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Gummiarabikum
 
Lupe Als Gummiarabikum bezeichnet man das durch Ausschwitzung gewonnene, kohlenhydratreiche Gummi des im Senegal vorkommenden Gummiarabikumbaums, der auch Senegalakazie genannt wird. Der kleine, stark verzweigte Baum hat doppelt gefiederte Blätter und vielblütige, ährige Blütenstände mit gelben Schmetterlingsblüten. Gummiarabikum stammt nicht aus Arabien, es wurde früher aus Arabien nach Europa eingeführt. Das wasserlösliche Gummi besteht vor allem aus sauren Salzen der Arabinsäure. Das Molekül dieses Vielfachzuckers ist aus L-Rhamnose, L-Arabinose, D-Galactose und D-Glucuronsäure aufgebaut.
  
 
Geschichte Gewinnung Rezepturen Bindemittel Portraits
   
Geschichte und Verwendung
Die alten Ägypter verwendeten Gummiarabikum als Bindemittel für Tinte und zum Einbalsamieren von Leichnamen. In Malereien auf Mumiensärgen lässt sich Gummi aus Pflanzenarten nachweisen. Akazien, deren Blutungssaft sich für eine industrielle Gewinnung eignet, kommen in den tropischen Regionen Afrikas, Indiens und Australiens vor. Die ergiebigste Art, den Gummiarabikumbaum Senegalia senegal (L.) Britton, findet man in riesigen Wäldern vor allem im Senegal und in der sudanesischen Provinz Kordofan.

Mit dem Aufkommen der Buch- und Aquarellmalerei im 12. Jahrhundert wurde Gummiarabikum zu einem der bedeutendsten Bindemittel für wasserlösliche und lasierend aufgetragene Künstlerfarben. Es diente auch zur Gummierung von Papier, so verwendete man Gummiarabikum für die Gummierung von Briefmarken, Etiketten, Klebebändern und Briefumschlägen. Als Lebensmittelzusatzstoff E 414 wird es heute noch zur Verdickung von Gummibonbons, Süßwaren und Speiseeis eingesetzt. Es findet sich auch als Klebstoff in Zündhölzern oder in Pillen.


Zweig des Gummiarabikumbaums Senegalia senegal (L.) Britton

Lupe
 
Typisch sind die doppelt gefiederten Blätter des Baumes.
 
   
Gewinnung
Wenn europäische Steinobstpflanzen wie Kirschen oder Pflaumen Gummi aussondern, dann weist dies oft auf eine Erkrankung hin. Bei den afrikanischen Akazien wird das Gummi bewusst herausgeholt. Im Gegensatz zum Kautschukprodukt („der Gummi“) meint man mit „das Gummi“ die wasserlösliche Ausschwitzung von Pflanzen. Die Rinde des Gummiarabikumbaumes wird in der ersten Jahreshälfte senkrecht angeritzt. Dadurch tritt ein Gummitropfen aus. Diesen fängt man auf und lässt ihn trocknen. Alle zwei Tage wird ein weiterer Schnitt meist unterhalb der alten Ritzung angebracht. Das enthaltene Produkt ist noch mit Resten der Rinde oder mit Holzfasern verunreinigt. 


Gummiarabikum Stücke


 
Die Stücke sind noch mit Rinden und Holzfasern verunrenigt.
 
   
Rezepturen
Zur Gewinnung einer gereinigten, wässrigen Lösung kann man die Stücke in einen Teestrumpf geben und in ein Wassergefäß hängen. Nach einer Weile erhält man eine schwach saure Gummilösung, die sich zur Herstellung einer wasserlöslichen Farbe eignet. Derartige Lösungen sind im Künstlerbedarf als fertige Zubereitungen erhältlich. In Aquarellfarben ist oft noch Glycerin beigemischt. Bei der Verwendung von säureempfindlichen Pigmenten wie Ultramarinblau können chemische Reaktionen auftreten. Um dies zu verhindern, verwendet man gelegentlich Wasser-Öl-Emulsionen, in dem man zu der Gummilösung noch Leinöl hinzugibt.

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