engl. Gypsum
Eigenschaften
Das Mineral Gips ist sehr weich und sehr spröde, es lässt sich mit einem Fingernagel gut ritzen. Gips ist härter als Talk, aber weicher als Calcit und Aragonit. Vom ähnlichen
Anhydrit unterscheidet sich Gips durch den vorhandenen Kristallwasseranteil. Das reine Mineral ist farblos, durch Beimengungen anderer Erze kann sich Gips gelblich, rötlich oder grünlich färben. Gips ist in Wasser und Säuren kaum löslich, er gibt beim Erhitzen im Reagenzglas sein Kristallwasser ab. Ist der Gips gebrannt, findet diese Reaktion nicht mehr statt. Durch Umwandlungsprozesse kann in der Natur aus Gips auch das Mineral Anhydrit entstehen. Das Stück aus Pöttsching in Österreich ist ein Anhydrit, das pseudomorph nach Gips auftritt:
Anhydrid pseudomorph nach Gips aus Pöttsching
Marienglas: typisches, klares Spaltstück
Gips aus der Mino de Morro, Velho in Brasilien
Sandrose aus der Sahara in Marokko
Varietäten
Klarer, farbloser Gips wird als
Marienglas bezeichnet. Der zwischendurch als Synonym verwendete Name Selenit für das Mineral Gips wird heute nicht mehr offiziell benutzt.
Selenit ist die durchsichtige Varietät des Gipses, wobei die Stücke auch farbig durchscheinend sein können.
Alabaster ist Gips in feinkörniger Forn, er kommt farblos oder in weißen, grauen, rötlichen oder gelblichen Farben vor.
Fasergips ist feinfaseriger Gips.
Sandrosen finden sich im Wüstensand, sie sind rosettenartig verwachsen. Sie bilden sich aus sulfatreichem, aufsteigendem Grundwasser in Wüsten.
Selenit als Zwilling aus Manitoba, Kanada
Selenit aus Salinas de Otumba, Peru
Marienglas aus Zeglingen, Schweiz
Alabaster aus Zaragoza, Spanien
Kristallformen und Wachstum
Gips bildet seine Kristallformen aus Pinakoiden und Prismen des
monoklinen Kristallsystems. Zwillinge kommen sehr häufig vor: Die beim Gips häufig auftretenden Berührungszwillinge bezeichnet man als „Schwalbenschwanz“ oder „Fischschwanz“. Die Fischschwanz-Zwillinge können sich übereinander wiederholen, so bilden sich meterlange „Fischschwänze“. Die speziellen Zwillinge, die längs nach der Fläche (001) mit einem Winkel von 123° wachsen, werden nach dem historischen Fundort in Paris „Montmartre-Zwillinge“ genannt. Typisch für den Gips sind auch Durchdringungszwillinge, bei denen sich die Kristalle V-förmig oder kreuzförmig durchdringen. Das Mineral Gips ist sehr vielfältig: Die Kristallaggregate kommen auch strahlig oder rosettenartig vor. Man findet Gips derb, körnig oder faserig.
Schwalbenschwanz-Zwilling aus der Lubin Mine in Polen
Fischschwanz-Zwilling aus Eure et Loire, Frankreich
Montmartre-Zwilling aus Malaga, Spanien
Durchdringungs-Zwilling aus Eyces in Australien
Geschichte
Der Name Gips stammt vom griechischen Wort
gypsos ab, das so viel bedeutet wie „gebrannter Gips“ oder auch „Kreide“. Die Bezeichnung Selenit für klaren Gips ist nach der griechischen Mondgöttin Selene benannt: Die Griechen verwendeten Fenster aus durchscheinendem Gips, und das durchscheinende Licht erschien wie Mondlicht. Im römischen Reich waren Fenster aus klarem Selenit ein Luxusartikel. Der Begriff Marienglas geht auf die Verwendung von klarem Gips zum Schutz von Marienbildern zurück. Damals gab es noch kein Fensterglas oder das Glas hatte nicht genügend Reinheit. Gips diente schon im Altertum in allen Formen als Rohmaterial für Statuen oder Kunstgegenstände und auch zur Herstellung von Baustoffen.
Riesiger Montmartre-Zwilling aus Montmartre in Paris
Strahliges Aggregat aus Queensland, Australien
Gips mit „Sanduhr“, ICE-Baustelle bei Wolfsburg
Fischschwanz-Zwillinge aus Chihuahua, Mexiko
Vorkommen
Gips kommt weltweit fast überall vor. Es ist ein sehr häufiges Mineral. Eine historische Fundstelle befindet sich im alten Bergwerk direkt unter dem Montmartre in Paris. Von dort existieren noch einige wenige Stücke in Sammlungen mit riesigen Montmartre-Zwillingen. Eine alte Fundstelle in Deutschland liegt bei Wiesloch in der Nähe von Heidelberg. Diese Lokalität lieferte die typischen monoklinen Gipskristalle aus seitlichem Pinakoid und Prismen, oft auch mit Durchdringungszwillingen. In der Schweiz hatte der Gipsabbau in der Gipsgrube Zeglingen im Baselbieter Jura lange Zeit Tradition. In Zeglingen kamen glasklare Gipskristalle vor. Heute ist dort ein Naturschutzgebiet. Viele Sammlerstufen stammen aus der Lubin Mine in Polen, aus Laurion in Griechenland, aus Chihuahua in Mexiko oder aus Queensland in Australien. Der helle Alabaster aus Zaragoza in Spanien enthält Hohlräume, in denen Gipskristalle gewachsen sind. Faszinierend sind die berühmten, gelben Berührungszwillinge aus Winnipeg Manitoba in Kanada, die sehr klar sein können. Der Hines Creeek in Alberta ist eine andere Gips-Fundstelle für Sammlerstufen in Kanada. Die Sandrosen findet man zum Beispiel in Tunesien, Marokko oder Ägypten.
Gips aus den Villia Gruben in Laurion
Gips aus der Jean Baptiste Mine in Laurion
Gips auf Goethit aus der Elafos Mine in Laurion
Gips aus dem Bergbau Zimmersrode, Borken, Hessen
Verwendung
Gips kennt man als Baustoff zur Herstellung von Mörtel, Estrichen und Gussformen. Gipsbinden werden ebenfalls als Baustoff oder als Verbandmaterial bei Knochenbrüchen eingesetzt. Marienglas wird zu Schmucksteinen verschliffen.
Calciumsulfat ist ein Füllstoff für Papier und dient zur Herstellung von Schwefelsäure.