Laborieren, Schülerübungen
Didaktische Einführung Thomas Seilnacht
Beim Laborieren werden chemische Grundoperationen
wie Wägen, Erhitzen, Kühlen, Destillieren, Filtrieren,
Sedimentieren oder Titrieren eingeübt. Es liegen
Arbeitsblätter und konkrete Arbeitsanleitungen vor. Das selbst geführte Laborjournal dient dazu, Ergebnisse festzuhalten. Im Vergleich zum echten Experiment
erfolgt nur eine beschränkte Einsicht in
Wirkungszusammenhänge. Trotzdem hat das Laborieren einen
bedeutenden Stellenwert im naturwissenschaftlichen Unterricht, da die
Anwendung dieser Arbeitsweise für das forschende Experimentieren
Grundvoraussetzung ist.
Die engagierte Lehrkraft wird für den Unterricht Arbeitsanleitungen
selbst anfertigen, die für die Schülerinnen und Schüler
verständlich formuliert sind. Für das erfolgreiche
Einüben der Arbeitstechniken bieten sich Testate und
Qualifikationsbescheinigungen an. Diese können in einem Heft
gesondert gesammelt werden. Die Übungen müssen gut organisiert
sein. Es wird der Einsatz einer festgelegten Schülergruppe
empfohlen, die immer die Geräte und Arbeitsmittel anhand einer
Liste austeilt und einsammelt. Es haben sich zwei Organisationsformen
bewährt:
- Variante 1:
In Boxen findet sich das Grundmaterial für eine bestimmte Einheit,
zum Beispiel wichtige Arbeitsgeräte. Jeder Gruppe ist eine solche
Box zugeordnet. Der Vorteil dieser Organisationsform besteht darin, dass
die Gruppen unmittelbar für ihre Box verantwortlich sind.
Zusätzlich benötigtes Material wird dann extra ausgeteilt.
- Variante 2:
Die Geräte und Arbeitsmittel sind in einzelnen Kästen sortiert
in entsprechenden Stückzahlen vorhanden. Diese Organisationsform
hat sich besonders bewährt, wenn eine Lehrkraft viele Klassen
unterrichtet.
Unabdingbar ist die
schrittweise und sorgfältige Einführung. Man beginnt mit
einfachen Übungen, die sich auf die Sicherheitsvorkehrungen
beziehen, beispielsweise das Arbeiten mit dem Gasbrenner oder einfache Übungen zur Kenntnis der Laborgeräte. Vor der Einführung der chemischen Schülerübungen empfiehlt sich eine grundlegende Einführung in das Arbeiten mit Gefahrstoffen.
Die Raumordnung und das Erarbeiten der notwendigen Verhaltensregeln
stellt ebenfalls eine wichtige Grundlage für das Arbeiten in den
Fachräumen dar. Wer in naturwissenschaftlichen Fächern
unterrichtet und praktisch arbeitet, muss sich mit den wichtigsten gesetzlichen Bestimmungen
auseinandersetzen. Da die Bestimmungen je nach Ort unterschiedlich
ausfallen, wird hier nur allgemein auf das Thema eingegangen. Eine
Lizenz zum sicheren Arbeiten erhält man in der Ausbildung:
- Fachkenntnisse über die Stoffeigenschaften und über gefährliche Reaktionen der Chemikalien, sowie Kenntnisse über Inhalte der wichtigsten Gesetze und Verordnungen zum Arbeitsschutz, zum Beispiel über das Chemikalienrecht
- Kenntnisse
über den Umgang mit elektrischem Strom und elektrischen
Geräten, sowie über den Umgang mit radioaktiven Stoffen
- Bedienung von
Laborgeräten, Gasbrennern, Gasflaschen und anderen chemischen,
physikalischen und biotechnologischen Geräten
- Gefahren beim Umgang mit Krankheitserregern
- Gefährdungsbeurteilungen und Erste-Hilfe-Maßnahmen
Bei den Schülerübungen liegen Arbeitsblätter
und Experimentieranleitungen vor, die den zeitlichen Vorgang des Laborierens
vorschreiben. Die
engagierte Lehrkraft wird sich für ihren Unterricht eigene Arbeitsanleitungen
anfertigen. Diese sollten leicht verständlich und gut nachvollziehbar
sein:
-
Sie
enthalten eine genaue Geräte- und Materialliste.
-
Sicherheitsvorkehrungen
und Umgangsregeln mit Gefahrstoffen
sollten ausführlich beschrieben sein.
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Kurze
Informationen über Inhalte und Zielstellungen führen in die Thematik
ein.
-
Zusammengehörende
Arbeitsschritte werden zusammengefasst und numerisch angeordnet.
-
Der
Arbeitsauftrag wird kurz und verständlich geschildert.
Mengenangaben
erfolgen exakt und genau (Mengenangaben in Gramm oder in „Spateln“,
Volumenangaben
in Litern oder „Löffeln“). Bei der Verwendung der Einheit „Spatel“
und „Löffel“ ist mit den Schülern genau abzuklären, was
darunter gemeint ist. „Eine Spatelspitze“ ist dann eine Stoffmenge, die
den Spatel vorne ein Zentimeter bedeckt. „Ein Spatel“ bedeutet, dass der
Spatel auf
seiner Schaufel voll bedeckt ist.
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Die
Versuchsaufbauten werden sauber gezeichnet und einheitlich dargestellt, zum Beispiel mit dem Labormaker.
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Die
Anleitungen enthalten genug Platz für Protokolle und Zeichnungen.
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