Eigenschaften
Das
blauviolette Lackmuspulver ist ein Stoffgemisch verschiedener
Farbstoffe. Es ist auch in kleinen Stücken erhältlich. Die
Farbstoffe werden aus verschiedenen weißen Flechten-Arten der
Gattung Rocella gewonnen, die zum Beispiel in Skandinavien, auf
den Kanarischen Inseln, in Algerien oder in Mosambik wachsen. Das Pulver
ist wenig wasserlöslich: In einem Liter der konzentrierten
Lösung sind je nach Sorte 10 bis 20 Gramm löslich.
Lackmuspulver wirkt leicht reizend auf Haut, Augen und
Schleimhäute.
Obwohl
Lackmus schon von den Alchemisten im Mittelalter als Reagenz verwendet
wurde, war die Herstellung aus Flechten lange Zeit ein gut
gehütetes Geheimnis. Der Phenoxazon-Farbstoff Lackmus kommt in den Flechten nicht vor, er kann aber aus den darin enthaltenen Rohstoffen gewonnen werden. Die Aufklärung der Strukturformel gelang
erst in den 1960er Jahren durch den deutschen Chemiker Hans Musso
(1925–1988). Das Lackmus-Molekül ist sehr komplex aufgebaut:
Lackmus-Molekül: Die mittlere Gruppe (rot markiert) kommt drei- bis fünfmal in der Kette vor.
Lackmus eignet sich als Säure-Base-Indikator. Bei einem pH-Wert
unterhalb 4,5 ist er rot, oberhalb 8,3 erscheint er blau. Dazwischen
gibt es eine Übergangsphase, die je nach Zusammensetzung des Produkts
variiert. Die Wirkung der Farbänderungen von Rot nach Blau
beruht hauptsächlich auf den Phenolgruppen, die unter Abgabe von
Protonen Phenolate bilden können.
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Lackmuslösungen bei pH=3 (links), pH=7 (Mitte) und pH=11 (rechts)
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