Heizen |
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Chemische
Reaktionen werden im Labor meist unter Energiezufuhr in Form von Wärme
eingeleitet oder aufrechterhalten. Beim Trennen oder beim Reinigen von
Stoffen wie bei der Destillation oder bei der Sublimation wird ebenfalls Wärme benötigt. Das Bild zeigt einen Bequemlichkeitsofen,
einen sogenannten „Faulen Heintz“ im Deutschen Museum München. Der
mittlere Schacht wurde mit Holz oder Kohle gefüllt. Nach dem Zünden
des Ofens rutschte automatisch neues Brennmaterial aus dem Schacht nach.
Die Hitze strömte zu den seitlich liegenden Nebenöfen, auf denen Destillationen durchgeführt werden konnten.
„Bequemlichkeitsofen“ im Deutschen Museum München Die älteste Form
von Heizgeräten in den alchemistischen Labors stellt das offene Feuer
und später auch die Herdplatte mit darüber liegendem Rauchfang
dar. Die mit Holz oder Kohle gefeuerten Öfen gab es in großer
Vielfalt. Manche waren tragbar oder besaßen eine Luftzufuhr mit Blasebalg,
um höhere Temperaturen zu erzielen. Der arabische Alchemist al-Razi
benannte auch Kerzen, Öllampen oder die Sonne als Energiequelle. Bei
bestimmten chemischen Reaktionen benötigte man eine gleichbleibende
Temperatur über einen längeren Zeitraum, zum Beispiel beim Lösen
von Stoffen in Wasser, der Solution, oder die Verfestigung, der
Coagulation, oder
der Verflüssigung, der Ceration, von Stoffen. Man gab die
Stoffe in einen fest verschlossenen Behälter und stellte diesen
für einige
Wochen an die Wärme. Als Heizquellen dienten
Dungkästen,
die eine konstante Temperatur von 50 °C abgaben.
Spiritusbrenner Der einfache Spiritusbrenner wurde früher in den Schulen und von Hobbychemikern eingesetzt. Er
besteht aus einem Glas- oder Metallgefäß mit einer oben liegenden
Öffnung, durch die ein Docht gesteckt wird. Der Brennspiritus enthält
überwiegend Ethanol, der mit
einem Vergällungsmittel versetzt ist, damit man den Spiritus nicht
mehr trinken kann. Ethanol ist eine leicht entzündliche Flüssigkeit.
Daher darf das Einfüllen in den Brenner niemals bei heißem oder
entzündetem Brenner erfolgen. Das Löschen der Flamme erfolgt
durch Aufsetzen der Kappe, die bis zum nächsten Gebrauch nicht mehr
abgenommen wird. Ein Spiritusbrenner erzielt allerdings nicht so hohe Temperaturen
wie ein Gasbrenner. Die Verwendung von Spiritusbrennern wird aufgrund der
erhöhten Unfallgefahr für Schulen und auch im Haushalt nicht mehr empfohlen. Der Alkohol im Spiritusbrenner kann sich zum Beispiel beim Käsefondue erhitzen. Er beginnt zu verdampfen, und sobald er siedet kann plötzlich eine sehr große Stichflamme auftreten. Eine relativ sichere
Alternative stellt das Rechaud mit Brennpaste dar. Der kleine Kocher wird mit einem brennbaren Gel befüllt, in dem der Alkohol mit einem Gelbildner verdickt ist. Im Caquelon, einem Topf aus Keramik oder Steingut, wird die Käsemischung erhitzt.
Das im Labor am meisten verwendete Heizgerät stellt der Gasbrenner dar. Es existieren Varianten, die
mit Erdgas oder überwiegend mit Methan,
mit Propangas oder auch mit Butangas betrieben werden. Der vielfach verwendete Kartuschenbrenner zeichnet sich dadurch aus, dass sich das Gasreservoir in einer Kartusche unterhalb des Brenners befindet und der Brenner dadurch ortsunabhängig ist. Heute dürfen an Schulen nur noch Ventilkartuschenbrenner (mit kleinen Kartuschen) verwendet werden: Beim Kartuschenwechsel kann kein Gas austreten, da die Kartuschen beim Abschrauben des Brenners selbstverschließend sind.
Die durchschnittliche Brenndauer beträgt etwa drei Stunden,
die Flamme erreicht maximal 1100 °C. Bei der Auswahl
des Modells muss eingeschätzt werden, ob man den Schülerinnen und Schülern ein leistungsfähiges
Modell mit einer sehr hohen Flamme in die Hände
gibt (Foto oben rechts) oder ob man ein Modell mit einer nicht ganz
so hohen Flamme einsetzt.
Der von Robert Wilhelm Bunsen (1811–1899) entwickelte Bunsenbrenner mit einer maximalen Flammentemperatur
von etwa 1000 °C wurde früher im Labor häufig benutzt. Er unterscheidet
sich von dem von Nicolaus Teclu (1839–1926) erfundenen Teclubrenner in
der Art der Luftzufuhr und der Mischrohre von Gas und Luft. Beide sind
jedoch so konstruiert, dass das Gas mit einer Regulierungsschraube dosiert und die Luftzufuhr geregelt werden kann.
Bei Brennern mit externer Gaszufuhr hat sich der Teclubrenner durchgesetzt, da er leistungsfähiger ist. Beim ihm wird die Luft von unten in das Mischrohr zugeführt. Die besondere Bauweise ermöglicht im Vergleich zum Bunsenbrenner eine
höhere Flammentemperatur um 1200 °C. Mit speziellen
Brenneraufsätzen können breite Zonen erhitzt werden,
beispielsweise zur Bearbeitung von Glasrohren.
Gebläselampe mit Druckluftbetrieb Die
Gebläselampe stellt eine besondere Form des Gasbrenners dar. Bei ihr wird
der Luftsauerstoff
noch besser mit dem Gas durchmischt. Die dabei entstehende,
sehr hohe Flammentemperatur mit bis zu 1900 °C erreicht man
auch durch die Verwendung von Druckluft.
Mit Wasserstoff betriebene Gebläselampen werden von Glasbläsern eingesetzt, wenn zum Beispiel Geräte aus Quarzglas angefertigt werden müssen.
In den Baumärkten sind mit Butan- oder Propangas
betriebene Lötlampen mit Gaskartuschen erhältlich, die sich aufgrund der Bauweise und der hohen erzielbaren
Temperaturen für den Einsatz bei Demonstrationsexperimenten eignen, zum Beispiel wenn ein Verbrennungsrohr aus Quarzglas von der Seite erhitzt werden soll.
Die Flammentemperatur
bei den genannten Gasbrennern lässt sich durch das Öffnen und
Schließen der Luftzufuhr regeln. Reines Gas erzeugt eine leuchtende
Flamme von geringerer Temperatur, die allerdings stark rußt. Beim
Zumischen von Luft entsteht eine nicht leuchtende, rauschende Flamme mit
blauem Kegel, die wesentlich heißer ist und nicht mehr rußt.
Bei zu starker Luftzufuhr
findet die Verbrennung dicht an der Gasdüse statt. Sie beginnt dann
zu glühen, und eine Explosion des Brenners wäre theoretisch möglich.
Auch wenn moderne Gasbrenner Drahtnetze oder andere Sicherheitseinrichtungen
zur Verhinderung derartiger Unfälle besitzen, sollte man sich an die
Regeln zur Inbetriebnahme und zum Abschalten des Gasbrenners halten:
Inbetriebnahme
1. Schutzbrille aufsetzen, Haare nach hinten zusammenbinden. 2. Ist die Luftzufuhr und die Gasregulierung geschlossen? 3. Streichholz entzünden und über das Brennerrohr halten. Kopf fernhalten! 4. Gasregulierung öffnen: leuchtende Flamme. 5. Luftzufuhr öffnen: nicht leuchtende Flamme. Jetzt beträgt die Temperatur der Flamme 1000 °C. Abschalten 1. Luftzufuhr schließen: Die Flamme leuchtet wieder. 2. Gasregulierung zudrehen: Die Flamme erlischt. Die einfache, elektrische
Heizplatte dient zum schnellen Erhitzen von Flüssigkeiten in Pfannen,
Gläsern oder Kolben. Sehr universelle Heizgeräte stellen die Magnetrührer dar, die neben der Rührfunktion
meist auch eine Heizplatte eingebaut haben. Im Handel für Haushaltswaren
sind auch ortsunabhängige Heizplatten mit Glaskeramik-Feld oder Induktionsplatten
erhältlich. Für letztere benötigt es Töpfe mit einer
speziellen Metall-Legierung, die sich durch das Magnetfeld aufheizen lässt.
Dieses System eignet sich beispielsweise zum schnellen Erhitzen von Färbebädern.
Eine Alternative zum Gasbrenner stellen Elektrobrenner dar. In vielen Laboratorien
darf nicht mit offener Flamme erhitzt werden. Elektrobrenner reduzieren
die Brand-, Explosions- und Vergiftungsgefahr.
Leicht entzündbare
Stoffe dürfen im Labor generell nicht mit einer offenen Flamme oder
einer Heizplatte erhitzt werden. Hier bieten sich elektrische Heizungen
an, die feuchtigkeitsgeschützt sind und jede Art von offenem Feuer
und Funkenbildung vermeiden. Die Pilzheizhaube enthält ein feuersicheres
Geflecht aus Glas-Seide, das an eine bestimmte Rundkolbengröße
angepasst ist. Sie wird oft mit einem Tragering geliefert, der an einem
Stativ befestigt werden kann. Mit Hilfe einer elektrischen Regulierung sind
verschiedene Temperaturen einstellbar. Mit den Heizhauben können leicht
entzündbare Flüssigkeiten erhitzt oder destilliert werden.
Der Trockenschrank ist ein elektrisch heizbarer Schrank, in dem Stoffe getrocknet werden. Mit
Hilfe einer elektrischen Steuerung und einem Thermostat lassen sich gleich
bleibende Temperaturen zwischen 30 °C und 220 °C einstellen. Stoffe,
die ätzende oder giftige Dämpfe abgeben, dürfen nicht in
Trockenschränken getrocknet werden. Elektrische
Öfen erzeugen hohe, gleichbleibende Temperaturen bis zu 1100 °C.
Der Tiegelofen nach Simon-Müller besteht aus Keramik und eignet sich
zum Veraschen, Schmelzen und Verdampfen von Stoffen. Muffelöfen sind
mit einer elektronischen Steuerung ausgestattet und werden durch elektrische
Heizplatten geheizt. Eine hochwertige keramische Faser im Heizraum isoliert
den Ofen nach außen.
Ferner existieren eine
Reihe weitere elektrischer Heizgeräte, die im Labor eingesetzt werden,
beispielsweise Tauchsieder, Föne, Heizmäntel oder Heizstäbe.
Eine besondere Form der indirekten Heizung stellen Wasser- oder Ölbäder
dar. Sie enthalten ein elektrisch heizbares Bad, in das
Wasser oder Öl gefüllt wird. Durch eine elektronische Regelung
können Bad-Temperaturen von bis zu 360 °C eingestellt werden. Der
Vorteil der Wasserbäder liegt jedoch vor allem in einer absolut gleichmäßigen
Übertragung der Wärmeenergie auf das im Bad stehende Gefäß,
zum Beispiel auf einen Kolben. Ein Wasserbad lässt sich auch als Dampfbad
benutzen, wenn man den Kolben in den Dampfraum über dem siedenden
Wasser hängt.
Zum starken Erhitzen eignen sich auch Porzellantiegel mit Deckel, die über dem Dreifuß in ein feuerfestes Tondreieck gestellt werden. Heute besteht dieses ebenfalls aus Porzellan. Früher wurden die Tiegel im Analysenlabor zum Glühen von Substanzen sehr häufig benutzt. Die Tiegelzange dient dazu, den Deckel abzunehmen oder den Tiegel zu fassen.
Erhitzen bei Schülerübungen
Dickwandige Behälter wie Flaschen oder Trichter dürfen gar nicht erhitzt werden. Es eignen sich nur dünnwandige Reagenzgläser, Bechergläser oder Kolben, die aus temperaturbeständigem Glas hergestellt sind. Geeignet sind Fiolaxglas, Duranglas oder Quarzglas. Es werden aber auch Geräte aus Porzellan eingesetzt, zum Beispiel Porzellanschalen zum Abdampfen von Flüssigkeiten. Beim Erhitzen oder Destillieren von Flüssigkeiten werden Siedesteinchen zugegeben. Flüssigkeitsmengen mit mehr Volumen werden in einem Becherglas
oder einem Erlenmeyerkolben auf dem Keramikdrahtnetz im Dreifuß oder
auf einer Glaskeramikplatte im Vierfuß erhitzt. Zum Abdampfen eignen sich Abdampfschalen aus Porzellan oder aus Quarzglas. Auch hier wird generell
die rauschende Brennerflamme verwendet, da das Drahtnetz oder die
Glaskeramikplatte sonst von unten verrußen.
Kleinere Flüssigkeitsmengen
werden am häufigsten in Reagenzgläsern erhitzt. Dabei sind diese
Regeln zu beachten:
Kleinere Feststoffmengen
erhitzt man ebenfalls im Reagenzglas oder aber auch im Verbrennungslöffel,
größere Mengen in einem Porzellantiegel, der mit Hilfe eines
Tondreiecks auf dem Dreifuß befestigt wird.
Zum Erhitzen kleiner Stoffmengen im Wasserbad erhitzt man in einem Becherglas Wasser bis zum Sieden und schaltet dann die Heizplatte ab. Ein Reagenzglas
(20×180 mm) mit dem zu erhitzenden Stoff wird dann in das noch erhitzte
Wasser gestellt. So kann man zum Beispiel den Siedepunkt
von Alkoholen bestimmen. Auch die Ester-Bildung lässt sich so im Kleinformat als Schülerübung durchführen.
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