engl. Minium
Minium aus der Grube Dörnberg bei Ramsbeck in Nordrhein-Westfalen
Minium mit Wulfenit aus Anarak im Iran
Minium ist ein relativ weiches, leuchtend orangerotes Bleimineral mit hoher Dichte. Es ist aus
Blei(II,IV)-oxid aufgebaut. Es kommt nur mikrokristallin vor, meistens findet man derbe oder erdige Aggregate. Beim Lösen in konzentrierter Salpetersäure bilden sich Blei(II)-nitrat und Blei(IV)-oxid. Mit Salzsäure entsteht Chlor. Beim Erhitzen zerfällt es zu Blei(II)-oxid und Sauerstoff. Das Sammeln des Minerals ist problematisch. Es ist umweltgefährlich und reprotoxisch, es kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen. Außerdem steht es im Verdacht, krebserzeugend zu wirken. Man darf es nur mit Schutzhandschuhen anfassen, und es muss in einer geschlossenen Dose aufbewahrt werden.
Bleimennige war schon den Römern bekannt. Sie stellten Blei(II,IV)-oxid künstlich durch Erhitzen von
Bleiweiß dar und gewannen so das orange Pigment. Die Römer konservierten mit Mennige ihren Wein, die Frauen verwendeten das Pigment in Schminke. Bei Gladiatorenspielen vermischten sie es mit dem Sand, um Blutspuren unsichtbar zu machen. Bleimennige wurde in der Malerei und in Rostschutzanstrichen bis ins 20. Jahrhundert eingesetzt. Beim Anrühren mit Leinöl enstand eine beständige Ölfarbe. Heute darf das Pigment nur noch zum Restaurieren alter Gemälde werden. Der englische Mineraloge und Chemiker James Lewis Smithson (1765–1829) untersuchte das Mineral Minium 1806 als erster auf wissenschaftlicher Basis.
In Deutschland kommt das Bleimineral in der Grube Dörnberg bei Ramsbeck in Nordrhein-Westfalen vor. Proben in Sammlungen stammen auch aus Broken Hill in Australien oder aus Anarak in der iranischen Provinz Isfahan. Minium kommt in der Natur nicht so häufig vor, daher hatte das Mineral für die Gewinnung des Bleipigments oder auch zur Herstellung von Blei kaum eine Bedeutung.