Helium 2He | ||||||
engl. Helium, griech. hélios („Sonne“) | ||||||
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Eigenschaften | ||||||
Helium ist bei Zimmertemperatur
ein farb- und geruchloses Gas. Es ist nach Wasserstoff das chemische Element mit der geringsten Dichte und besitzt die niedrigste Schmelztemperatur aller Elemente. Helium kann unter Normaldruck nicht in den festen Zustand
überführt werden. Dies gelingt nur unter hohem Druck in der Nähe
des absoluten Nullpunkts von −273,15 °C. Bei der Gasentladung leuchtet Helium rosa mit leichtem Gelbstich.
Wie alle anderen Edelgase
(Neon, Argon, Krypton, Xenon) ist Helium sehr reaktionsträge, es
ist das „edelste“ unter diesen. Selbst das aggressive Fluor reagiert nicht mit Helium. Daher sind in der Natur keine Heliumverbindungen
bekannt. Im Jahre 1992 gelang es in den USA, unter einem Druck von 77000
Atmosphären die Helium-Stickstoff-Verbindung He(N2)11 herzustellen. Bei Normaldruck zerfällt diese Verbindung jedoch sofort
wieder. Lit [7]
Die Reaktionsträgheit des Edelgases kann mit dem atomaren Aufbau eines Helium-Atoms begründet werden. Die Valenzschale, das s-Orbital, ist mit zwei Elektronen
voll besetzt. Aufgrund der Nähe zum Atomkern sind diese sehr stark
an das Atom gebunden. Bei sehr tiefen Temperaturen
nahe dem absoluten Nullpunkt bei −273,15 °C wandelt sich Helium in
eine Supraflüssigkeit um. Dieses sogenannte „Helium II“ ist der beste
bekannte Wärmeleiter und besitzt eine 300 mal höhere Wärmeleitfähigkeit als Silber. Außerdem fließt es ohne innere Reibung und durchdringt selbst winzigste Öffnungen.
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Vorkommen | ||||||||||||||||||
Häufigkeit sehr selten
Helium-Atome sind nach den Wasserstoff-Atomen mit etwa neun Prozent Anteil am zweithäufigsten im Universum vertreten. In der Sonne entsteht das Element durch Kernverschmelzungsprozesse von Wasserstoff-Atomen. In der Erdhülle kommt Helium nur mit einem geringen Massenanteil von 0,0000004 % vor. Diese vergleichsweise geringe Zahl kommt durch die geringe Masse der Helium-Atome und durch die fehlenden Heliumverbindungen zustande. Die durchschnittliche Helium-Konzentration in der Luft beträgt etwa fünf ppm. In größeren Mengen findet sich das Edelgas als radioaktives Zerfallsprodukt im Erdgas und im Erdöl.
Helium-Atome des Isotops He-4
besitzen zwei Protonen, zwei Elektronen und zwei Neutronen. Das natürliche
Helium besteht aus einem Gemisch von zwei verschiedenen Isotopen. Mit einem
Anteil von 0,00014 % kommt das Isotop He-3, das pro Atom nur ein Neutron
besitzt, relativ selten vor. Bestimmte, radioaktive Stoffe, die Alphastrahler,
senden Teilchen aus, welche aus Helium-Kernen bestehen. Diese sind zweifach
positiv geladen, es fehlen ihnen zwei Elektronen.
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Geschichtliches | |||
Der
französische Astronom Jules Janssen (1824–1907) reiste 1868 zur
totalen Sonnenfinsternis nach Indien. Dabei beobachtete er im Spektrum der Sonne eine Spektrallinie,
die auf ein neues Element hinwies. Die Entdeckung wurde zunächst sehr skeptisch aufgenommen. Der
englische Astronom
Sir Joseph Norman Lockyer (1836–1920) bestätigte aber im
gleichen Jahr die Entdeckung. Lockyer schlug den Namen Helium in
Anlehnung an das griechische Wort hélios für Sonne
vor. 1882 wies der italienische Vulkanologe Luigi Palmeri (1807–1896)
das Element erstmals auf der Erde nach. Bei einer Spektralanalyse der
Lava aus dem Vesuv fand er das Element. Dem englischen Chemiker Sir
William
Ramsey (1852–1916) gelang 1894 als erster die Herstellung von
Helium aus dem Uranerz Cleveit, einer Varietät der Pechblende. Ramsey leitete auch Stickstoff aus der Luft über glühendes Magnesium,
wobei Magnesiumnitrid entstand. Dabei blieb eine Gasmischung
übrig, die mehrere Edelgase enthielt. Durch eine fraktionierte
Destillation isolierte er daraus Helium. 1905 fand man bei
Ölbohrungen in Kansas bis zu zwölf Volumenprozent Helium im Erdgas. Somit stand der großtechnischen Gewinnung nichts mehr im
Weg.
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Herstellung |
Die Herstellung von Helium
erfolgt hauptsächlich aus Erdgas. Manche Erdgase enthalten einen Anteil
von bis zu zwölf Prozent Helium. Bei mehr als 0,3 Prozent gelten sie bereits
als heliumreich. Die USA als Hauptproduzent stellen etwa vier Fünftel
des Heliums auf dem Weltmarkt her. Allerdings werden die Ressourcen mit
der Erschöpfung des Erdgases zur Neige gehen. Das Erdgas wird zunächst
mit Ethylenglycol getrocknet und dann in eine Trennanlage geleitet. Schwefelwasserstoff
und Kohlenstoffdioxid werden absorbiert, dann erfolgt eine Verflüssigung
mit der Abtrennung des Methans und
des Stickstoffs durch fraktionierte Destillation.
Das Restgas wird nochmals mit Hilfe von Absorptionsmitteln gereinigt, und
man erhält Helium mit hoher Reinheit. Zum Transport wird das Helium
verflüssigt, da das flüssige Helium auf relativ kleinem Raum
transportiert werden kann. In erdgasarmen Gegenden
erhält man Helium auch durch die fraktionierte Destillation von verflüssigter
Luft nach dem Lindeverfahren. |
Verwendung | |||
Helium dient aufgrund
der geringen Dichte zur Füllung von Luftschiffen und Wetterballons
und ersetzt seit längerer Zeit den brennbaren Wasserstoff. Wie Neon und Argon wird es zur Füllung von Leuchtstoffröhren verwendet. Helium ist in der Lebensmittelindustrie
als Zusatzstoff E 939 zugelassen und dient dort als Treibgas oder als
Gas für Verpackungen. Beim Dotieren von Halbleitern benutzt man es
als Trägergas. Flüssiges Helium eignet sich als Kühlmittel.
In bestimmten Lasern wird ein Helium-Neon-Gemisch oder ein Gemisch aus
Helium mit Cadmium-Dampf verwendet. Helium wird auch beim Schweißen als Schutzgas verwendet.
Tiefseetaucher benutzen
ein Gemisch aus Helium mit Stickstoff und Sauerstoff.
Helium besitzt den Vorteil, dass es bei hohem Partialdruck in großen
Wassertiefen eine geringere Narkosewirkung aufweist als Stickstoff.
Beim Tauchen mit gewöhnlicher Druckluft, einem Stickstoff-Sauerstoff-Gemisch,
kann ab 30 Metern Tiefe ein Tiefenrausch auftreten. Dieser narkotische,
rauschähnliche Zustand ist lebensgefährlich für jeden Taucher. Beim Tauchen
mit Helium-Gemischen
in einer Tiefe von mehreren hundert Metern kann es zum
„Heliumzittern“ kommen (High Pressure Nervous Syndrome, HPNS). Hierbei
verursacht das Helium
eine Störung im zentralen Nervensystem. Bei einem so
hohen Druck wirkt
auch Sauerstoff toxisch. In speziellen Atemgas-Gemischen mit
Sauerstoff,
Stickstoff und Helium für Tiefseetaucher wie Trimix ist der
Sauerstoffanteil daher leicht reduziert. Die gefürchtete Taucherkrankheit
kommt beim Tauchen mit Helium übrigens ebenfalls vor, wenn man zu
schnell auftaucht und durch die schnelle Druckentlastung die im Blut gelösten
Gase plötzlich in das Körpergewebe ausperlen. Eine Helium-Sauerstoff-Mischung
wird in der Medizin für Asthmatiker eingesetzt. Diese Mischung strömt
besser durch enge Poren als eine Mischung aus Sauerstoff und Stickstoff. |