Die Seifenherstellung nach alten Rezepten | ||||||||||
Das hier
geschilderte Kaltverfahren zur Seifenherstellung wurde bei der Arbeitsgemeinschaft
Don Quixote dokumentiert. Zum Heißverfahren liegt ein Arbeitsblatt
vor.
Sicherheitsvorschriften
Bei allen Arbeiten mit Natronlauge sind Schutzbrille, chemikalienbeständige Gummihandschuhe
und ein geschlossener Arbeitskittel zu tragen. Spritzer von Natronlauge im Auge oder
auf der Haut können schwere Verätzungen verursachen. Holzgegenstände
oder Tischplatten können durch die Natronlauge beschädigt werden,
die Unterlage ist daher gut mit Papier abzudecken. Vor allem bei der Verseifung
kann das Gemisch aufquellen und spritzen. Die Töpfe müssen daher
genug groß sein und viel Reservevolumen beinhalten. Der Raum sollte
ein Waschbecken haben und gut durchlüftet sein. Handtücher und
Papiertücher stehen jederzeit bereit, um Seifen- oder Laugenreste abwischen
zu können.
Seifenherstellung nach dem Kaltverfahren Das Grundprinzip bei
der Seifenherstellung besteht darin, dass Fette und Öle mit Hilfe
von Natronlauge zu Seife und Glycerin
„verseift“ werden. Das einfachste Rezept zur Herstellung gelingt nach dem
sogenannten Kaltverfahren. Hierbei findet
der Prozess der Verseifung nach der Zugabe von Natronlauge zu den Fetten
und Ölen bei relativ niedriger Temperatur, also zunächst bei
etwa 60 °C und während des lange dauernden Reifungsprozesses
sogar
bei Zimmertemperatur statt. Der Nachteil besteht darin, dass die
eigentliche
Verseifung vier bis sechs Wochen dauert und erst danach die Seife fertig
ist. Ein
Aussalzen der Seife durch Kochsalz findet nicht statt, daher erhält
man nach diesem Verfahren eine hochwertige Seife, bei der die auf die
Haut
pflegend wirkenden Stoffe wie das Glycerin
erhalten bleiben. Die hier geschilderte Methode ist bei Herstellern beliebt,
die genügend Zeit haben und ein sehr hochwertiges Produkt herstellen
wollen.
Zunächst wird Kokosfett
mit Olivenöl in einem
Edelstahltopf auf einer Herdplatte solange erhitzt, bis das Gemisch
gerade geschmolzen ist. Ein Aluminiumtopf darf auf gar keinen Fall
verwendet werden, da dieser durch die Natronlauge angegriffen wird.
Danach wird die Herdplatte ausgeschaltet und der
Topf weggenommen. Die Temperatur sollte 80 °C nicht übersteigen.
Das Olivenöl erzeugt die pflegend wirkende Komponente der Seife.
Das
Kokosfett macht die Seife hart, so dass sie gut gelagert werden kann.
Vor
allem führt es bei der Verseifung mit Natronlauge zu einer
Eigenerwärmung
des Gemisches, so dass dann gar keine Heizplatte mehr benötigt
wird.
Ein hoher Anteil an Olivenöl führt zu einer grünen Seife,
ein hoher Anteil an Kokosfett (oder Palmöl) eher zu einer gelben.
Nach dem Schmelzen von
Olivenöl und Kokosfett gibt man je nach Kokosfettanteil bei 40 bis 60°C die 32%ige, konzentrierte Natronlauge hinzu und rührt kräftig
so lange, bis die Masse breiartig verdickt. Die konzentrierte Natronlauge
kann auch durch das vorsichtige Lösen von granulatförmigem Natriumhydroxid
in Wasser selbst hergestellt werden. Bei der nun stattfindenden Verseifung nach dem Prinzip der Neutralölverseifung bildet sich der Seifenleim.
Der Verdickungsprozess kann mit Hilfe eines Stabmixers beschleunigt werden,
so dass nicht mehr als eine halbe Stunde gerührt werden muss.
Während dem Abkühlen
kommen weitere Zutaten hinzu: Leinöl macht die Seife feiner und geschmeidiger,
Rizinusöl fördert die schaumbildende Wirkung der Seife und reine
Duftöle wie Lavendelöl verleihen
dem Produkt einen angenehmen Duft. Parfüms sind ungeeignet, da sie
in der fertigen Seife den Duft verändern oder durch den vorhandenen
Alkohol Schlieren erzeugen. Öle wie Jojobaöl, Avocadoöl
oder Weizenkeimöl wirken ebenfalls pflegend. Gleichzeitig kann man
auch geschnetzeltes, organisches Material wie Lavendelblüten oder
auch in der Kosmetik zugelassene Farbstoffe hinzugeben. Lebensmittelfarbstoffe
oder Pigmente, die nachher die Haut verfärben, sind nicht geeignet.
Nach der Zugabe wird erneut gerührt. Durch das Zugeben der speziellen
Öle beschleunigt sich der Verdickungsprozess.
Der Brei wird in eine
eingefettete oder mit Backpapier ausgekleidete Kastenform aus Holz gegeben
und mit einem Geschirrhandtuch abgedeckt. Holz besitzt gut isolierende
Eigenschaften und ist gleichzeitig atmungsaktiv. Damit sich keine Blasen
bilden, klopft man kräftig auf die Form oder schlägt sie auf
den Tisch.
Zum Nachreifen stellen
einige Hersteller die Form nochmals für einige Stunden in einen auf
maximal 90 °C vorgeheizten Backofen. Der Verseifungsprozess ist eine
exotherme Reaktion, bei der Wärme frei wird. Daher steigt die Temperatur
in der Seifenmasse zunächst auch von selbst an, was sich mit einem
Thermometer messen lässt. Bei einer optimalen Reaktion wird die Masse
transparenter und die Seife geht in die Gel-Phase
über. Die noch nicht vollständig verseifte, die „junge“ Seife enthält viel Natronlauge. Daher ist der pH-Wert
mit pH=11 oder pH=12 noch zu hoch. Dies wäre schädlich für
die Haut. Der endgültige Reifungsprozess dauert daher vier bis sechs Wochen in
einem dafür vorgesehenen Schrank.
Nach dem Reifungsprozess
löst man die Form und zerschneidet den entstandenen Seifenkuchen zu
handlichen Stücken. Das Nachreifen führt zum Schrumpfen und Austrocknen
der Seife, gleichzeitig sinkt der pH-Wert auf
pH=9 oder darunter. So erhält man die hochwertige, noch glycerinhaltige
Leimseife.
Seifenherstellung nach dem Heißverfahren
Beim Heißverfahren wird der Verseifungsprozess durch das zusätzliche Zuführen von Wärme und Wasser beschleunigt. Bei der Zugabe von Natronlauge beginnt das Gemisch dann aufzuquellen und zu sieden. Es steigen Blasen auf und an der Oberfläche bildet sich Schaum. Damit die Seife am Boden des Topfes nicht anbrennt, erhitzt man traditionellerweise im Wasserbad. Dies gelingt dadurch, dass ein kleinerer Topf in einen größeren Topf mit siedendem Wasser gestellt wird. Mit dem Begriff Seifensieden ist im Allgemeinen der Verseifungsprozess gemeint. Allerdings ist der Begriff etwas unglücklich gewählt, da auch der Verseifungsprozess im reinen Kaltverfahren, bei dem die Mischung nicht siedet, ein „Seifensieden“ darstellt. Ob ein Kaltverfahren oder ein Heißverfahren vorliegt, kann nicht immer eindeutig entschieden werden. Die Selbsterhitzung bei der Verseifung im Kaltverfahren kann so stark sein, dass man mehr oder weniger unfreiwillig das Heißverfahren anwendet. Die Heftigkeit der Reaktion wird vor allem auch durch das Mengenverhältnis der Ausgangsstoffe und des Kokosfettes gesteuert. Bevor die Seifensieder das Kokosfett importieren konnten, wurde das Heißverfahren häufig eingesetzt. Dann entdeckten sie, dass bei der Verseifung von Kokosfett genügend Wärme entstand, die den Prozess beschleunigte.
Beim Kernseifenverfahren
wird nach dem Verseifungsprozess Kochsalz zugegeben. Durch dieses Aussalzen
trennt sich die Seife vom Glycerin. Während die gebildete Kernseife
oben schwimmt, bildet sich unten die glycerinhaltige Unterlauge.
Glycerin ist ein wertvoller Rohstoff
und kann weiter verkauft werden. Es ist für andere Kosmetika eine bedeutende
Komponente und es dient zur Herstellung von Nitroglycerin und Dynamit.
Allerdings geht der Seife damit eine bedeutende, pflegende Komponente verloren.
Ein weiterer Vorteil
des Aussalzens sah man früher vor allem auch darin, dass unerwünschte
Schmutz- und Geruchsstoffe in der Unterlauge verblieben. Beim Kernseifenverfahren
in Verbindung mit dem Heißverfahren konnte man auch mit mehr Wasser
und mit verdünnten Laugen arbeiten. Dies war früher von Bedeutung,
da die Natronlauge nicht in konzentrierter Form zur Verfügung stand.
Die Seifensieder stellten die Lauge aus Soda
und gelöschtem Kalk her. Sie erhielten dabei eine verunreinigte Lauge
mit einer Konzentration von maximal 20 %.
Die ausgeflockte Kernseife
wurde danach meist nochmals mit Wasser versetzt und zu einem zweiten Mal
ausgesalzt. Durch das mehrmalige Aussalzen trennte sich die Kernseife vollständig
vom Wasser und von Verunreinigungen. Das Heißverfahren in Verbindung
mit dem Kernseifenverfahren wurde früher vor allem zur Herstellung
von Fettseife aus billigen tierischen Fettabfällen
wie Schweineschmalz oder Rindertalg angewendet.
Hinweis: Will man ein Seifenstück zu einer Kugel formen – wie auf den Fotos oben im Schulversuch gezeigt – muss die Kernseife aus der heißen Lösung ausgesalzt und im warmen Zustand geformt werden (siehe >Arbeitsblatt). Herstellung von Schmierseife Die beiden oben beschriebenen Verfahren führen zu einer harten Natronseife. Bei ihnen ist das Seifen-Anion mit einem Natrium-Ion verbunden. Bei einer Kaliseife sind stattdessen Kalium-Ionen enthalten. Sie ist nicht fest, sie fühlt sich schmierig an, daher bezeichnet man sie auch als Schmierseife.
Zur Herstellung schmilzt man Kokosfett in der gleichen Volumenmenge Wasser. In die heiße Schmelze wird vorsichtig Glycerin gegeben, in dem wenig Kaliumhydroxid gelöst ist. Dann erhitzt und rührt man mit dem Magnetrührer mindestens fünf Minuten lang, bis die Mischung aufschäumt. Nach dem Abkühlen entsteht eine schmierige, gelbe Masse, die beim Schütteln mit Wasser einen Schaum bildet. Schmierseifen werden vor allem zur Bodenreinigung eingesetzt.
Verständnisfragen 1. Stellen Sie den Unterschied zwischen Leim- und Kernseife dar! 2. Nennen Sie die Vor- und Nachteile des Kernseifenverfahrens? 3. Welches Verfahren würden Sie als Hobbyhandwerker heute einsetzen, um eine sehr hochwertige Seife zu erhalten? Begründen Sie! 4. Stellen Sie den Unterschied zwischen einer Natron- und einer Kaliseife durch eine chemische Formel dar! |