Die von Fred Baumann gefertigten Skulpturen
sind nach der "direkten Methode" hergestellt. Der Künstler fertigt
dabei zunächst eine Skulptur aus Wachs an, die er in der Gießerei
in Formsand einlegt. Nach dem Härten des Sandes erhitzt man die Form,
so dass das Wachs herausläuft. Dadurch entsteht ein Negativabdruck
der Skulptur. Nach dem Gießen und nach dem Zerschlagen der Form erhält
man das Gussstück, die Form ist jedoch verloren. Das bedeutet, dass
von jedem Stück nur ein einziger Abguss existiert ("verlorene Form").
Jede Skulptur ist damit ein einzigartiges Unikat.
Der hier benutzte Gebläse-Brenner
leistet 210 kW und wird mit 8 gleichgeschalteten 35kg-Propangasflaschen
betrieben (Bild 1). Weitere 8 Flaschen stehen gleichzeitig als Reserve
zur Verfügung. Im Ofen kann eine Temperatur von maximal 1500°C
erreicht werden (Bild 2). Das Einschmelzen der Messinglegierung beträgt
etwa 1250°C. Nach einer Aufheizdauer von 2 Stunden beginnt der Vorgang
des Einschmelzens. Fred Baumann verwendet eine Kupfer-Zink-Legierung, die
er als "Abfallprodukt" von der Firma Gebr.
Gloor AG erhält. Es handelt sich um ein sehr hochwertiges Messing
für Gasventile (Bild 3).
Die Metall-Legierung muss so schnell wie
möglich geschmolzen werden. Bei zu langem Erhitzen bilden sich Metalloxide.
Auf Bild 4 ist die gebildete Schlacke aus gelbem Zinkoxid auf der Oberfläche
gut zu sehen. Sie kann mit einem Löffel abgeschöpft werden. Um
festzustellen, ob die Temperatur ausreicht, taucht man einen Eisenstab
in die Schmelze. Bleibt noch geschmolzenes Metall daran haften, ist die
erforderliche Temperatur noch nicht erreicht. Die Schmelze sollte weißglühend
sein.
Der Tiegel mit der Schmelze wird mit einer
großen, t-förmigen Zange aus dem Ofen gehoben (Bild 5). Vor
dem Gießen wird der Tiegel in ein Tragegerät gesetzt. Dieses
besteht aus einem Metallring mit langen Stielen. Es wird auf eine Halterung
gesetzt (Bild 6).
Eine Person neigt dann das Tragegerät
und die zweite verhindert mit einem Kratzeisen das Herauslaufen der oben
schwimmenden Schlacke aus dem Tiegel (Bild 7). Der Gießvorgang selbst
sollte ohne Unterbrechung vorgenommen werden, bis die Gießform voll
ist (Bild 8).
Nach dem Abkühlen wird die Form aus
Formsand zerschlagen (Bild 9). Das ausgestoßene Gussstück muss
notfalls noch von anhaftenden Stücken der Form befreit werden. Einen
besonderen Reiz haben die halbfertigen Skulpturen, wenn sie wie Fundstücke
aus der Antike zwischen den zerschlagenen Formsandstücken liegen.
Dieser Vorgang erinnert auch ein wenig an eine Geburt (Bild 10).
Die Reinigung der Oberfläche erfolgt
mit Metallbürsten manuell oder mit einer Maschine (Bild 13). Das Abtrennen
des Versorgungsnetzes (beim Gießen) erfolgt mit Blechscheren, Sägen
oder mit Schneidbrennern. An den abgetrennten Stellen erreicht man durch
Hämmern und Meißeln, dass sie nicht mehr so gut zu sehen sind.
Bei manchen Techniken wird der Guss auch in ein Bad aus verdünnter
Schwefelsäure getaucht. Dieses sogenannte "Chemische Beizen" wurde
bei der hier vorliegenden Skulptur jedoch nicht angewandt.
Das Gesicht findet durch die Kombination
mit einem alten, knorrigen Stück Rebholz seine Vollendung (Bild 14).
Fred Baumann hat ganz am Anfang - bereits beim Herstellen der ursprünglichen
Wachsfigur - die Anpassung an das Rebholz vorgenommen. Auf Bild 13 steht
(links auf dem Tisch unten) schon eine weitere Wachsfigur, bereit zum Einsanden
und zum Gießen...
Film über das Skulpturengießen |