Kaliumnitrat (Kalisalpeter) KNO3
Bemerkung:
Kaliumnitrat ist kein Explosivstoff, kann aber zur Herstellung derartiger
Stoffe verwendet werden (rechtlicher
Hinweis). |
Herstellung
Früher gewann man
Kaliumnitrat aus Kalisalpeter (Lagerstätten in Indien, China, Deutschland,
Ungarn, u.a.); später aus Chilesalpeter (Natriumnitrat) und nachfolgender
Umsetzung einer heißen Lösung von Natriumnitrat NaNO3
in Wasser mit Kaliumchlorid:
NaNO3 +
KCl NaCl +
KNO3
Heute erhält man
es vorwiegend aus Salpetersäure und Kaliumcarbonat
(Pottasche):
K2CO3
+ 2 HNO3
2 KNO3 + H2O + CO2 |
Verwendung
Kaliumnitrat wird im
Chemieunterricht für zahlreiche Versuche benötigt, beispielsweise:
-
Aus Kaliumnitrat lassen sich
wirksame Kältemischungen herstellen: Eine Mischung mit 3 Teilen Wasser,
1 Teil Ammoniumchlorid und 1 Teil Kaliumnitrat
ergibt eine Temperatursenkung von etwa 20 °C.
-
Einführung in die Gefahrstoffe,
Prinzip eines oxidierend wirkenden Stoffes: Beim Hineingeben brennbarer
Stoffe in eine Schmelze gibt es eine lebhafte Reaktion (siehe oben).
-
Demonstrieren der Temperaturabhängigkeit
von Lösungen (siehe oben).
-
Mit Kaliumnitrat kann man
Kristalle züchten.
Kaliumnitrat ist als Lebensmittelzusatzstoff
(E 252) zum Pökeln von Fleisch- oder Wurstwaren oder in Käse
zugelassen: Als Zusatzstoff verhindert es eine Zersetzung des roten Farbstoffes,
so dass das Fleisch seine rote Farbe behält. Die Landwirtschaft setzt
es aufgrund seines Stickstoffgehalts als wertvolles Düngemittel
ein. Bei der Metallindustrie wird es als Schweiß- und Härtesalz
bei der Verarbeitung von Metallen verwendet. Kaliumnitrat
dient als Oxidationsmittel zur Herstellung
von Schwarzpulver, Zündschnüren, Feuerwerkskörpern, Leuchtsätzen
oder Rauchgranaten.
Abbrennen
von Schwarzpulver
Diese
Demonstration wird für den Unterricht nicht empfohlen. Film
erhältlich auf >DVD
|
Geschichte
Obwohl die Babylonier
1700 vor Christus den Salpeter bereits kannten, gibt es bei den Griechen
und den Römern und auch bei den Arabern keinen Hinweis mehr darauf,
dass der Stoff verwendet wurde. Im 13. Jahrhundert wird der Salpeter wieder
von Roger Bacon (ca. 1214-1292) bei der Beschreibung des Schwarzpulvers
erwähnt. Der Alchimist hatte das Rezept vermutlich von chinesischen
Mönchen erhalten. In China wurden bereits im Jahre 1288 Handbüchsen
gefertigt. Diese hatten einen Kaliber von 30mm und eine Länge von
45cm.
Dem Mönch Bertholt
Schwarz ist daher wohl nicht die Erfindung des Schwarzpulvers zuzuschreiben.
Er benutzte das aus dem Mittelalter stammende "Feuerwerkbuch", dessen Herkunft
heute nicht mehr genau geklärt werden kann. Schwarz war in Freiburg/Breisgau
als Büchsenmacher tätig. Er war der Erfinder der Steinbüchse,
einem kurzläufigen Geschütz, in dem eine aus Stein gefertigte
Kugel mit Holzkeilen festgemacht und die durch die Explosion des dahinter
liegenden Pulverraums abgeschossen wurde. Bertholt Schwarz verbesserte
die Zusammensetzung des Schwarzpulvers und erfand die ersten Geschütze.
Schwarz wurde im Jahr 1389 auf den Befehl des Kaisers Wenzel hingerichtet.
Titelblatt des berühmten
Feuerwerkbuches nach dem Druck von 1529 in Augsburg
Der Autor des Feuerwerkbuches
ist heute nicht mehr bekannt. Um 1408 befand sich eine Handschrift davon
in der Preußischen Staatsbibliothek. Das Buch gehörte zwischenzeitlich
auch zu den "verbotenen Büchern", die nicht für jedermann frei
zugänglich waren. Zu Beginn des Buches werden 12 Fragen beantwortet,
die für das Herstellen von "Büchsen" (heute würde man sagen:
Schusswaffen) als grundlegend gelten:
"Die erste Frage (ist),
ob das Feuer den Stein aus der Büchse treibt oder der Dunst, der von
dem Feuer ausgeht. Nun sprechen etliche, das Feuer habe die Kraft, den
Stein zu treiben. Ich spreche aber: der Dunst hat die Kraft, den Stein
zu treiben. Ein Beispiel: Nimm ein Pfund gutes Pulver und tu das in ein
sämig Weinfaß und verschließ es gut, daß kein Dunst
davonkommen kann, (es sei) denn aus dem Weidloch, mit du es anzünden
willst. Un so es angezündet wird, so ist das Pulver unterderhand verbrannt,
und zerbricht der Dunst das Faß (...)
Die dritte Frage, ob wenig
Pulver eher eine Büchse sprengt oder weiter schießt, als wenn
man sie bis an den Klotz mit eingestoßenem Pulver füllt. Da
sprech ich: wenn man die Büchse füllt bis an den Klotz, so mag
das Feuer und der Dunst nicht genug Weite haben, den Schuß zu vollbringen,
bis das Feuer einen Teil hinter sich ausgebrannt hat und der Dunst den
Klotz heraussschlägt. Ist aber die Büchse den Dritteil bis an
den vierten Teil (geladen), so kann das Pulver im allgemeinen auf einmal
verbrennen und (dann) kann der Dunst seine Kraft vollbringen, und du schießest
weiter, und die Büchse springt dann viele eher, wenn man sie füllt
mit eingestoßenem Pulver bis an den Klotz". (Textausschnitt aus dem
Feuerwerkbuch, S. 2)
Im 13. Jahrhundert erwähnte
bereits Marcus Graecus im Buch "Liber ignium" (Buch des Feuers) den Salpeter
zur Herstellung leicht entzündlicher Mischungen. Bis zur Erfindung
der Schießbaumwolle im 19. Jahrhundert war das Schwarzpulver der
einzige verfügbare Explosivstoff zur Herstellung von Feuerwaffen.
Salpeter wurde systematisch
aus einer "nitrosen Erde" gewonnen, die man in Viehställen und Schlachthäusern
sammelte. Aus dem tierischen Urin bildete sich der chemisch gebundene Stickstoff
mit Hilfe von Bakterien zu Nitrat
um. Durch das Kochen der nitrosen Erde mit heißem Wasser löste
sich das Nitrat, beim Eindampfen erhielt man einen braunen Rückstand,
den "roten Mauersalpeter". Dieser bestand im wesentlichen aus Calciumnitrat,
das danach mit Pottasche zu Kalisalpeter umgewandelt
wurde:
Ca(NO3)2
+ K2CO3
2 KNO3 + CaCO3
Mauersalpeter an einer
Kellerwand
Nach einer Filtration
der Lösung und einer schrittweisen Kristallisation
erhielt man den Salpeter in reiner, kristalliner Form. Zur Verbesserung
der Ausbeute legt man ab dem 17. Jahrhundert Salpetergärten an. Diese
bestanden aus langgestreckten Erdhaufen, die aus tierischem Dung, Kalk
und Urin hergestellt wurden und vor Regen geschützt waren. Auch Menschenleichen
soll man auf diese Erdhaufen geworfen haben. Nach zwei Jahren hatte sich
soviel Salpeter gebildet, dass man aus 6kg Erde 1kg Salpeter gewinnen konnte.
Eine weitere Quelle war bis dahin der Mauersalpeter, der sich in den Viehställen
an den Wänden gebildet hatte.
Neben der Verwendung
zur Herstellung von Schießpulver diente der Salpeter schon ab dem
Jahre 1300 zur Herstellung von Salpetersäure
und wenig später auch als Oxidationsmittel zur Reinigung von Metallen.
Mitte des 19. Jahrhunderts
begann der Import von Chilesalpeter
nach Europa. Man fand ihn in der nordchilenischen Atacama-Wüste in
mächtigen, 1-2 Meter dicken und bis zu 600km langen Lagerstätten.
Der chilenische Salpeter enthielt vor allem Natriumnitrat, das man leicht
in Kaliumnitrat umwandeln konnte. Chile führte gegen Peru und Bolivien
in den Jahren 1879-1884 um die Lagerstätten in der Region Atacama
einen Krieg. Der "Salpeterkrieg" forderte 14000 Tote und sicherte Chile
als Sieger die umfangreichen Salpetervorkommen.
Versuche
zum Thema Oxidationen |
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