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Kritik am bestehenden, naturwissenschaftlichen
Fachunterricht
Der Schulversuch im Auftrag
des Kultusministeriums Stuttgart ist aus dem Gedanken heraus entstanden,
die praxisbezogene Lebensrelevanz und die erzieherische Wirksamkeit der
naturwissenschaftlichen Fächer zu verstärken. Im Chemieunterricht
spielt die Kreidechemie und das systematische "Fach Chemie" leider immer
noch eine übermäßige Rolle. Erfahrungen zeigen, dass die
Schüler und Schülerinnen auf Klassenarbeiten meist nur ein oder
zwei Tage davor lernen und den "Stoff" schon nach wenigen Tagen vergessen
haben. "Wissen" wird nicht verinnerlicht, sondern bleibt an der Oberfläche.
Experimente werden oft nicht als wirkliche Experimente durchgeführt,
sondern lediglich als instrumentelle (Wiederholungs-)Übungen (vgl.
die Kriterien für verstehendes
und zusammenschauend-soziales Lernen). Außerdem ist der reine Fachunterricht
nicht erzieherisch wirksam.
Postulate für einen erzieherisch
wirksamen, naturwissenschaftlichen Unterricht
Ausgehend von der Kritik
ist zu bemerken, dass der bisherige naturwissenschafliche Unterricht nicht
mehr den modernen, gesellschaftlichen Anforderungen in der Berufswelt und
innerhalb der demokratischen Gesellschaft entspricht. Daher sind folgende
Postulate zu fordern:
-
Die thematische Gliederung
ist einer systematischen Stoffverteilung vorzuziehen (Beispiel: Am Thema
"x" werden verschiedene Sachverhalte aufgezeigt, im Schulversuch wurde
dafür das Farbenprojekt eingesetzt.
-
Es sollte zwischen Schülerübungen,
dem instrumentellen Einüben von fachspezifischen Arbeitsweisen (Destillieren,
Filtrieren, Mikrosopieren, usw.) und zwischen einem echten Experiment unterschieden
werden. Für Experimente gelten die Kriterien des verstehenden und
zusammenschauenden-sozialen Lernens.
-
Jeder Schulabgänger
sollte mindestens einmal eine umfassende, themenbezogene und fächerverbindende,
naturwissenschaftliche Dokumentation angefertigt haben. Für das Verfassen
gelten bestimmte Kriterien. Die Organisation der Arbeit findet in Teamarbeit
statt.
-
Das Reflektieren über
Unterricht und den eigenen Lernerfolg stärkt die personale Kompetenz.
Aus diesem Grunde sollte bei aller Art von Unterricht Reflexion in Form
von Gesprächen oder schriftlicher Rückmeldung in den Berichten
stattfinden.
- Fachinhalte werden teilweise
auch weiterhin durch einen darbietenden Unterricht vermittelt und z. B.
durch Klassenarbeiten überprüft, jedoch in einem geringeren Maße
als bisher. Ein erheblicher Teil an Inhalten sollte anhand praxisbezogener
Übungen erlernt werden. Dafür sind neue Beurteilungskriterien
notwendig. Für selbst durchgeführte, echte Experimente, für
Übungen instrumenteller Art oder für Referate und Dokumentationen
werden Testate vergeben, die auf die angefertigte Arbeit verweisen. Bei
Firmenbewerbungen können diese Testate zusammen mit einer Mappe, welche
die in der Schule angefertigten Dokumentationen enthält, präsentiert
werden.