Cinnabarit, Zinnober
engl. Cinnabar
Nach dem griechischen Wort kinnabari (blutrot gefärbtes Harz des Drachenblutbaumes)
Formel
Stoffgruppe
Farbe

Strich
Glanz
Transparenz
Härte (Mohs)
Dichte
Spaltbarkeit
Bruch

Kristallsystem
Kristallklasse
HgS
Sulfide
zinnoberrot, bräunlich, ziegelrot, durch Verunreinigungen auch schwarz
zinnoberrot, braunrot
Diamantglanz, Metallglanz
durchscheinend bis undurchsichtig
2 – 2,5
8,1 g/cm³
vollkommen
uneben, splittrig

trigonal
trigonal-trapezoedrisch
Zinnober aus der Chatian Mine in ChinaLupe
Eigenschaften
Modifikationen
Kristallformen
Geschichte
Vorkommen
Verwendung
Beschreibung

ZinnoberLupeMassiver Zinnober aus Almadén in Spanien
QuecksilberLupeQuecksilber auf Zinnober aus Almadén
ZinnoberLupeZinnober, Zwillinge aus der Tongren Mine
ZinnoberLupeZinnoberkristalle aus Eisen im Saarland
Almadén
Lupe
Zinnober vom Stahlberg in Rheinland-Pfalz
ZinnoberLupeZinnober vom Lemberg in Rheinland-Pfalz
ZinnoberLupeZinnober im Kalk vom Buchholzgraben in Kärnten
Calcit mit ZinnoberLupeCalcit mit Zinnober aus Tsumeb in Namibia
Eigenschaften

Cinnabarit ist der offzielle Mineralname, im deutschen Sprachraum ist auch Zinnober gebräuchlich. Das rote Mineral ist weich und lässt sich leicht zerbrechen. Die Dichte ist sehr hoch, kompakte Stücke fühlen sich daher sehr schwer an. Der ebenfalls rote Realgar ist dagegen deutlich leichter. Klare Kristalle zeigen eine sehr hohe Doppelbrechung. Bei Zimmertemperatur ist der Zinnober beständig, erst beim Erhitzen bilden sich Quecksilberdämpfe. Zinnober ist nur in Königswasser löslich und verflüchtigt sich vor dem Lötrohr ohne Rückstand. Dabei entstehen die toxischen Quecksilber-Dämpfe! Beim Erhitzen im Reagenzglas erhält man einen Quecksilberbeschlag.


Modifikationen

Vom Quecksilbersulfid HgS kommen drei Modifikationen vor: Der Cinnabarit kristallisiert nach dem trigonalen System, während der Metacinnabarit nach dem kubischen System kristallisiert und der Hypercinnabarit nach dem hexagonalen System. Die beiden letzten Modifikationen erscheinen nicht rot, sondern schwarz.


Kristallformen und Wachstum

Der Cinnabarit kristallisiert nach dem trigonalen System, die Kristalle werden aus Basispinakoid, Prismen, Rhomboeder, Dipyramiden und Trapezoeder gebildet. Der bevorzugte Habitus ist dicktafelig bis rhomboedrisch. Auch Durchdringungszwillinge sind bekannt. Die Kristalle treten häufig einzeln auf. Man findet auch strahlige, derbe, körnige oder massige Aggregate. Das Mineral ist oft mit Quecksilber gediegen, Antimonit, Calcit, Dolomit, Realgar, Pyrit, Quarz, Markasit oder mit Quecksilber-Fahlerzen vergesellschaftet. Beim Zinnober aus Almadén können winzig kleine und flüssige Quecksilber-Kügelchen auf dem roten Zinnober sitzen.


Geschichte

Der Name leitet sich vom griechischen Wort kinnábari für „Drachenblut“ ab. Damit wird auch das blutrot gefärbte Harz des Drachenblutbaumes bezeichnet. Zinnober wurde in Mesopotamien und im alten Ägypten wahrscheinlich nicht verwendet. In Europa tauchte der Zinnober zum ersten Mal im 6. Jahrhundert vor Christus bei den Griechen auf. Die Römer bauten das rote Erz in Almadén in Spanien in großen Mengen ab. Andere alte Fundstellen befinden sich heute noch in China und in Usbekistan. Das aus Zinnober gewonnene Pigment Cinnabrium war bei den Römern sehr beliebt, aber auch damals schon sehr teuer.

In China ist das Mineral Zhusha („rotes Mineral“) schon seit 3000 bis 4000 Jahren bekannt. In der chinesischen Kunstgeschichte spielte das Pigment eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei Chao Yung (1289–1360). Obwohl Zinnober den Alchemisten bekannt war, wurde es als Pigment erst ab dem 15. Jahrhundert von den europäischen Malern verbreitet eingesetzt. Weitere Infos zur Geschichte können beim Pigment Zinnoberrot nachgelesen werden.


Vorkommen

Zinnober entsteht hydrothermal an den Austrittsstellen von vulkanischen Gasen oder an heißen Quellen. Man findet das Mineral auch in der Oxidationszone von Quecksilbererz-Lagerstätten. Das berühmeste historische Vorkommen liegt in Almadén in Spanien. Auch am Monte Amiata in der Toskana kommt Zinnober reichhaltig vor.

In Deutschland findet man gut ausgebildete Zinnoberkristalle zum Beispiel bei Eisen im Saarland oder vom Stahlberg bei Rockenhausen in Rheinland-Pfalz. Im Bergwerk Schmittenstollen am Lemberg im Landkreis Bad Kreuznach wurde ab dem 15. Jahrhundert Zinnober gefördert. Von dort stammt Zinnober in massiven Gangstufen. Nach der Schließung des Bergwerks 1942 erfolgte drei Jahrzehnte später im Jahr 1976 die Wiedereröffnung als Besucherbergwerk.

In Österreich findet man das Quecksilbererz zum Beispiel am Erzberg in der Steiermark oder am Buchholzgraben in Stockenboi-Weißensee in Kärnten. In der Schweiz gibt es nur zwei bekannte Fundstellen: Die eine liegt oberhalb der Alp Tumpriv am Piz Beverin in Graubünden, wo der Cinnabarit im Bündnerschiefer vorkommt. Die andere befindet sich am Mont Chemin im Wallis, wo der Zinnober zusammen mit Antimonit gefunden wurde.

Schön ausgebildete Kristalle aus China kommen aus der Tongren Mine in der Provinz Guizhou und auch aus der Chatian Mine in der Provinz Hunan. Die Tongren Mine liefert hervorragend ausgebildete Zwillinge, die häufig mit Dolomit oder Quarz kombiniert sind. In der Tsumeb Mine in Namibia tritt der Zinnober zusammen mit anderen Mineralen wie Calcit auf, der dann durch den Zinnober rot gefärbt wird. Insgesamt trifft man das Mineral weltweit sehr häufig an.


Verwendung

Zinnober ist heute noch ein bedeutendes Erz zur Gewinnung von Quecksilber und dessen Verbindungen. Gut ausgebildete Kristalle sind bei Mineraliensammlern begehrt. Dies gilt für allem für die Zwillinge aus der Tongren Mine in China. Es wird empfohlen, die Stufen nicht im Wohnraum und auf jeden Fall in einer geschlossenen Box aufzubewahren. Dies betrifft insbesondere die derben Aggregate aus Almadén. Manche dieser Stufen können mit Quecksilber vergesellschaftet sein. Früher wurde Zinnoberrot als Pigment verwendet.



Almadén
Lupe
Besucher-Bergwerk in Almadén im Jahr 2017
Almadén
Lupe
Schachtöfen aus dem 16. Jahrhundert mit Aludeln
Almadén
Lupe
Öfen aus dem 19. Jahrhundert zum Rösten des Erzes
Almadén
Lupe
Förderschacht mit Seilwinde im Bergwerk Almadén
© Thomas Seilnacht / Benutzerhandbuch / Lizenzbestimmungen / Impressum / Datenschutz / Literaturquellen