Nur für Lehrkräfte geeignet
Inhalt
Hinweise zum Schwefelkohlenstoff Didaktische Bemerkungen Demonstration 1 Rhombischer und monokliner Schwefel Demonstration 2 Kolloider Schwefel (Tyndall-Effekt) Literatur Schwefelkohlenstoff ist
im reinen Zustand eine farblose, aromatisch riechende, toxische
Flüssigkeit, die sich unter Lichteinwirkung gelb verfärbt. Die
Flasche sollte dunkel in einem dauerhaft be- und entlüfteten,
separaten Schrank aufbewahrt
werden. Das Arbeiten mit Schwefelkohlenstoff findet stets im explosionsgeschützten Abzug mit Schutzbrille, Gesichtsschild, Schutzkleidung und Schutzhandschuhen aus Fluorkautschuk statt.
Schwefelkohlenstoff besitzt die niedrigste Zündtemperatur aller Lösungsmittel
(95 °C), seine Siedetemperatur liegt bei 46 °C. Daher kann sich
der Stoff bereits beim Umfüllen durch Berührung mit heißen
Rohren oder Platten, aber auch durch elektrostatische Aufladung beim Schütteln entzünden. Schwefelkohlenstoff ist ein ausgezeichnetes Lösungsmittel
für Schwefel, Phosphor, Selen, aber auch für viele unpolare,
organische Flüssigkeiten.
Beim Experiment Zustandformen des Schwefels entdeckten die Schülerinnen und Schüler durch das Erhitzen und Abkühlen von Schwefel mehrere Schwefelmodifikationen. Die Demonstration hier ist als Ergänzung dazu gedacht. In der Natur kommt der Schwefel stets in der rhombischen Form vor. Beim Abkühlen einer heißen Schwefelschmelze bilden sich lange, monokline Kristallnadeln (β-Schwefel), die normalerweise aber unterhalb von 95,6 °C allmählich wieder in rhombischen Schwefel übergehen. Bei der hier vorgestellten Versuchsanleitung bleiben die Nadeln längere Zeit erhalten, so dass sie den Schülern gezeigt werden können. a) Rhombischer Schwefel
Im Abzug werden in einem
100ml-Becherglas 15 ml Schwefelkohlenstoff mit 4 g gepulvertem Schwefel verrührt, bis der gesamte
Schwefel gelöst ist. Dann gießt man die Lösung durch
einen Faltenfilter in ein zweites Becherglas.
Die klare Lösung wird in eine Petrischale geschüttet, mit der
Oberschale abgedeckt und im Abzug stehen gelassen. Wenn sich nach etwa
10 Stunden Kristalle gebildet haben, kann man die Oberschale wegnehmen,
so dass der Schwefelkohlenstoff schnell verdampft.
Beobachtungen:
Nach wenigen Stunden bilden sich in der Petrischale
gelbe Kristalle von rhombischem Schwefel. Die Schale kann nach dem
vollständigen Abdampfen des Schwefelkohlenstoffs lange Zeit
aufbewahrt
werden und dient als Anschauungsobjekt im Unterricht.
b) Monokliner Schwefel
Eine mit gepulvertem Schwefel zur Hälfte gefüllte
Abdampfschale aus Porzellan wird auf einer Heizplatte im Abzug erhitzt, bis ein Teil des Schwefels schmilzt. Wird zu stark erhitzt, färbt sich der Schwefel braun. Die Schmelze muss möglichst eine gelborange Farbe behalten. Danach gibt man weiter Schwefel hinzu, bis
die Abdampfschale zur Hälfte mit der flüssigen Schmelze gefüllt
ist. Man rührt gut um und lässt die Schale langsam abkühlen.
Nun besteht die Kunst darin, die überstehende Schmelze im richtigen
Moment abzuschütten. Man erkennt die Bildung der monoklinen Nadeln
am Boden bereits durch die Schmelze hindurch. Ist die Oberfläche wieder
fest, ist es zu spät zum Abschütten. Gelingt der Versuch nicht,
dann kann der Schwefel erneut eingeschmolzen werden. Beobachtungen:
Nach dem Abschütten der überstehenden
Schmelze erkennt man deutlich die monoklinen Kristallnadeln, die nach innen
zeigen. Wenn man die Schale an einen ruhigen Ort stellt, bleiben die Nadeln
längere Zeit erhalten.
Entsorgung: Die Kristalle werden als Anschauungsobjekt in einem verschlossenen Behälter aufbewahrt. So muss man den Versuch nicht mehr vorführen. Der Schwefel in der Porzellanschale kann mehrfach eingeschmolzen und auskristallisiert werden. Abfall-Schwefel sammelt man im Abfallbehälter für anorganische Feststoffe. Es wird generell empfohlen, Abfälle für brennbare Feststoffe in einem brandsicheren Behälter mit Deckel und Sandeinlage zu sammeln. Schwefel darf nicht zusammen mit Metallresten oder oxidierend wirkenden Stoffen gesammelt werden. Zur Entsorgung von Schwefelkohlenstoff siehe Sicherheitsempfehlung. Sicherheitshinweise: Es sind Schutzbrille, Schutzhandschuhe und Arbeitskittel zu tragen! 20%ige Salzsäure ist ätzend! Da geringe Mengen Schwefeldioxid frei werden, ist auf eine gute Raumlüftung zu achten! Der größte Teil des Gases löst sich in der Reaktionslösung zu Schwefliger Säure. Vorversuch: Der Tyndall-Effekt ist nach seinem Entdecker, dem britischen Physiker John Tyndall (1820–1893) benannt. Tyndall erklärte auch als erster, warum der Himmel blau ist. Der Tyndall-Effekt tritt in Flüssigkeiten auf, wenn Licht an kleinen Partikeln gestreut wird, er lässt sich daher gut bei kolloidalen Lösungen zeigen. Dazu stellt man eine klare Kochsalzlösung und eine stark verdünnte Seifenlösung her. Das verwendete Wasser muss vorher abgekocht werden, damit der gelöste Sauerstoff ausgetrieben wird. Ansonsten würde die Wärme der Lampe Sauerstoffbläschen aus dem Wasser austreiben, die das Phänomen verfälschen. Der Raum wird abgedunkelt,
dann sendet man mit einem Diaprojektor, vor dessen Objektiv eine Lochlinse
geschoben wurde, einen dünnen Lichtstrahl seitlich durch die beiden
Lösungen. Alternativ dazu kann auch ein Laserpointer eingesetzt werden.
Das Licht geht ungehindert und scheinbar „unsichtbar“ durch das Salzwasser,
während das Licht bei der kolloidalen Seifenlösung stark gestreut
wird. Dies hängt mit der Micellenbildung der Seifen-Moleküle zusammen. Der Tyndall-Effekt kann auch beobachtet
werden, wenn man mit einem Laserpointer den Nebel durchleuchtet, der sich
oberhalb eines Behälters mit kochendem Wasser aus dem sich abkühlenden
Wasserdampf bildet. Verdünnt man einen Anisschnaps wie den griechischen
Ouzo oder den französischen Pastis mit viel Wasser, lässt sich
ebenfalls der bekannte Effekt erzeugen. Verursacht wird er durch das etherische
Öl Anethol, das aufgrund seiner schlechten Wasserlöslichkeit
beim Verdünnen Clusterstrukturen ausbildet.
In der Natur tritt das Phänomen der Lichtstreuung gerne früh am Morgen auf, wenn quer einfallendes Sonnenlicht durch Nebelbänke strahlt. In der Technik benutzen optische Rauchmelder den Effekt: Werden Rauchpartikel in einem Lichtstrahl gestreut, treffen sie auf einen Lichtsensor, der ein elektrisches Signal aussendet. Bei Augenuntersuchungen lassen sich durch Lichtstreuung Schwebeteilchen im Augenkammerwasser nachweisen, die auf einen entzündlichen Prozess hinweisen können. Hauptversuch:
Ein 250ml-Rundkolben wird mit 250 ml destilliertem
Wasser gefüllt. Nach der Zugabe von einem Spatel Natriumthiosulfat rührt man solange, bis eine klare Lösung entsteht. Dann befestigt
man den Rundkolben an einem Stativ und stellt ihn direkt vor das Objektiv
eines Diaprojektors. Die Entfernung wird so eingestellt, dass sich auf
der Projektionsfläche ein runder Kreis abbildet. Dann dunkelt man
den Raum ab und gibt 20 ml 20%ige Salzsäure hinzu.
Beobachtungen:
Langsam verändert sich die zunächst
klare Lösung im Rundkolben. Die Änderung ist zunächst an
der immer gelber werdenden Farbe auf der Projektionsfläche zu sehen.
Die Lösung trübt sich, und das Licht des Diaprojektors wird im
Rundkolben immer mehr gebrochen. Das Projektionsbild erinnert an einen
Sonnenuntergang, bei dem das Licht schwindet. Zum Schluss ist kein Projektionsbild
mehr sichtbar, stattdessen leuchtet der Rundkolben wie eine helle Glühbirne
und ein weißes, fast geisterhaftes Licht macht sich im Raum breit.
Ende der Reaktion: Kolloider Schwefel Theorie:
Bei der Reaktion des Natriumthiosulfats mit
der Säure fällt als Reaktionsprodukt feiner, kolloider Schwefel
aus, der nicht wasserlöslich ist und eine Suspension bildet. Das entstehende Schwefeldioxid erkennt man am Geruch:
Na2S2O3
+ 2 HCl S
+ SO2 + H2O + 2 NaCl
Im Durchlicht erscheint die Lösung weiß. Der gelblich-rötliche Effekt auf der Projektionsfläche kommt dadurch zustande, dass das kurzwellige Licht stärker gestreut wird als das langwellige.
Entsorgung: Da nur mit stark verdünnten Lösungen und geringsten Mengen gearbeitet wird, können die Reste mit viel Wasser verdünnt in den Abguss gegeben werden.
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