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Bakelit-Telefon Polyvinylchlorid, PVC
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Vinylchlorid (Chlorethen) wurde schon um 1838 erstmals hergestellt. Damals setzte der französische Chemiker Henry Victor Regnault (1810–1878) Vinylchlorid der Sonne aus und erhielt vermutlich Polyvinylchlorid. Die technischen Grundlagen für die Polymerisation von Vinylchlorid legte der deutsche Chemiker Fritz Klatte (1880–1934) im Jahr 1912. Die großtechnische Nutzung des Polyvinylchlorids (PVC) erfolgte erst ab 1938. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde PVC zum bedeutendsten Kunststoff überhaupt.
 
Hart-PVC ist relativ steif und gegen Chemikalien wie Säuren, Laugen, Benzine, Alkohole und Öle beständig. Durch den Zusatz von Weichmachern erhält man das elastische Weich-PVC. Als Weichmacher eignen sich Ester der Phthalsäure mit langkettigen Alkoholen. PVC ist nicht besonders stabil gegen Hitze, Alterung und Witterungseinflüsse. Daher werden Stabilisatoren eingesetzt wie Schwermetallsalze oder Sojaöl. Die Herstellung des PVCs erfolgt aus den Erdöl-Produkten Ethen oder Ethin. Ethin wird in einer Additionsreaktion mit Chlorwasserstoff zu Chlorethen (Vinylchlorid) umgewandelt:


 Herstellung von Vinylchlorid

 
Dieses Verfahren ist veraltet, heute gewinnt man das Vinylchlorid hauptsächlich aus Ethen oder aus Ethan. Durch die Addition von Chlor an Ethen erhält man zunächst Dichlorethan, das mit Hilfe eines Aluminiumoxid-Katalysators unter Abspaltung von Chlorwasserstoff zu Vinylchlorid umgewandelt wird. Vinylchlorid ist ein toxisches, süßlich riechendes Gas, das leicht entflammbar ist. Durch die Zugabe von Peroxiden polymerisiert es in einer Ketten-Polymerisation zu festem Polyvinylchlorid:


  Polymerisation von Vinylchlorid


Am Beispiel des PVCs wurde erstmals die Problematik bei der Herstellung und beim Umgang mit einem Kunststoff deutlich. Arbeiter in der PVC-Produktion erkrankten an der Lunge oder an den Gelenken. Die sogenannte „VC-Krankheit“ wurde von den Berufsgenossenschaften als Berufskrankheit anerkannt. Vinylchlorid kann beim Menschen Krebs erzeugen und wirkt erbgutverändernd. Beim Verbrennen entwickelt PVC Chlorwasserstoff.
 
PVC eignet sich zur Herstellung von Fußbodenbelägen, Zelten, Vorhängen, Koffern, Verpackungen, Schuhen, Flaschen, Klebebändern, Rohren, Kabeln, Schläuchen, Folien, Schallplatten oder für den Fahrzeug- und Möbelbau. Die Verwendung von Weich-PVC in Lebensmittelverpackungen und insbesondere in Spielzeug ist problematisch. Hierbei können die Weichmacher in das Lebensmittel oder in den Speichel der Kinder gelangen, wenn diese am Spielzeug nagen. Die Phthalate in den Weichmachern schädigen die Leber und die Schilddrüse, sie wirken auch reprotoxisch. Daher wurde Weich-PVC zur Herstellung von Spielzeug für Kleinkinder in der EU verboten.

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