Lysergsäurediethylamid, LSD

LSD-Molekül
Chemische Eigenschaften und Nachweis

Lysergsäurediethylamid oder LSD ist ein synthetisch hergestellter Stoff aus der Gruppe der Ergoline. Er kann aus Mutterkorn-Alkaloiden gewonnen werden. Es existieren vier Stereoisomere, von denen das (+)-LSD am wirksamsten ist. LSD besitzt eine psychedelische Wirkung und unterliegt als Rauschdroge den Vorschriften der Betäubungsmittelgesetze. In reiner Form bildet es farblose, prismatische Kristalle oder ein weißes, kristallines Pulver. Der Schmelzpunkt liegt bei 82 °C. LSD ist sehr schwach wasserlöslich, die Wasserlöslichkeit beträgt bei 25 °C nur 67 mg/l. Beim starken Erhitzen zersetzt es sich und bildet nitrose Gase. LSD ist noch einen Tag nach dem Konsum im Blut und bis zu drei Tage im Urin nachweisbar. Im Handel sind einfach handzuhabende Teststreifen als Schnelltest für LSD im Urin erhältlich.


Geschichte

Vergiftungen durch Mutterkorn-Alkaloide aus Pilzen im verunreinigten Getreide waren in der Vergangenheit keine Seltenheit. Die akute Mutterkorn-Vergiftung zeigt sich in Darmkrämpfen, Wahnvorstellungen und im Absterben von Fingern und Zehen aufgrund von Durchblutungsstörungen.

Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann von der Sandoz in Basel isolierte im Jahr 1938 verschiedene Lysergsäureamide aus dem Mutterkorn-Pilz Claviceps purpurea. Das dann daraus hergestellte Lysergsäurediethylamid war die 25. Testsubstanz, daher nannte es Hofmann „LSD-25“. Erst fünf Jahre später erkannte er die psychedelische Wirkung der Substanz, nachdem er im Eigenversuch 250 µg LSD eingenommen hatte. Bis dahin war die Wirkung des Meskalins aus Kakteen bekannt, das aber erst ab einer Dosis von etwa 100 mg entsprechende Reaktionen verursacht. Daher schien die Entdeckung bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen erfolgsversprechend.

Die Sandoz brachte den Wirkstoff 1949 mit dem Handelsnamen Delysid auf den Markt. In den 1960er-Jahren wurden das Medikament und auch frei verkäufliches LSD von der Hippie-Bewegung konsumiert. Der Psychologe Timothy Leary glaubte, dass die Droge das Bewusstsein des Menschen erweitern und dadurch die Gesellschaft positiv verändern könne. Daher propagierte er den Massenkonsum und fuhr mit einem bunt bemalten Hippie-Bus durch die USA, wo er überall die Droge verteilte. Albert Hofmann distanzierte sich von diesem Treiben, andere Forscher warnten vor den Folgen des exzessiven Drogenkonsums. 1966 nahm die Sandoz den Arzneistoff 1966 vom Markt. Im gleichen Jahr erfolgte das Verbot für LSD in den USA. Seit 1971 ist LSD auch in den anderen Ländern der Welt verboten.


Wirkung auf den menschlichen Körper

LSD wird in der Literatur oft als „nicht toxischer“ Stoff bezeichnet, was nicht korrekt ist. Nach der PubChem ist LSD sogar ein stark toxischer Stoff. Diese Diskrepanz im Verständnis hängt damit zusammen, dass die erwünschte Wirkung schon bei kleinsten Substanzmengen ab 25 µg auftritt. Die tödliche Dosis liegt um einiges höher. LSD verstärkt im menschlichen Körper die Wirkung des „Glückshormons“ Serotonin. Vielfach wird LSD als Halluzinogen bezeichnet, was aber eigentlich nicht ganz korrekt ist. Konsumenten beschreiben eine bewusstseinserweiternde Wirkung. Sie „hören“ Farben oder „sehen“ Töne, die Zeit läuft viel langsamer und Objekte verändern ihre Größe. Psychedelisch bedeutet so viel wie „die Seele offenbarend“. Eine ähnliche Wirkung haben die Psychodelika aus den Psilocybin-Pilzen, etwas geringer auch die Amphetamine oder die Gifte aus dem Fliegenpilz.

Die Rauschdroge wird über den illegalen Markt auf Papierstücken („Trips“), in ethanolischer Lösung als Tropfen („Liquid“ oder „Drops“ auf Zucker getropft), in Tabletten oder in den Hüllen von Gelatinekapseln gehandelt. Innerhalb einer Stunde verteilt sich das LSD im ganzen Körper und passiert auch die Blut-Gehirn-Schranke. Der Abbau erfolgt über die Leber, ausgeschieden wird es relativ schnell wieder über den Urin. Das Abhängigkeitspotenzial gilt als eher gering; auch massive, langfristige Schäden wie beim Heroin treten nicht auf.


Literaturquellen

Berger, Markus: Psychoaktive Drogen, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2017
Falbe/Regitz (Hg.): Römpp Chemielexikon, Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York 1992
Köhler, Thomas: Rauschdrogen und andere psychotrope Substanzen, dgvt-Verlag, Tübingen 2014
Parnefjord, Ralph: Das Drogentaschenbuch, Thieme, Stuttgart 2005
PubChem, Cocain, abgerufen 1/2022 auf: https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/Lysergide
Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT Verlag, Aarau 2004
Schmidbauer, Wolfgang und vom Scheidt, Jürgen: Handbuch der Rauschdrogen, Fischer, München 2003
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