engl. Aeschynite
Eigenschaften
Die Aeschynit-Serie beinhaltet mehrere Titan-Niob-Minerale, die neben weiteren Ionen in unterschiedlicher Zusammensetzung Ionen der Seltenerdenmetalle Cer, Neodym oder Yttrium enthalten. Auch Thorium-Ionen können beteiligt sein. Daher ist das Mineral oft leicht radioaktiv. Zu der Serie zählen Aeschynit-(Ce), Aeschynit-(Y), Aeschynit-(Nd), Niobaeschynit-(Ce), Niobaeschynit-(Y), sowie Tantalaeschynit-(Ce) und Tantalaeschynit-(Y). Die ersten beiden kommen am häufigsten vor, die anderen sind extrem selten. Der in Pegmatiten eingewachsene Aeschynit erscheint eher dunkelbraun bis schwarz, während die aufgewachsenen, gelbbraunen Kristalle der alpinen Klüfte heller und transparenter sind. Aeschynit wird von Salzsäure nur wenig angegriffen, Schwefelsäure löst die Mineralproben dagegen auf.
Tafelig-prismatischer Aeschynit-(Y) vom Hopffeldboden im Obersulzbachtal, Salzburg
Aeschynit-(Y) vom Hopffeldboden
Tafeliger Aeschynit-(Y), Beryller, Untersulzbachtal
Langprismatisch-nadeliger Aeschynit-(Y) vom Kaisererbruch in Rauris, Salzburg
Kristallformen und Wachstum
Aeschynit kristallisiert nach dem orthorhombischen System. Die Kristalle zeigen bevorzugt einen tafelig-prismatischen Habitus. Seltener sind langprismatische bis nadelige Kristalle. Auch derbe Aggregate kommen vor. Begleitminerale sind zum Beispiel Hämatit, Monazit, Quarz, Rutil oder Xenotim. Im Gegensatz zum tetragonalen
Rutil zeigt ein Aeschynit deutlich seine orthorhombische Struktur mit weniger Symmetrie bei den Kristallformen. Der Rutil bildet auch keine tafeligen Kristalle.
Geschichte
Ein Aeschynit wurde erstmals von J.M. Menge im Jahr 1825 im Gadolinitschacht bei Tscheljabinsk im russischen Ilmengebirge gefunden. Den ersten Aeschynit bestimmte Victor Hartwall im Labor des schwedischen Chemikers J.J. Berzelius (1779–1848). Berzelius benannte das Mineral 1830 nach dem altgriechischen Wort
aeschyne („schamlos“) Aeschynit. Dies bezieht sich darauf, dass es damals schwierig war, Titan und Zirkon in den Mineralproben mit chemischen Methoden zu unterscheiden. Den heute offiziell gültigen Namen Aeschynit-(Ce) erhielt dieses Mineral 1987 durch die IMA.
Der schwedische Chemiker Christian Wilhelm Bromstrand (1826–1897) führte kurz vor seinem Tod Analysen an einem Mineral aus den norwegischen Steinbrüchen Urstad durch, das der norwegische Mineraloge Waldemar Christofer Brøgger (1851–1940) zuvor für einen Aeschynit gehalten hatte. Die Proben enthielten aber Yttrium-Ionen, so dass Brøgger 1906 einen neuen Namen vergab und das Mineral zu Ehren des Professors „Bromstrandit“ nannte. Die Benennung mit dem heute gültigen Namen für den Aeschynit-(Y) erfolgte 1966 nach A. A. Levinsons
„A system of nomenclature for rare-earth minerals“. Erst später kamen die offiziellen Namen der anderen Aeschynite der Serie hinzu.
Vorkommen
Aeschynit findet sich eingewachsen in Pegmatiten oder im Granitgneis alpiner Zerrklüfte. In der Schweiz fand man den Aeschynit-(Y) im Jahr 1970 erstmals am Passo di Lucendro im Kanton Tessin. Auch beim Bau des Furka-Basistunnels wurden Kristalle des Minerals geborgen. Aus Österreich sind die Funde vom Hopffeldboden im
Obersulzbachtal, aus der Beryllerrinne im
Untersulzbachtal, vom Lohning- und Kaisererbruch aus
Rauris bei den Sammlern gut bekannt. Aeschynit-(Ce) kommt zum Beispiel auch am Pfitscherjoch in Südtirol, am Laacher See in der Eifel oder in der Seula Mine am Monte Camoscio im italienischen Piemont vor.
Verwendung
Aufgrund seiner Seltenheit hat ein Aeschynit kaum eine technische Bedeutung. Er könnte zur Gewinnung von Metallen der Seltenen Erden (engl. REE = Rare Earth Elements) verwendet werden. Besonders der Aeschynit aus den alpinen Klüften wird gerne von Micromountsammlern gesammelt.