Ethylenglycol, Glykol
C2H4(OH)2
CAS 107-21-1


Ethylenglycol, Glykol
Ethan-1,2-diol
1,2-Ethandiol
Ethylene glycol
Ethane-1,2-diol
1,2-Ethanediol
62,068 g/mol

10 ml/m3 (TRGS 900)
1,1135 g/cm3
−13 °C
+197,5 °C
vollständig mischbar
1,4318 (bei 20 °C)
3,2 bis 22 Vol.-% (Luft)
+111 °C
+398 °C

Strukturformel Ethylenglycol

Klare, farblose und viskose Flüssigkeit 



Flasche


Gefahrenklassen + Kategorie
Akute Toxizität oral 4
Spez. Zielorgantoxizität w. 2 (Nieren, ZNS)
HP-Sätze (siehe Hinweis)
H302, 373 (Nieren, ZNS)  P280.1–3, 301+310 

Entsorgung
  G 1
Piktogramme
GHS 07
GHS 08
Achtung
Seite oben Spezielle Bemerkungen zum Gebrauch in Kraftfahrzeugen
Frostschutzmittel mit Ethylenglycol müssen in der Garage in einem verschlossenen Schrank unzugänglich für Kinder gelagert werden. Sie dürfen nicht zusammen mit Lebensmittel aufbewahrt werden. Am besten ist es, auf die Lagerung ganz zu verzichten.
Seite oben Eigenschaften
Wirkung auf den menschlichen Körper

Die Aufnahme von Ethylenglycol führt zu Vergiftungserscheinungen. Nach Vergiftungen können Lungen-, Herz- und Nierenschäden auftreten. Zuerst entstehen Magen-Darm-Probleme mit Erbrechen und Durchfall. Hinzu kommen Schwindel, Atemnot oder Halluzinationen. Dann beschleunigt sich der Puls, Herzprobleme oder ein Lungenödem können entstehen. Bei höheren Dosen tritt schon in dieser Phase der Tod durch Herzversagen auf. Falls dies nicht passiert, werden nach ein bis drei Tagen die Nieren geschädigt. Nach etwa einer Woche treten schwere Schäden am Zentralnervensystem auf. Als mittlere, tödliche Dosis gelten etwa 1,4 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. Die Dämpfe üben eine schwach reizende Wirkung auf Augen und Schleimhäute aus. 


Chemisch-physikalische Eigenschaften


Ethylenglycol ist eine süßlich schmeckende, leicht zähflüssige Flüssigkeit. Sie vermischt sich sehr gut mit Wasser, sie ist aber auch in Aceton, Ethylalkohol und Diethylether gut löslich. Ein Gemisch mit je einem Anteil Wasser und Ethylenglycol gefriert erst unterhalb von −40 °C, daher eignen sich solche Gemische als Frostschutzmittel. Beim Siedepunkt beginnt sich Ethylengylcol zu zersetzen.

Frostschutzmittel im Auto
Lupe
Frostschutz-Prüfgerät und angefärbtes Ethylenglycol.

Ethylenglycol ist wie Glycerin stark hygroskopisch und zieht Feuchtigkeit aus der Luft an. Von Glycerin kann es so unterschieden werden: 

I.) Iodprobe: Ethylenglycol löst Iod mit rotbrauner Farbe, Glycerin löst nur wenig Iod mit hellgelber Färbung.   
II.) Gentianaviolettprobe: Ethylenglycol löst Gentianaviolett mit violetter Farbe, Glycerin löst den Farbstoff gar nicht.

Beim Erhitzen mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht Dioxan, eine aromatisch riechende Flüssigkeit und bedeutendes Lösungsmittel in der chemischen Technik. Ethylenglycol gehört aufgrund der zwei OH-Gruppen zu den zweiwertigen Alkoholen. Es lässt sich stufenweise bis zur Oxalsäure oxidieren.
Seite oben Herstellung
Ethylenglycol wird in der chemischen Industrie aus Ethylenoxid und Wasser unter Druck hergestellt. Dabei öffnet sich der Ring, und das Wasser-Molekül wird addiert:

Herstellung von Ethylenglycol

Verwendet man stark verdünnte Säuren, gelingt die Ringöffnung schon bei Zimmertemperatur. Eine andere Herstellungsmöglichkeit ist der Einsatz des OMEGA-Prozesses (Only Mono Ethylene Glycol Advanced Process): Mit Hilfe von Katalysatoren wird das Ethylenoxid mit Kohlenstoffdioxid zu Ethylencarbonat umgewandelt. Durch eine Hydrolyse dieses Zwischenproduktes gewinnt man dann das Ethylenglycol.
Seite oben Verwendung
Ethylenglycol wird als Frostschutzmittel im Kühlwasser von Kraftfahrzeugen und zur Enteisung von Flugzeugen verwendet. Es dient als Kühl- und Schmiermittel bei Hochleistungsmotoren. Gelegentlich wird es auch als Desinfektionsmittel für große Räume eingesetzt. Ethylenglycol ist ein wichtiges Zwischenprodukt zur Herstellung von Polyethylenterephthalat, einem wichtigen Polyester. Es wird auch zur Herstellung des Lösungsmittels Dioxan benötigt.
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