) 
   
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machten sich die beiden französischen Maler Georges Seurat (1859–1891) und Paul Signac (1863–1935) die neu aufkommenden, wissenschaftlichen Farbtheorien, beispielsweise von Maxwell, zu Nutze. Sie vermischten die Farben nicht wie üblich, sondern setzten die Farben unvermischt als kleine Farbpunkte nebeneinander. Durch subtraktive Farbmischung entstand aus blauen und gelben Farbpunkten der Farbeindruck Grün. Gut zu sehen ist das auf dem unten abgebildeten Ausschnitt von Seurats berühmtem Gemälde Ein Sonntagsausflug auf der Grande Jatte. Das monumentale Kunstwerk misst im Original eine Breite von drei Metern. Die beiden „Meister des Punktes“ gehören zur Strömung des sogenannten „Neo-Impressionismus“. Der französische Impressionismus hatte auch einen entscheidenden Einfluss auf die deutschen Impressionisten wie Max Liebermann, Lovis Corinth oder Max Slevogt.  
  
 
Ausschnitt aus Georges Seurats Sonntagsausflug



Das Gemälde trägt den Titel Un dimanche après-midi à l'Ile de la Grande Jatte.
Das Original hängt heute im Art Institute of Chicago in den USA.
 
   
Weitere Infos
Portrait Claude Monet 
Portrait Paul Cézanne 
Portrait Vincent van Gogh 
Merkmale des Expressionismus

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