Willemit
engl. Willemite
Zu Ehren des niederländischen Königs Wilhelm I. (1772–1843) (Lévy 1830)
Formel
Stoffgruppe
Farbe
Strich
Glanz
Transparenz
Härte (Mohs)
Dichte
Spaltbarkeit
Bruch

Kristallsystem
Kristallklasse
Zn2SiO4
Silicate
farblos, weiß, rötlich, grünlich, gelblich
weiß
Glasglanz, Fettglanz, Harzglanz
durchsichtig bis undurchsichtig
5,5
4,1 g/cm³
undeutlich
splittrig

trigonal
trigonal-rhomboedrisch
WillemitLupe
Eigenschaften
Kristallformen
Geschichte
Vorkommen
Verwendung
Beschreibung

Eigenschaften

Der Willemit bildet farblose, grünliche, gelbliche oder rötliche Kristalle. Er ist aus Zinksilicat aufgebaut. Besonders bekannt ist er aufgrund seiner starken Fluoreszenz unter UV-Licht. Je nach Fundort kann die Farbe der Fluoreszenz variieren. Im kurzwelligen UV-Licht fluoresziert der Willemit grün, manche Stücke fluoreszieren im langwelligen UV-Licht gelb oder gelbgrün. Der Willemit zersetzt sich in Salzsäure zu einem Gel.


Augit
Willemit
Willemit aus dem Franklin Mine District in Jersey
Willemit
Lupe
Fluoreszierender Willemit im UV-Licht
Willemit
Lupe
Willemit aus der Tsumeb Mine in Namibia
Willemit
Lupe
Sphärolithischer Willemit aus der Tsumeb Mine
Willemit
Lupe
Nadeliger Willemit aus der Dives Mine in Arizona
Kristallformen und Wachstum

Der Willemit kristallisiert nach dem trigonalen System. Die Kristalle zeigen einen prismatischen oder tafeligen Habitus. Auch radialstrahlige, körnige, derbe oder erdige Aggregate kommen vor. In Tsumeb findet man zum Beispiel auch sphärolitisch-kugelige Strukturen, die in verschiedenen Farben auftreten können. Begleitminerale sind unter anderem Arsentsumebit, Cerussit, Duftit, Hydrozinkit, Franklinit, Mimetesit, Smithsonit oder Zinkit.


Geschichte

Das Mineral wurde wohl erstmals im Jahr 1825 in den Zinkminen bei Kelmis in der belgischen Provinz Lüttich gefunden. Die Altenberg-Mine bei Kelmis gilt als Typlokalität. Bereits im frühen Mittelalter wurde dort schon „Galmei“ abgebaut. Dies ist eine Mischung aus verschiedenen Zinkerzen wie Hemimorphit (Kieselzinkerz), Willemit, Smithsonit (Zinkspat) oder Hydrozinkit (Zinkblüte); die Zinkerze konnte man damals noch nicht chemisch unterscheiden. Die Geologen Lardner Vanuxem und William H. Keating bestimmten das vermeintlich neue Mineral als „kieselsäurehaltiges Zinkoxid“ (dieser Verbindung ist der offiziell erst später entdeckte Hemimorphit zugeordet).

Der Mineraloge Gerard Troost bezweifelte die Analyse und schickte eine Probe an den schottischen Chemiker Thomas Thomson (1773–1852). Dieser entdeckte auf der Probe ein weiteres Mineral, dessen chemische Zusammensetzung er als Zinksilicat bestimmte. Der französische Mineraloge und Arzt Armand Lévy benannte das neu entdeckte Mineral im Jahr 1830 zu Ehren des niederländischen Königs Wilhelm I. (1772–1843). Dies war ein Dankeschön dafür, dass der König dem Mineralogen eine Professur in Lüttich verschafft hatte. Lévy war zuvor aus Frankreich im Rahmen der Restauration verbannt worden.


Vorkommen

Der Franklin Mine District bei Franklin im US-Bundesstaat New Jersey ist ein Gebiet, in dem stark fluoreszierender Willemit vorkommt. Eine bekannte Fundstelle dort ist zum Beispiel die Sterling Hill Mine. Schön im UV-Licht fluoreszierender Willemit gibt es aber auch in Tsumeb in Namibia oder in Garpenberg in Schweden. Aus der Dives Mine im Silver District in Arizona stammen nadelige Willemitkristalle, die ganz weiß sein können oder durch Eisenerze rot gefärbt ist. In der Mina da Preguica im portugiesischen Moura kommt das Mineral in kleinen, aber gut ausgebildeten, prismatischen Kristallen vor. Eine weitere bekannte Fundstelle in Europa ist die Blei-Zink-Lagerstätte Carrière du Rivet bei Lafenasse im französischen Département Tarn.


Verwendung

Der Willemit tritt nur in örtlich begrenzten Gegenden auf, daher ist seine Bedeutung als Erz zur Gewinnung von Zink eingeschränkt. Von Sammlern wird er aufgrund seiner starken Fluoreszenz gerne gesammelt.

Der Willemit hatte im 20. Jahrhundert bis in die 1970er-Jahre eine spezielle Verwendung: Zinksilicat wurde zusammen mit wenig Zinkoxid als Leuchtstoff im „magischen Auge“ von Fernsehgeräten, Tonbandgeräten oder Röhren-Radios verwendet: Das magische Auge diente zur optischen Anzeige der Empfangsstärke oder der Pegelstärke. Dabei wurde der von der Kathode ausgehende Elektronenstrom einer Elektronenröhre gebündelt und auf eine fluoreszierende Schicht geleitet.
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