Fakten zum heißen Sommer 2003
zusammengestellt
von Thomas Seilnacht
In Wien maß man
am 12.08.2003 mit 37,6 Grad Celsius den heißesten Tag seit Beginn
der Wetteraufzeichnungen in Österreich. Der Schweizer Hitzerekord
wurde einen Tag zuvor in Grono im Kanton Graubünden mit 41,5 Grad
gebrochen. In Deutschland kletterte zur gleichen Zeit die Temperatur am
Oberrhein auf über 40 Grad, während es nachts noch 27,6 Grad
warm war. Damit war dies die heißeste Nacht in Deutschland seit Beginn
der Wetteraufzeichnungen. Der deutsche Hitzerekord wurde nach Angaben des
Wetterdienstes Meteomedia in Perl-Nenning im Saarland mit 40,3 Grad Celsius
gemessen. In Großstädten wie Frankfurt, Paris oder Sevilla kletterte
die Temperatur teilweise über 50 Grad Celsius, da sich dort Hitzeglocken
bildeten. Für die Wetteraufzeichnung sind solche Rekorde jedoch nicht
von Bedeutung, da die Messungen genormten Bedingungen unterliegen.
In Frankreich starben
nach Schätzungen im Sommer 2003 mehr als 11000 Menschen an den Folgen
der Hitze. Vielfach handelte es sich um alte Menschen. Die Leichenhallen
von Paris konnten die vielen Toten nicht mehr aufnehmen, daher wurden Kühlwagen
und Markthallen zweckentfremdet. Die Krankenhäuser waren total überlastet.
Da die Behörden zunächst das Problem vernachlässigten, kam
es zu einer Regierungskrise. Der Chef der Pariser Gesundheitsbehörde
trat zurück. Auch in den deutschen Altenheimen in Karlsruhe starben
innerhalb von zwei Wochen 26 Menschen an der Hitze.
Im August am 12.8.2003
zeigten 15 von 16 Messstationen in der Schweiz mehr als 120 µg (Mikrogramm)
Ozon pro Kubikmeter Luft (zwischen 15 und 16 Uhr). In Zürich und Basel
wurden Werte über 230 µg gemessen. Der Spitzenwert war im Kanton
Tessin bei 350 µg Ozon erreicht. Als Notmaßnahme erließen
die Kantone Geschwindigkeitsbeschränkungen. Vielerorts waren auf den
Autobahnen nur noch 80 Stundenkilometer erlaubt. Dies verschärfte
die Verkehrssituation am Gotthard noch mehr, da viele Urlauber mit ihrem
Auto unterwegs waren und stundenlang im Stau steckten. Auch in Deutschland
wurden an vielen Orten Werte von mehr als 200 µg gemessen.
Nach Erkenntnissen des
Schweizerischen Bundesamts für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL)
sind etwa zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung gegen Ozon besonders
empfindlich. Zu den Risikogruppen gehören unter anderem Menschen,
die an Asthma oder chronischer Bronchitis leiden.
Nach einer internationalen
Studie, die im Sommer 2003 veröffentlicht wurde, wird das Eis am Nordpol
in den kommenden 100 Jahren vollständig schmelzen. Satellitenbilder
zeigen, dass die Eiskappe am Nordpol in den letzten Jahrzehnten um eine
Million Quadratkilometer geschrumpft ist. Übrig bleiben noch 6 Millionen
Quadratkilometer. Ein Ansteigen des Meeresspiegels ist aber dadurch nicht
zu befürchten, da sich das Eis am Nordpol im Wasser befindet. Die
mittlere Oberflächentemperatur der Erde könnte bis zum Jahr 2100
um 5 Grad Celsius steigen. Beim Abschmelzen der Gletscher und der Antarktis
ist jedoch auch ein Anstieg des Meeresspiegels zu erwarten.
Während die Pegel
der Flüsse, die aus Gletschern gespeist werden, überdurchschnittlich
hoch waren, trockneten die Flüsse im Unterland fast aus. Im Sommer
zuvor noch hatten riesige Überschwemmungen im Osten Deutschland zu
katastrophalen Folgen geführt, von denen sich die Betroffenen und
die ostdeutsche Wirtschaft nur schwer erholten. Dieses Jahr führte
die Elbe bei Dresden so wenig Wasser wie nie zuvor. Die Trockenheit führte
zu zahlreichen Ernteausfällen. Viele Bäume zeigten deutliche
Hitzeschäden.
Ein großes Problem
war auch der Anstieg der Wassertemperatur. So erreichten die Rhone bei
Chancy mit 25,1 Grad und der Rhein bei Rheinfelden mit 25,8 Grad jeweils
die höchste dort gemessene Wassertemperatur. Auch andere Flüsse
und Seen verzeichneten Rekordwerte. Die hohen Wassertemperaturen führten
zu einem Sauerstoffmangel und dadurch zu einem massiven Fischsterben in
den Gewässern. Berufsfischer mussten zum Beispiel mehr als 20000 tote
Äschen aus dem Hochrhein bergen. Einige Atomkraftwerke in Bayern und
Baden-Württemberg wurden vom Netz genommen, da das abgegebene Kühlwasser
zu warm war. Die von den Behörden erteilten Betriebs-Sondergenehmigungen,
um den Strombedarf weiterhin aufrecht zu erhalten, stießen bei den
Umweltschützern auf Unverständnis.
Die Null-Grad-Grenze
in den Alpen zog sich bis auf eine Höhe von 4600 Metern zurück,
das entspricht fast der Höhe des Mont Blanc. Normalerweise liegt die
Null-Grad-Grenze im Sommer bei etwa 3000 Metern. Das Abschmelzen der Gletscher
in den Alpen wurde im Sommer 2003 enorm beschleunigt. Dies zeigte sich
auch darin, dass einige Stauseen infolge des übermäßigen
Wasserabflusses überliefen. Erstmals wurde von Experten auch auf das
drohende Abschmelzen des Permafrostes hingewiesen. Zahlreiche Bergbahnen
und -stationen sind auf dem ewigen Eis gebaut. Der Permafrost bewirkt eine
Stabilisierung des Untergrundes, das Zurückgehen des Permafrostes
führt vermehrt zu Bergstürzen und Hangabbrüchen.
Besonders verheerend
waren die zahlreichen Waldbrände in Südeuropa, aber auch in Kanada.
In Portugal verbrannten insgesamt 250 Quadratkilometer Ackerland und knapp
3000 Quadratkilometer Wald, eine Fläche größer als das
Saarland. 45000 Menschen verloren alleine in Portugal ihr Hab und
Gut oder ihren Arbeitsplatz, 18 Menschen kamen ums Leben. Portugal erhielt
von der EU Finanzhilfe für den wirtschaftlichen Schaden, der
knapp eine Milliarde Euro betrug. Bei einem Waldbrand an der Costa Brava
in Spanien mussten 12000 Urlauber vor den Flammen fliehen. Ein Großbrand
bei Leuk im Kanton Wallis/Schweiz vernichtete am 14. August 2003 4,5 Quadratkilometer
Lawinenschutzwald. In Deutschland gab es hunderte von kleineren Waldbränden,
die allerdings relativ schnell gelöscht werden konnten.
Ende August führten
verheerende Unwetter in Norditalien, in Österreich und im Tessin zu
chaotischen Verhältnissen. Ein schwerer Sturm deckte in Graz Dächer
ab. Heftige Regenfälle lösten zahlreiche Erdrutsche und Schlammlawinen
aus und verschütteten Ortschaften und Verkehrsverbindungen. Viele
heimkehrende Urlauber saßen im Süden fest, da die Autobahnen
beschädigt waren, einige Menschen kamen ums Leben. Nachdem die
Hitzewelle im Sommer vor allem in Norditalien zu massiven Ernteausfällen
geführt hatte, wurden andere Gegenden nun von Überschwemmungen
heimgesucht.