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Auswertung der Befragungen
 
 
Informationsquellen zur Auswertung
Umfragebögen
Abschlussberichte der Schüler in ihren Ordnern
Befragung ausgewählter Betriebe
 
 
Statistische Auswertung der Fragebögen
 
Es ist darauf hinzuweisen, dass diese Befragung keine Allgemeingültigkeit besitzt, sondern nur im Rahmen des durchgeführten Schulversuchs Aussagekraft besitzt. Trotzdem lässt sich ein Trend erkennen.

Befragt wurden 68 Schüler und Schülerinnen aus den drei am Schulversuch teilgenommenen Klassen. 59 davon gaben an, dass die freiarbeits- und projektorientierten Unterrichtseinheiten für sie mehr Arbeit darstellte. Etwa 40% aller Schüler waren der Meinung, dass soziale Fähigkeiten, wie man miteinander umgeht, geschult wurden. Genau die Hälfte aller Schüler glaubten, dass die freien Unterrichtsmethoden in Verbindung mit einem ausgestellten Testat zu einem höheren Lernerfolg führten. Der verbesserte Lernerfolg fand offenbar nach der Selbsteinschätzung durch die Schüler nur bei der Hälfte aller Befragten statt. Um diese Aussage genauer zu untersuchen, soll das Ergebnis folgender Frage herangezogen werden:
 
 

 
 
18 von 68 Schülern (26%) würden die herkömmliche Form "Klassenarbeiten mit Noten" lieber beibehalten. Vorteile sahen sie vor allem darin, dass Noten einen höheren Zwang ausüben (50% aller Befragten). Das "Abfragen mit Noten" wurde vollständig abgelehnt (0%). Die andere Hälfte der Befragten sahen in den Noten eher ein Hindernis ("Noten verhindern, dass ich frei und ungezwungen lerne"). Daraus lässt sich schließen, dass es bei den Schülern unterschiedliche "Lerntypen" gibt. Die einen lernen wegen des Zwangs, die anderen werden dadurch behindert.
 
Der größte Anteil (35%) bevorzugte das Arbeitsheft mit Testat. Immerhin noch 38 von 68 Schülern (Klassenarbeiten mit Noten und Heft abgeben mit Noten) hätten lieber Noten. Offenbar wird das Testat bei einigen nur als eine weitere Möglichkeit gesehen, den Lernerfolg zu erhöhen, bzw. die Leistungsnachweismöglichkeiten noch weiter zu differenzieren. Die Klassenarbeit fand insgesamt nur noch bei 36% aller Befragten den Vorzug, der Trend ging eindeutig in Richtung Heft oder Arbeitsheft abgeben (Jahresarbeit, Referat, etc.). Zwei Fragen sollten die Effektivität der bisherigen Klassenarbeiten untersuchen:
 

Wie viele Tage vor einer Klassenarbeit beginnst du in der Regel zu lernen (68 Schüler)?
 
1 Tag
14 Antworten
2 bis 3 Tage
37 Antworten
4 bis 7 Tage
13 Antworten
Ich lerne kontinuierlich
3 Antworten
Ich lerne gar nicht
1 Antwort
 

Wie hoch schätzt du die Prozentzahl ein, wie viel deines Wissens
nach einer Klassenarbeit nach einer Woche verloren ist?

 
0 bis 20% verloren
4 Antworten
20 bis 40% verloren
41 Antworten
40 bis 60% verloren
17 Antworten
mehr als 60%
6 Antworten
 
 
Damit ergibt sich aufgrund der Selbsteinschätzung der Schüler ein statistischer Mittelwert von etwa 39% an verlorenem Wissen nach einer Woche nach der Klassenarbeit. Die Tatsache, dass nur 3 von 68 Schülern kontinuierlich lernen, zeigt, dass das Wissen für die Klassenarbeit zu einem großen Anteil nur in das Kurzzeitgedächtnis aufgenommen wird.
 
Trotzdem scheint noch etwas hängenzubleiben, nur in einem Fall gab ein Schüler an: "davor 0% Wissen, danach ein Teil vom Nachbarn". Die Hälfte aller Befragten glaubte, dass das Anfertigen einer Hausarbeit oder einer Jahresarbeit in Verbindung mit einer Testatausgabe zu einem höheren Lerneffekt führte, da "man sich intensiver mit dem Stoff befasst".
 
Insofern ist der Schulversuch als Erfolg zu werten, da die getestete, neue Wissensabfrage, die Jahresarbeit, bzw. das Arbeitsheft mit Testat Akzeptanz gefunden und zu erhöhtem Lernen beigetragen hat. Anzustreben ist für die Schule der Zukunft in jedem Fall eine Steigerung des kontinuierlichen Lernens.
 
 
Abschlussbericht der Schüler in ihren Ordnern
 
Am Ende jeder Unterrichtseinheit sollten die Schüler und Schülerinnen über den Unterricht reflektieren und hatten auch die Möglichkeit Kritik zu äußern. Insgesamt wurden die durchgeführten Unterrichtsmethoden (Freiarbeit, Praktikum, Projekt) und die Ausstellung eines Testatheftes in den meisten Fällen positiv aufgenommen. Viele der Schüler würden sie weiter empfehlen und jederzeit wieder durchführen. Vereinzelt gab es jedoch auch sehr kritische Stellungsnahmen.
 
Positive Einschätzungen der Schüler
 
Viele gaben an, dass die intensive Befassung mit einem Thema und die selbständige Erarbeitung zu intensiverem Lernen führte. Verstärkt wird dieser Effekt vor allem auch durch eine erhöhte Lernmotivation, die auf verschiedenen Faktoren zurückzuführen ist, z. B.: Einige glaubten auch, dass in derartigen Unterrichtsformen der Lehrer mehr mit jedem einzelnen spricht. Folgendes Beispiel verdeutlicht im wesentlichen die positiven Effekte der neuen Unterrichtsmethoden.
 
Ausschnitt aus einem Abschlussbericht einer Schülerin
 
 
Negative Einschätzungen der Schüler
 
Einige Schüler hatten mit unterschiedlichen Auslegungen von zwei an einem Projekt beteiligten Lehrern zum Fach Kunst Schwierigkeiten (bezüglich der kreativen Bildgestaltung). Auch unterschiedliche Erziehungsstile von verschiedenen Lehrpersonen innerhalb einer Unterrichtseinheit schätzten die Schüler überhaupt nicht. Ein paar wenige sahen jedoch gerade darin eine Möglichkeit, mehrere Sichtweisen dargestellt zu bekommen.
 
Ein nicht unerheblicher Anteil beklagte sich über Gruppenpartner, "die weniger als andere machen" und sich unsozial verhalten. Diese ließen entweder für sich arbeiten oder sie räumten am Ende der Stunde nicht auf und überließen dies den anderen. Als sehr negativ wurde es empfunden, wenn sich Schüler bei eventuellen Fragen und Problemen von der Lehrperson im Stich gelassen fühlten.
 
Schüler, die nicht bereit waren, sich selbständig Informationen zu beschaffen, lehnten die neuen Unterrichtsformen ebenfalls ab. Diese wünschten sich lieber wieder die Form des Frontalunterrichts mit Klassenarbeiten.
 
Auf Kritik bezüglich der Unterrichtsorganisation möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, da dieser Punkt nur für die Durchführung weiterer Projekte an unserer Schule relevant ist.
 

Drei Trends bei den Abschlussberichten
 
Bei den Abschlussberichten waren drei "Trends" zu erkennen:
 
a) Viele waren mit dem Unterricht vollständig zufrieden (ca. 50%), sie reflektierten sehr ausführlich über ihren Lernerfolg und begründeten Vor- und Nachteile. Ihre Ordner belegten kontinuierliches Arbeiten und enthielten einen großen Anteil eigener Einschätzungen und Formulierungen.
 
b) Ein etwas kleinerer Anteil beklagte sich über die viele Arbeit (ca. 40%), legte jedoch ebenfalls sehr umfangreiche Ordner vor. Diese Ordner orientierten sich mehr an fachlichen Darstellungen und enthielten eher weniger eigene Einschätzungen über einzelne Unterrichtsstunden. Die Arbeiten wurden meist in den letzten beiden Wochen vor dem Abgabetermin - oft noch in Nachtarbeit - angefertigt.
 
c) Ein paar wenige Schüler  (ca. 10%) lehnten den Unterricht völlig ab und wollten lieber wieder Frontalunterricht mit Klassenarbeiten. Sie waren in der Regel nicht bereit, einen erhöhten Arbeitsaufwand einzubringen. Diese Schüler erhielten die Testate in der Regel nicht, da ihre Ordner nicht den Anforderungen entsprachen.
 
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die dargebotenen Unterrichtsformen forderten einen wesentlich erhöhten Arbeitsaufwand von Lehrer und Schüler. Die Schüler waren aber bereit, sich darauf einzulassen, wenn sie sich mit ihrer Lernumgebung identifizieren konnten und wenn sie für sich einen höheren Lerneffekt feststellten.
 
 
Befragung ausgewählter Betriebe
 
An der Befragung beteiligten sich neun Betriebe, die derzeit den Hauptanteil an Ausbildungsplätzen für die Schüler und Schülerinnen der Realschule Mühlheim zur Verfügung stellen.
 
Nur drei der neun Firmen schätzten die Kompetenzen der bisherigen Realschulabgänger (vor dem Schulversuch) ausreichend ein. Schwächen wurden vor allem beim "Selbständigen Erledigen von Arbeitsaufträgen", aber auch bei der Fach- und Sozialkompetenz gesehen. Bei den "praktischen Fertigkeiten" schnitten die Realschüler eher gut ab.
 
Bei der Frage, welche Bereiche in der Realschulausbildung besonders hervorgehoben werden sollten, wurden folgende Schwerpunkte genannt: Acht Betriebe meinten, dass die bei Bewerbungen vorgelegten Zeugnisse keine ausreichende Auskunft geben, um sich von der bewerbenden Person ein ausreichendes Profil zu machen. Sieben Betriebe wünschten sich zusätzliche Bemerkungen im Zeugnisheft. Als Möglichkeiten wurden folgende Alternativen angesprochen: Fast einstimmig herrschte die Meinung vor, dass das Vorlegen von Testaten, wie es im Rahmen des Schulversuchs erprobt wurde, positiv zu bewerten sei. Nur ein Betrieb empfand es als Nachteil, wenn in den Testaten zusätzliche Informationen über die Inhalte und die Ausgestaltung der Hefte enthalten waren.
 
 
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