Fünf chemische Grundbegriffe
Prof. Dr. Peter Buck, PH Heidelberg 2002 Peter Buck hat fünf Fachbegriffe formuliert, die er für das Begriffsgebäude der Chemie als fundamental ansieht. In diesem Beitrag erläutert er die Begriffe und nimmt eine fragmentarische Abgrenzung vor. Inhalt 1. Der Begriff ›chemische Reaktion‹ 2. Der Begriff ›chemisches Element‹ 3. Der Begriff ›Atom‹ 4. Der Begriff ›Stoff‹ 5. Der Begriff ›chemische Energie‹ Zusammenhang der Grundbegriffe 1. Der Begriff ›chemische Reaktion‹ Wesentliche Bestimmungen des Begriffs:
2. Der Begriff ›chemisches Element‹ Es existieren drei Bedeutungen des chemischen Elementbegriffs; d.h. es sind im chemischen Zusammenhang (mindestens) drei Sprachgebräuche üblich: 1. Element und Verbindung: Diese Bedeutung geht auf Robert Boyle zurück: Ein Element ist ein Stoff, der nicht weiter in zwei oder mehr andere Stoffe zerlegt werden kann. 2. Element (auf das "principe" von Lavoisier zurückgehend): Ein Element ist dasjenige, was bei einer chemischen Stoffumwandlung erhalten bleibt. Es ist Träger der Masse und bei Lavoisier eigenschaftsverleihend, z.B. das "principe oxygènique". 3. ›Element‹ und ›Atom‹ wird gleichgesetzt: Bei diesem Sprachgebrauch sind ›elementare Stoffe‹ gemeint, d.h. Stoffe, die aus nur einer Atomart zusammengesetzt sind, aber ›Element‹ steht in diesem Sprachgebrauch nicht wie bei 1. auf der Ebene von ›Stoff‹. Alle drei Sprachgebräuche werden meist (ohne Vorwarnung) nebeneinander verwendet. Der von der IUPAC empfohlene, dritte Sprachgebrauch macht den Elementbegriff eigentlich entbehrlich. Streng genommen müsste man bei ausschließlicher Anwendung dieses Sprachgebrauchs vom ›Periodischen System der elementaren Stoffe und Atomsorten‹ sprechen. 3. Der Begriff ›Atom‹ Atome sind durch wesentliche Bestimmungen gekennzeichnet:
4. Der Begriff ›Stoff‹ Betrachten wir zunächst die DIN-Norm 32629 Stoffportion (Nov. 1988), Seite 4: "Zwei Stoffe sind einander gleich, wenn sie in allen „stofflichen“ Eigenschaften übereinstimmen." Also sind z.B. Graphit und Diamant zwei verschiedene Stoffe, und es gilt, dass im Stoff Eisensulfid die Stoffe Eisen und Schwefel nicht mehr vorhanden sind. Erst von einer größeren Anzahl der Bausteine an werden die stofflichen Eigenschaften unabhängig von der „Größe“ des Gegenstands. Von dieser nicht scharfen Grenze an ist die Verwendung des Stoffbegriffs erst eindeutig. Der pragmatischer Stoffbegriff orientiert sich an der Praxis im Labor (zeitweilig IUPAC-Empfehlung): Ein Stoff wird durch seine Umwandlungstemperaturen (bei gegebenem Druck) und seine atomare Komposition charakterisiert, ersatzweise (wenn z.B. Umwandlungspunkte nicht bestimmt werden können) durch ausgewählte intensive Größen bei Normaldruck und -temperatur. 5. Der Begriff ›chemische Energie‹ Es existieren verschiedene Bedeutungen
des Energiebegriffs. Zwei davon sind im Kontext von Chemieunterricht bedeutsam:
1. Der thermodynamische Energiebegriff: Bei chemischen Reaktionen (unter konstantem
Druck) ist die Enthalpiedifferenz der Edukte und Produkte (wenn keine Arbeit
geleistet wird) gleich der (z.B. mit Kalorimetern messbaren) Wärme
und/oder der Arbeit (z.B. der elektrischen Arbeit).
Es gibt verschiedene Energiearten, z.B.
Wärmenergie, elektrische Energie usw.. Jede Energieart hat ihren spezifischen
Prozess. Energiearten können ineinander umgewandelt werden; hierfür
gilt ein Äquivalenzprinzip.2. Der phänomenologische (bzw. der technische) Energiebegriff: Der Zusammenhang der Grundbegriffe Die fünf Grundbegriffe der Chemie
stehen in einer ausgezeichneten Beziehung zu einander: Wenn
man fünf Grundbegriffe annimmt, steht der Begriff ›chemische Reaktion‹
im Mittelpunkt eines Tetraeders, wenn man vier Grundbegriffe annimmt, steht
der Begriff ›chemische Reaktion‹ im Mittelpunkt eines Dreiecks; in diesem
Fall entfällt der Grundbegriff ›Element‹, weil der Grundbegriff ›Atom‹
mit dem Grundbegriff ›Element‹ gleichgesetzt werden kann (siehe die Begriffsdefinitionen
für ›chemisches Element‹). Die
Begriffsdefinition von ›chemische Reaktion‹ setzt die vier (drei) Grundbegriffe
an den Ecken des Tetraeders (Dreiecks) voraus.
Der Begriff ›chemische Reaktion‹ ist ein
eindeutiger und unumstrittener Grundbegriff. Die anderen Grundbegriffe
sind nicht eindeutig festgelegt. Dies ist teilweise historisch bedingt,
da verschiedene eindeutige Begriffsbestimmungen nebeneinander gebraucht
werden. Beim Begriff ›Stoff‹ ist es bis jetzt noch nicht gelungen, eine
brauchbare Definition zu formulieren.Der Begriff ›chemische Reaktion‹ ist ein
Prozessbegriff, die anderen Grundbegriffe beschreiben Zustände. ›Stoff‹,
›Element‹ und ›Element‹ bezeichnen das in einem Prozess (chemische Reaktion)
als invariant (dh. unverändert) Angesehene. Beispiel: Man sagt z.B.
beim Schmelzen bleibt der Stoff "erhalten", bei einer chemischen "Umwandlung"
bleibt das Element "erhalten", usw..
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