Ende
September sieht man unterhalb des Dorfes Mund trockene Äcker, die
scheinbar brach liegen. Doch im feinsandigen, lockeren Boden stecken in
15 bis 20 Zentimeter Tiefe die Safranknollen. In Mund wird im September in den gleichen
Boden noch Roggen gesät, der im Sommer des folgenden Jahres geerntet
wird. An den Regentagen Mitte Oktober ist es dann so weit: Die Knollen
beginnen zu sprießen, und innerhalb eines Tages durchbrechen die
Keimlinge den Boden und beginnen zu blühen. Am späten Nachmittag
ist auf dem Safranacker ein violettes Blütenmeer zu sehen, am Abend
erfolgt die Ernte. Es werden die ganzen Blüten geerntet. Noch in der
gleichen Nacht zieht man die Narben aus den Blüten. Die Trocknung
erfolgt in einem schattigen und luftdurchströmten Raum. Zur Erhaltung
des Aromas werden die Narben in einem dunklen Gefäß aufbewahrt.
Zur Gewinnung von einem Kilogramm Narben werden in Mund 130000 Blüten
oder 390000 Fäden benötigt. Beim Trocknen verlieren die Fäden
vier Fünftel ihres Gewichts. Die Jahresernte in Mund liegt bei bis
zu drei Kilogramm Fäden pro Jahr.
Die wässrige Farbstoff-Lösung
lässt sich in einer Direktfärbung für Wolle, Seide und Baumwolle
verwenden. Es ist kein Vorbeizen der Stoffe erforderlich. 2,5 Gramm der
Safranfäden werden zunächst über Nacht in 300 Milliliter kaltes Wasser
gelegt. Am nächsten Tag kocht man die Farbstofflösung, lässt
auf 40 °C abkühlen, legt dann die zu färbenden Textilien hinein
und erwärmt auf 80 °C. Nach 30 Minuten erhält man eine schöne
Färbung.
Durch Extraktion mit
Wasser erhält man eine gelbe Lösung des Farbstoffes. Noch in
einer Verdünnung von eins zu 200000 ist die gelbe Farbe des Farbstoffes
sichtbar. Der Farbstoff kann mit Hilfe eines Trägermaterials auch
zu einem gelben Pigment verarbeitet werden. Die getrockneten Safranfäden
erzielen hohe Preise. Im Jahr 2020 betrug der Preis bei Kremer-Pigmente
für ein Kilogramm Safranfäden um die 8000 Euro. Für gute Qualität
wird in Mund auch mehr bezahlt, doch dort dient der Safrananbau hauptsächlich
zur Zubereitung von Safrangerichten in den umliegenden Restaurants.
Safranextrakt
und Bau des Crocinmoleküls
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Crocinmolekül
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Crocin stellt
ein Digentiobiose-Ester des Crocetins dar und kommt in verschiedenen Krokus-
und Gardeniaarten vor.
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