Terpentin | ||
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Gewinnung | |||
Nadelbäume
wie die Fichte, die Tanne, die Lärche oder die Kiefer scheiden Balsame
in ihren Rinden oder im jungen Holz aus. Diese sind in besonderen Zellen
der Pflanzen gelagert. Bei Verletzungen durch Tierfraß, durch den
Menschen oder durch Witterung wird der Balsam nach außen abgegeben.
Bei der Gewinnung von Lärchenterpentin in Tirol (Niederösterreich)
wird die Lärche in einer Höhe von etwa 30 Zentimeter über dem Boden
künstlich angebohrt. Die bis zu drei Zentimeter breiten Bohrungen gehen bis in
den Kern, sie werden mit einem Zapfen verschlossen. Im Herbst werden die
Bohrungen geöffnet und der sich bildende Terpentin herausgenommen.
Im Winter bleiben die Bohrungen verschlossen. Pro Baum lassen sich 70 bis
200 Milliliter Terpentin gewinnen.
Im Elsass liefern die
dort wachsenden Weißtannen relativ viel Terpentin. Der klare Terpentin
der Weißtannen sammelt sich in Harzbeulen der Rinde. Dieser natürliche
Harzvorrat wird geöffnet, dann lässt man ihn in zugespitzte Gefäße
laufen. Das Produkt ist nach seinem früheren Handelsplatz Straßburg
auch unter dem Namen Straßburger Terpentin im Handel. Heute erfolgt
jedoch keine Gewinnung mehr im Elsass. Der in Nordamerika gewonnene Kanadabalsam
ist ebenfalls wasserklar, er wird aus der Balsamtanne Abies balsamae gewonnen. Diese beiden klaren Sorten gelten als die hochwertigsten.
In Frankreich gewinnt
man einen Terpentin aus der Strandkiefer. Die Gewinnung von Terpentinöl
erfolgt aus dem Balsam von Kiefernarten, für den es keine Verwendung
gibt. Der Balsam wird erhitzt, so dass die ätherischen Öle abdampfen.
Das Destillat bildet Terpentinöl, während der harzige Rückstand
nach dem Entzug von Wasser als Kolophonium Verwendung
findet. Bei der ersten Destillation gehen auch harzartige Bestandteile
über. Diese sind im Terpentinöl aber unerwünscht, da sie
bei Firnissen zu Vergilbungen führen. Hochwertiges Terpentinöl
ist daher mehrfach unter Zuhilfenahme von Dampf destilliert. Die Reinheit
wird mit Hilfe eines Refraktometers und der Bestimmung des Brechungsindexes
bestimmt. Während das Balsamterpentinöl aus dem Balsam der Nadelbäume
gewonnen wird, erhält man Holzterpentinöl durch eine Wasserdampfdestillation
aus zerkleinertem Wurzelholz der Kiefer. Sulfat-Terpentinöl fällt
als Nebenprodukt bei der Celluloseherstellung
nach dem Sulfatverfahren aus Kiefernholz an.
Chemisch zählen
die Terpentinöle zu den ungesättigten Kohlenwasserstoffen.
Sie sind reich an Terpenen mit Doppelbindungen. Daher reagieren sie unter
Lichteinfluss gerne mit Sauerstoff. Sie müssen gut verschlossen in
dunklen Gefäßen aufbewahrt werden. Terpentinöle in hellen
Glasflaschen färben sich gelb oder sie trüben ein. Für Künstlerzwecke
wird empfohlen, sich immer nur kleine und frische Mengen einzukaufen. Terpineol
ist ein aus Terpentinöl gewonnenes Produkt. Terpenalkohole sind vor
allem im Holz-Terpentinöl enthalten. Die klare, fliederartig riechende
Flüssigkeit hat eine hohe Viskosität und wird von Künstlern
gerne eingesetzt, wenn der Pinselstrich nicht zerfließen und die
Ölfarben matt auftrocknen sollen.
Die Terpene im Terpentinöl dienen auch zur synthetischen Herstellung von Campher. |